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(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze) |
Inhalt:
Mittelalter
– England 1123-1173
Kaiserin Mathilde und König Stephan streiten sich um das Thronerbe, während
der Klerus und der Adel von einer Seite auf die andere wechselt. Diese
drei Parteien glauben, dass sie allein die Welt ausmachen, doch vor allem
gibt es natürlich auch noch Menschen des einfachen Volkes und andere
Schicksale.
Zum einen ist da Tom Builder, der gerade durch die Laune eines Bauherrn
seine Arbeit verloren hat. Seine Familie ist deshalb gezwungen zu hungern.
Doch seinem Traum haben wir diese Geschichte zu verdanken. Er möchte eine
Kathedrale bauen. Dabei trifft er auf den jungen Prior Phillip, der ihm
diesen Job vermitteln könnte, wären da nicht dessen Widersacher Bischof
Walleran Bigott und William Hamleigh, die dieses verhindern möchten. Aber
auch die Wollhändlerin Aliena, Grafentochter von Geburt, ihr Bruder
Richard, eine Hexe, ein vermeintlicher Dieb, Gesetzlose und Bauern tragen
ihren Teil zur Geschichte bei.
Die Säulen der Erde lässt uns Einblick nehmen, in die Intrigen, die die
Kirchenmänner untereinander ausfechten. Lug, Hass und Mord sind auch,
oder besonders, dem Möchtegern heiligen Klerus nicht fremd, und wenn man
mit Intrigen dem König helfen kann, hat dies nur selten den Finanzen der
Kirche geschadet. Die willkürliche Macht, die sich der Adel und die
Kirche aufgrund seiner Herrschaft über das einfache Volk herausnahm,
Mord, Totschlag, Brandstiftung, Vergewaltigung, all dies machen 'Die Säulen
der Erde' zu einem spannenden historischen Krimi.
Werden Philipp und Tom die Kathedrale bauen und noch lebend sehen?
Wieviele Menschen werden den Herrschern zum Opfer fallen – Wird die
Gerechtigkeit siegen?
Meine Meinung:
Ken
Folletts Roman ist ein absolutes Meisterwerk, dick, dicht und anschaulich.
Aber wer kennt ihn noch nicht?
Es ist eines der Bücher auf meiner Liste der TOP-TEN-Titel. Hier wollen
Menschen ihre Träume verwirklichen und lassen sich zwar zurückwerfen,
aber nicht aufhalten. Außerdem liebe ich es, wenn die Verlogenheit
diverser Kleriker ans Tageslicht gerät.
Dieses mehr als 1000-seitige Buch zu einem adäquaten Hörbuch zu machen,
ist sicherlich eine lohnenswerte aber auch riskante Angelegenheit, weil so
viele Menschen sich ihre Geschichten im Kopf dazu schon geschaffen haben
und das Durchhaltevermögen gefragt ist. Lübbe Audio hat für Hörbuch-
und Hörspielfreunde eine jeweils eigene Variante kreiert.
Die Lesung von Joachim Kerzel hat mit ca. 825 Minuten eine adäquate
Länge. Ich glaube nicht, dass eine ungekürzte Lesung den Hörern gut
getan hätte, denn Lauschen ist anders als Lesen (*). Aber weniger sollte es
auch nicht sein.
Nachdem ich das Buch vor ca. 10 Jahren gelesen hatte, sind mir nur einige
Details aufgefallen, die mir gefehlt hätten. Diese waren bezeichnender
Weise sehr brutal. Da genügend Sadismus und Willkür übrig geblieben
ist, um den Charakter des Mittelalters widerzuspiegeln, fehlen sie nicht
wirklich.
Joachim Kerzel, die Synchronstimme von Dustin Hofmann oder Jack Nicholson
leistet glänzende Arbeit. Die Variation in der Stimmlage lässt die
Geschichte über die gesamte Länge lebendig bleiben. Er liest vor und
schlüpft nicht in Rollen, so dass hier eine dezente Interpretation
vorliegt. Sein angenehmes Timbre wird niemals schrill oder gewollt künstlich
oder etwas betont weiblich – er ist ein männlicher Vorleser, der
Varianten für die Stimmlage benutzt aber nicht mehr.
Wir lauschen hier einem glänzenden Vortrag, unterbrochen von zwei, drei
verschiedenen Musikstücken, die immer wieder auftauchen, je nachdem ob
wir es mit Hoffnung oder mit Verzweiflung zu tun haben. Langeweile taucht
an keiner Stelle auf, und besonders das Ende, wurde mir durch diese
Variante noch einmal sehr klar. Davon hatte ich einige Aspekte vergessen
obwohl ich vorher mehrmals das Buch gelesen und die Hörspielvariante gehört
hatte.
Die Hörspielproduktion ist sehr aufwändig. Allein die Choräle
und die Musik versetzten uns immer wieder in die Zeit des Mittelalters,
geprägt vom kirchlichen Prunk. Die beiden Vorleser Gisela Trowe und Ernst
Jacobi wechseln sich bei den Überleitungen ab, ohne dass eine Stimme bis
zur Ermüdung strapaziert wird. Außerdem ist die SprecherInnenwahl
absolute Klasse.
Allen voran, vielleicht weil sie so auffällig ist, Reagan Hamleigh,
gesprochen von Elisabeth Volkmann. Die widerliche Gräfin, die von
Angesicht und Seele so hässlich sein soll, wird lebendig, als stünde man
in einer der Hallen und lauschte ihrem Intrigenspiel. Doch auch der
intrigante Bischof ist süffisant gemein besetzt.
Was jedoch ausnahmslos auch auf alle anderen Sprecher zutrifft. Sie sind
entsprechend ihres Alters, ihrer Würde und/oder Grausamkeit gut
getroffen. Vermutlich ist es die Vielfalt und Variation von Sprechern und
Musik, die diese Variante der Säulen der Erde zu meiner Lieblingsversion
macht.
Durch
den Hörspielcharakter kann man dieser Kürzung auf 7 CDs lauschen und hat
nie das Gefühl um wertvolle Stücke des Romans betrogen worden zu sein.
(Binchen, im Dezember 2003)
(*) sind Petras Erläuterungen zum Unterschied
zwischen Hören und Lesen zu finden.
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