Eric-Emmanuel Schmitt schreibt (fiktive) Briefe an Mozart und hin und wieder
erhält er auch einen zurück. Wäre es nicht dieser Autor, der mich schon mit
seinen anderen Werken so begeistert hat (z. B. "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" und "Oskar und die Dame in Rosa" - Rezensionen der
Hörbücher sind unten verlinkt), wäre mein erster Gedanke gewesen, dass sich
das simpel oder gar platt anhört. Doch Schmitt überrascht mich immer wieder
mit tiefsten und wahrsten Gedanken inmitten der Einfachheit. Seine Geschichten
sind nie komplex oder pompös. Eher still und unspektakulär. Doch irgendwo dazwischen stecken immer wieder
wundervolle Gedanken über das Leben und den Lauf der Dinge.
In Mein Leben mit Mozart zeigt sich Eric-Emmanuel Schmitt dankbar. Für die
Musik, für Mozarts Werk. Denn Musik kann heilen und versöhnen - mit der Welt, anderen und vor allem sich selbst. Dafür stehen diese fiktiven
Briefe, adressiert an Mozart, in denen der Verfasser aus seinem Leben erzählt, von
seinen Sorgen, Ängsten und Verletzungen und Mozart dankt, dass er ihm beisteht, wann immer er am Leben zu zerbrechen droht. Und
wahrlich, Mozart antwortet. Nicht immer und auch nicht wirklich, sondern durch seine Musik,
die immer im passenden Moment Schmitts Leben kreuzt und ihn rettet, heilt und versöhnt.
Was für andere Menschen die Religion ist, ist für Eric-Emmanuel Schmitt die
Musik. An der Spitze steht bei beidem das Göttliche. Für Schmitt ist das in
der Musik Mozart. Seine Musik von solcher Vollendung und Schönheit, dass sie
jeden Schmerz zu lindern versteht. Und gleichzeitig so leicht und lebensfroh. Von ihr lässt
er sich auffangen, von ihr lässt er sich einhüllen, beruhigen und trösten. Um diese Wirkung auf ihn (und
manchen von uns!) zu verdeutlichen, ist ein Hörbuch das perfekte Medium. Eigentlich
eigneten sich bisher alle Texte des Autors zur Vertonung. So sehr sogar, dass sie mir meist besser gefielen als das Buch. Doch hier
ganz besonders. Die Gedanken und fiktiven schriftlichen Zwiegespräche - eigentlich innere
Monologe - manifestieren sich im gesprochenen Wort und lassen sich perfekt
verbinden mit den Musikeinspielungen aus Mozarts Werk. Stücke und Arien (zauberhaft gesungen!) u. a. aus dem
Figaro, der Zauberflöte und Cosi fan tutte streicheln nicht nur Schmitts Seele, sondern auch die des Hörers
dieses Hörspiels. Vorstellbar wird aufs leichteste, wovon hier erzählt wird.
Nebenbei geht Schmitt in seinen Briefen auch auf Mozarts Leben ein. Nimmt hier und da Bezug auf Begebenheiten in dessen Leben. So ist dieses Hörspiel
Dreierlei: Ein persönlicher Einblick in das Leben des Autors, in das des Musikgenies und ein kleine musikalische Führung durch Mozarts
Werk. Es handelt sich bei den Musikeinspielungen natürlich nur um eine kleinste
Auswahl aus einem imposanten Gesamtwerk, doch es macht neugierig und weckt
Zuneigung und Begeisterung für Mozart und dessen Musik.
Ein wertvoller Beitrag zum Mozart-Jahr, auf den ich nicht verzichten möchte!
Und eine große Freude, dass Der Audio Verlag die Umsetzungen zum Hören von
Eric-Emmanuel Schmitts Büchern so konsequent in sein Programm aufnimmt. Die
Covergestaltungen bauen aufeinander auf, so dass es eine Freude ist, Schmitts Werk
in Wort, Ton und Musik im Hörregal vereint zu sehen. Ich hoffe, dass geht so weiter. Auch in der vorliegenden
Qualität. An dieser Stelle auch ein Lob an die Sprecher, die dem Hörspiel eben die warme Note
verleihen, die aus Eric-Emmanuel Schmitts Worten spricht. Anders dürfte es
nicht sein.
Meine Empfehlung: Die Skepsis beiseite schieben und sich einlassen - auf das
Hörbuch und auf die Musik. Dann hat beides uns eine Menge zu erzählen.
Kleiner Hinweis: Eric-Emmanuel Schmitt studierte, bevor er sich der Philosophie, dem Theater und der Literatur
zuwandte, an einem Konservatorium in Lyon Klavier und Komposition. Erst später wandte er sich wieder der
Musik und ganz speziell Mozart zu. So übertrug er z. B. "Figaros Hochzeit" und
"Don Giovanni" ins Französische. Für diese WDR-Hörspiel-Produktion spielte
Schmitt laut booklet selbst am Klavier das Allegro für Cembalo C-dur. (Petra)
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des Hörbuchs "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran". |
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des Hörbuchs "Oskar und die Dame in Rosa". |