Rezension |
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Inhalt: Kurzversion Viele verschiedene Ereignisse, deren offensichtliche Verbindung nur Wasser und das Meer zu sein scheint, verunsichern Meeresbiologen, Energie- und Walforscher. Die auffälligsten Vorkommnisse ereignen sich vor Vancouver und vor Norwegen. Nachdem ein Tsunami Nordeuropa fast vernichtet hat, ist ein Krisenstab damit beschäftigt die merkwürdigen Signale aus dem Meer zu deuten und die Welt wieder ins Lot zu bringen. Langversion 4.
März - Trondheim / Norwegen Tina
Lund bittet ihren Freund Sigur Johanson, einen Meeresbiologen, einen Blick
auf merkwürdige Würmer zu werfen. Der stellt fest, dass es eigentlich
zwei Würmer sein müssten. Der Eiswurm, die eine Hälfte dieses Getiers,
würde das verhältnismäßig riesige Gebiss nicht benötigen. Warum hat
sich dieses Geschöpf so zusammengesetzt grübelt Johanson. Tina
arbeitet für ein Forschungsinstitut, das den Kontinentalrand untersucht,
um neue Erdölvorkommen zu erschließen. Die Würmer wurden auf
Methanhydrat in 700 Meter Tiefe im Eis entdeckt. Dieses Methanhydrat ist
äußerst energiegeladen und könnte die Unterwasserwelt durch Explosion
ganz schön durcheinander bringen. Die vielen Würmer sind möglicherweise
schon dabei behilflich. Nur begehen sie bei dieser Eisbewanderung
Selbstmord. Warum nur? Das versucht Johanson in Kiel zusammen mit anderen
Wissenschaftlern herauszubekommen. 12.
März - Vancouver Island / Canada Dr.
Leon Anawak ist Walforscher und arbeitet in Vancouver und auf Vancouver
Island. In diesem Jahr gibt es leider noch nicht viel zu sehen, die
Touristen, die sonst die Zodiacs (große Schlauchboote mit Motor zum
Whale-Watching) besteigen um mit Leon die ersten Wale zu sehen, werden
enttäuscht. Die Wale, die normalerweise zu der Zeit auf der Durchreise
vorbeiziehen, sind noch immer nicht da. 5.
April – vor Vancouver Die
Barrier-Queen ist auf Kollisionskurs mit einem anderen Schiff, jedoch lässt
sich der 60000-Tonnen Frachter nicht bewegen. Im Dock stellt sich heraus,
dass eine Unmenge an Muscheln die Steuerung blockiert. Die Schiffe, die
auf die Barrier-Queen zuhalten um zu helfen, werden auf dem Weg zur Unglücksstelle
von Walen angegriffen. Wale sind naturgemäß friedlich. Sie greifen
normalerweise keine Schiffe an. 11.
April – Nanaimo (Vancouver Island) 12.
April - Roanne / Frankreich Die
Zubereitung von Hummern wird einem Koch zum Verhängnis. Einer von zwölf
Hummern zerplatzt beim Kochen und nicht nur der Koch leidet kurz darauf an
einer merkwürdigen Krankheit. Entlang der Küste scheint sich eine
Epidemie auszubreiten. So
häufen sich Hiobsbotschaften, die allesamt mit dem Meer in Zusammenhang
zu stehen scheinen. Leon Anawak grübelt noch immer darüber, was die Wale plötzlich
so angriffslustig macht. Sigur Johansen in Norwegen versucht den Würmern
ihr Geheimnis zu entlocken. Damit sind die beiden Wissenschaftler schon
lange nicht mehr allein, sondern aus verschiedensten Richtungen haben sich
Teams gebildet, die langsam erkennen, dass es einen Zusammenhang zwischen
den Einzelphänomenen zu geben scheint. Die
Erforschung scheint jedoch nicht nur von wissenschaftlichem Interesse zu
sein, stellt Leon einest Tages fest, denn nach seiner Untersuchung der
Barrier-Queen befindet er sich plötzlich in Haft und wird von General
Commander Judith Li von der US Navy verhört. Sie ist die Leiterin eines
gemeinsamen Krisenstabs der USA und Canadas. Dieser Krisenstab widmet
sich der Erforschung der merkwürdigen Meeresereignisse. 1.
Mai - Nordeuropa Ein
Tsunami
(grob gesagt eine riesige Welle die auf Erdbewegungen beruht) tifft auf
Nordeuropa. Norwegen, Schweden, Norddeutschland, die Shetlands. In ganz
Nordeuropa hinterlässt er beim Abzug eine Schlammlandschaft und Zerstörung.
Wasser und Elektrizität werden knapp und die Tiefseekabel, die Amerika
mit dem Rest der Welt kommunikationstechnisch verbinden, geben nach und
nach den Geist auf. Nordeuropa versinkt im Chaos. Judith Li zieht die führenden Wissenschaftler Nordamerikas und Europas im Chateau Whistler zusammen. Die Kommission ist hochoffiziell damit beauftragt worden die Situation ins Reine zu bringen – quasi die Welt zu retten. Auch Leon Anawak und Sigur Johanson sind mit im Team. Ob jedoch bei der Lösung alle an einem Strang ziehen, ist noch zu klären. Meine Meinung: (Vorsicht!
Fast nur ein überschwängliches Lob.) Für
die vorliegende Hörbuchproduktion hat Frank Schätzing sein
1000-Seiten-Buch auf ¼ gekürzt. Dabei hat er nicht nur gestrichen,
sondern auch eine neue Dramaturgie aufgebaut, da für ihn (endlich
jemand, der das erkannt hat), ein Hörspiel anderen Regeln folgen muss,
als ein Buch. Er hat also ein Hörspieldrehbuch geschrieben und gnadenlos
neu arrangiert, gestrichen, umgestellt. Schätzing hat selbst an der Musik
mitgearbeitet, Regie geführt und zwei Sprecherrollen übernommen. Ein
Tausendsassa? Ich
habe einem tollen Hörbuch lauschen dürfen. Atemlos habe ich das
Geschehen verfolgt. Hier liegt eine Mischung vor, die glänzend gelungen
ist. Es beginnt schon mit einem tollen Effekt. Das Besondere an dieser
Produktion ist: Wir erleben Wechsel von Hörspielszenen, Lesung und
Musik oder geräuschuntermalter Lesung und alles bleibt verstehbar,
nichts wirkt naiv wie in den alten Hörspielproduktionen, nichts wirkt nur
um des Effekts Willen. Wie gutes Design - Form und Funktion sind
aufeinander abgestimmt. Beweggrund
dieses Hörbuch hören zu wollen, waren zwei: Einmal suchte ich bis dahin
noch immer nach einem Hörspiel, das auch mir gefällt, und zum Zweiten,
habe ich Norwegen und Vancouver/Vancouver Island durch meine letzen
Reisen kennen gelernt und konnte mir sehr gut vorstellen, wo die
Geschichten gerade spielen. Aber
langsam, meine Freude über diese gelungene Produktion will ich ein
wenig gliedern. Die
Story: Schätzing
hat einen Roman geschaffen, der viele Facetten enthält. Er freut sich
sogar, lt. diverser Veröffentlichungen, dass er nicht einfach in eine
Schublade zu stecken ist. Da ist zum einen der Wissenschaftskrimi, dann
die ökologischen Effekte und ein wenig Liebe ist auch in die Geschichte
verwoben. Am Anfang stand die Idee, dass die Menschen nicht die einzigen
intelligenten Wesen auf diesem Planeten sind. Die Öko-Gedanken gesellten
sich hinzu, wurden immer stärker, und erhielten die Oberhand. Die
wissenschaftlichen Exkurse sind dabei immer erträglich. Schätzing
schafft es den Hörer bei Laune zu halten und das Wissen attraktiv zu
verpacken. Nicht unbedingt ein Wunder, da der Herr aus der Werbebranche
kommt. Aber vielleicht
ist hier die Hörbuchkürzung auch hilfreich gewesen. Das kann ich
jedoch nicht beurteilen, da ich das Buch nicht gelesen habe. Der
menschliche Aspekt hat etwas gelitten. Diverse Figuren verarbeiten ihre
Vergangenheit und ihre Herkunft. Diese Sequenzen hängen bei der Hörversion
etwas im Raum und sind sehr kurz, ich hoffe für das Buch, dass es dort
besser passt. Der Vorteil ist, dass man sich natürlich auch nicht seiten–
bzw. tracklang darüber langweilen lassen muss, wie das Elternhaus das
eigene Verhalten bestimmt. Spannend
und gelungen ist auch die Crime-Story. Schon zu Beginn weiß man, dass
mindestens die weibliche Erzählerin überlebt hat, so kann nicht alles
schlecht ausgehen. Die Entwicklung zum Ende, der Show-Down, die Zahl der
Opfer, überraschen diejenigen nicht, die Bruce Willis- , Schwarzenegger-
oder James-Bond-Filme kennen, aber sie werden trotzdem spannend unterhalten. Diverse Hinweise auf den
Wahnwitz einiger Figuren werden im Hörbuch dezent eingestreut. Die
Verteilung von Gut und Böse ist ab der Hälfte ziemlich klar, jedoch
nicht ohne Überraschung, und wer
nicht gerade ein Freund des amerikanischen Größenwahns ist, freut sich
zusätzlich an diversen Stellen. Die
Sprecher: Frank
Schätzing hat schon sein vorheriges Buch 'Tod und Teufel' als
Autorenlesung herausgebracht und damit bewiesen, dass er lesen kann. Er
war sich jedoch nicht gut genug für eine Hauptsprecherrolle und dank
seiner kritischen Selbsteinschätzung, die sich so mancher Möchtegernautorenleser
als Beispiel nehmen sollte, ist eine Besetzungsliste
herausgekommen, die sich sehen lassen kann, hörbar als Abspann am
Hörspielende. Er selbst spielt nur zwei
kleinere Rollen, den Fiesling vom CIA und einen Koch. Wer 'Tod und Teufel'
kennt, wird ihn auch gleich erkennen. Er beherrscht das Sprechermetier. Meine
derzeitige männliche Lieblingsstimme, die Synchronstimme von Jack
Nicholson, Joachim Kerzel (auch in der Lesung 'Die Säulen der Erde'),
spielt eine der Hauptrollen, und das glänzend. Er verkörpert den
norwegischen Meeresbiologen Sigur Johanson. Die richtige Mischung aus
Coolness, einsamer Wolf, Genießer, Selbstironie und Held, die auch zu der
Romanfigur passt, ist ihm scheinbar in die Stimme gelegt. Der
Hauptsprecher Manfred Zapatka liest mit Engagement und Freude an der
Sache. Er glättet durch die beruhigenden aber nicht langweiligen
Lesungspassagen immer wieder die Emotionen, die durch die Hörspielsequenzen
heraufbeschworen werden. Einen
weiteren ruhigen Hauptpart machen die Erinnerungen von Samantha Crowe aus,
die das Hörbuch eröffnen. Mechthild Grossmann liest diese Figur, sie hat
eine so charakteristische tiefe und warme Stimmlage, dass ihre Passagen
Ankerpunkte beim Szenenwechsel sind. Wenn sich viele Frauenstimmen auch
gleichen, Sam hört man sofort heraus. Alle
anderen SprecherInnen sind gut gewählt, jeden einzeln zu würdigen wäre
langweilig. Keine Stimme stört oder ist unpassend. Da hat ein Arrangeur
ein gutes Ohr bewiesen. Die
Show: Damit
will ich einmal die Sound- und Musikeffekte bezeichnen, alle Hörspielsequenzen
und inszenierte Lesungspartikel. Das Meer, Wind, Boote, Explosionen, Walgesänge,
Unter-Wasser-Szenen und auch einfache Gespräche in Räumen oder am
Telefon. Eben alles, was sich mit Geräuschen darstellen lässt. Hier haben die Tontechniker und –Künstler ebenfalls viel Gutes bewirkt. Bisher ist noch kein Hörspiel vor meinen Ohren so realistisch gewesen. Im Interview mit dem Büchermagazin des Hugendubel verrät Schätzing eines: „Wenn es für einen besseren Soundeffekt nötig war, haben wir auch Köpfe unter Wasser gedrückt“. Die Mühe für diese Inszenierung hat sich gelohnt. Besonders atemberaubend sind die Szenen rund um das Wasser gelungen, jedoch selbst simple Gespräche sind beeindruckend geworden. Auf reale Erfahrungen mit einem Tsunami kann ich gut verzichten, aber wenn ich mir einen vorstellen sollte, dann ist die Vorlage aus diesem Hörspiel beängstigend genug. Die Technik: Tracklängen sind in bewährter Hörverlags-Manier kurz gewählt. Ein Highlight sind die CD-Labels, sie greifen den Blickfang des Buchumschlages auf und strahlen dem Betrachter in lichtem Blau entgegen. Resumé Die oben beschriebenen Bestandteile sind gut abgemischt in dieser Inszenierung zusammengeflossen. Mein beinahe atemloses Lauschen hat bis zum Schluss angedauert. Die großartige Inszenierung einer tollen Buchvorlage mit Sprechern der Spitzenklasse. So soll ein Hörspiel sein. Danach blieb ich hilflos zurück. Was höre ich nach solch einem Genuss? (Binchen, im November 2004) |
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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt
am 10.11.2004, letzte Änderung am 01.12.2004, Layout by abrakan