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Rezension

Cover Die Grube und das Pendel
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

Ein Mann erwacht, ohne Gedächtnis, in einer Anstalt. Er wurde offensichtlich mit einer Kopfwunde eingeliefert. Doch wie er zu dieser Verletzung kam, noch wer er ist, das weiß er nicht. Ein Name fällt ihm ein: Edgar Allan Poe. Und als dieser durchlebt er schlimme Alpträume:

So findet er sich in einem Kloster in Toledo wieder, in dem unheimliche Dinge geschehen. Die Brüder dort haben ihn aufgenommen, weil sie ihn - so wird ihm erzählt - mit einer Kopfwunde im Klostergarten gefunden haben. Doch was er dort wollte, wisse niemand. Poe schaut sich im Klostergarten um, wo er ein seltsames Erlebnis hat. Bewusstlos bricht er zusammen. Als er erwacht, versucht er aus dem Kloster zu fliehen. Doch er macht eine schauerliche Entdeckung. Seine Fluchtpläne werden durchkreuzt und er verliert abermals das Bewusstsein. Als er die Augen aufschlägt, sind die ersten Dinge, die er wahrnimmt, eine Grube und ein Pendel...

Meine Meinung:

... und hier setzt das ein, was Poe-Kennern als "Die Grube und das Pendel" (auch "Grube und Pendel" oder "Das messerscharfe Pendel") bekannt ist.

Die Szenerie in der Anstalt und die in seinem Alptraum, in dem er sich in dem besagten Kloster wiederfindet, entstanden nach einer Idee von Dirk Hank, Marc Sieper und Thomas Weigelt. Poes Geschichte von der Grube und dem Pendel sind hier somit lediglich ein Versatzstück des gesamten Hörspiels, die zusammen mit der Geschichte um das geheimnisvolle Kloster in Toledo in die eigentliche Rahmenhandlung eingebunden sind.

Die Rahmenhandlung - hiermit ist die Szenerie in der Anstalt gemeint - ist der eigentliche Clou an dieser Produktion. Denn es handelt sich eigentlich nicht nur um dieses eine Hörspiel, sondern um eine ganze Hörspiel-Reihe, in der der Mann ohne Gedächtnis (der sich, wie bereits erwähnt den Namen Edgar Allan Poe gibt, weil ihm dieser, warum auch immer, als erstes einfällt) auf der Suche nach seiner Identität schlimme Alpträume durchlebt. In diesen Alpträumen spielt jeweils eine von Edgar Allan Poes Geschichten eine Rolle. Schlimmer noch: Er erlebt sie selbst, denn unser Mann ohne Gedächtnis scheint niemand anderes zu sein, als Poe selbst.

Diese Idee ist gar nicht so ungeheuerlich, wie sie zunächst scheint, wenn man bedenkt, dass man dem trunksüchtigen Edgar Allan Poe nachsagt, er habe in seinen Erzählungen Schreckensvisionen verarbeitet, die er während seiner Delirien selbst durchlebt hat. Hier fand ich auch bemerkenswert, dass in der Handlung rund um das Kloster eingebaut wurde, dass die Mönche in dem Klostergarten verbotenen Pflanzen herangezogen haben, die Bewusstseinsveränderungen auslösen. Mehr als einmal beschlich mich der Verdacht, dass die Alpträume des dort beherbergten Verletzten von einer Beimischung in einem Kräutertee oder Wein hervorgerufen wurden, was in gewisser Weise eine Parallele zu Poes' durch den Alkohol verursachten Bewusstseinsveränderungen darstellt.

Soweit empfinde ich dieses Hörspiel als eine äußerst spannende und geistreiche Bearbeitung. Auf dem Rücken der CD-Hülle wird auch deutlich gemacht, dass es sich um eine Adaption des Klassikers von Edgar Allan Poe handelt. Das Hörbuch hat jedoch mehr Möglichkeiten zu informieren. So habe ich hier schmerzlich ein booklet mit Hintergrundinformationen vermisst. Das Hörbuch ist herausgegeben unter dem Namen Edgar Allan Poe als Verfasser. Diese Produktion hat jedoch nur noch geringfügig mit Poes Vorlage zu tun, was nicht weiter schlimm ist. Aber eine ausführlichere Information hierüber hätte ich mir gewünscht. Denn es geht leider aus dem Hörbuch nicht hervor, dass Poes' Geschichte hier lediglich eingeflochten wurde und dass die Rahmenhandlung - die eine eigene, in sich geschlossene Geschichte ergibt - auf zunächst 4 Teile ausgelegt war, die inzwischen auf insgesamt 8 erweitert wurde. Schade! Denn die Idee ist gut; nur muss der Kunde über diese Idee in Kenntnis gesetzt werden, da er nicht ahnen kann, dass die Suche des Mannes ohne Gedächtnis nach seiner Identität weiter geht. Und dann am besten auch in welcher Reihenfolge, die, nachdem was ich im Internet recherchiert habe (deshalb nur unter Vorbehalt!), wie folgt lautet: 1. Die Grube und das Pendel / 2. Die schwarze Katze / 3. Der Untergang des Hauses Usher / 4. Die Maske des roten Todes / 5. Der Malstrom / 6. Der Goldkäfer / 7. Mord in der Rue Morgue / 8. Lebendig begraben.

Weitere interessante Informationen hätte ich mir vorstellen können, wie z. B., dass mit der in dem Hörspiel vorkommenden Figur des Bruder Amontillado ein Begriff aus einer anderen Erzählung Poes' entwendet wurde. Es gibt nämlich eine Geschichte mit dem Titel "Das Faß Amontillado", in dem es um einen Sherry dieses Namens geht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Zufall ist und hätte mich über Hintergründe hierzu begeistern können. Auch dass der Ort des Geschehens - Toledo - mit dem Schauplatz in Poes' Original übereinstimmt, hätte ich bemerkenswert gefunden.

Für diese fehlenden Erläuterungen - vorrangig, dass es sich um eine Serie mit inzwischen 8 Folgen handelt - habe ich bei der Bewertung leider einen Punkt abziehen müssen. Sieht man von diesem leider nicht unerheblichen Manko ab, bleibt aber viel Lob übrig: Atmosphärisch ist dieses Hörspiel absolut genial in Szene gesetzt. Die aufwändige musikalische Untermalung macht diese Produktion ebenso zu einem außergewöhnlichem Gruselspaß, wie die Sprecher. Ulrich Pleitgen spricht Poe in exakten Nuancen, zwischen Verwunderung und Entsetzen schwankend. Und ein Abt mit Joachim Kerzels Stimme kann furchteinflößender nicht sein. Ein Highlight stellt auf jeden Fall auch das Pendel dar, dessen Schwingen ein plastisches Bild im Kopf des Hörers entwirft. Die schaurig-schöne Covergestaltung rundet das Ganze effektvoll ab. Zudem bekommt man mit dieser Produktion für wenig Geld eine knappe Stunde Hörspaß - das soll auch nicht unerwähnt bleiben.

Anmerkung: Musikalisch steuert zu dieser Hörspiel-Serie auch der Rock-Poet Heinz Rudolf Kunze einen Titelsong bei, mit dem Titel "Der weiße Rabe". (Petra)

geht es zum Bericht über TATORT OHR, eine Veranstaltung im Rahmen der Leipziger Buchmesse, durch die ich auf dieses Hörbuch aufmerksam wurde!
geht es zu weiteren Hörbüchern des Genres "Horror"!

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 31.10.2004, letzte Änderung am 31.10.2004, Layout by abrakan