Veranstaltungen
wie diese kennt man sonst nur aus der Welt der Schönen und Reichen.
Im Internet ist das noch Neuland, auf das Sie, Herr Jacob, mit Ihrer
Aktion mit als erster einen Fuß setzen. Wie sind Sie auf die Idee
gekommen?
Dirk Jacob: Zu
Helfen finde ich immer wichtig, auch im kleinen Rahmen. Aber als
einfacher Mensch kann man eben auch immer nur kleine Beiträge
leisten. Daher fragte ich mich schon lange, wie kann ich meine
speziellen Fähigkeiten (in dem Falle das Betreuen der Internetseite
www.echthoerbuch.de) dazu einsetzen, etwas ganz besonderes zu
ereichen.
Und dann kam ich irgendwann auf die
Idee mit den Aktionen. Solche Ideen werden meistens spontan geboren,
denke ich. Ich weiß nicht mehr, ob es mir beim Autofahren, in der
Küche oder morgens beim Waschen einfiel.
In solch einem Projekt steckt viel
Arbeit für Vorbereitungen und für die Durchführung. Was inspiriert
Sie genügend, dies auf sich zu nehmen?
Dirk Jacob: Ich
hatte mir im Vorfeld gar nicht so richtig vorgestellt, wie viel Arbeit
auf mich zukommen wird. Ich war recht überrascht, was alles zu
organisieren ist, und was alles auf mich zukommt. Doch immer wenn ich
denke, jetzt reicht es, ich will jetzt nach Hause zu meinem Kind,
brauche ich mir nur ein Kind vorzustellen, welches am verhungern ist.
Zu wissen, wie gut es uns trotz aller wirtschaftlichen Probleme geht,
motiviert ungeheuer, einfach einmal ein wenig Zeit in die Hilfe für
andere zu investieren.
Ich sehe eben die Chance, einen
kleinen Beitrag zur Verbesserung der Welt zu leisten, anstatt immer
nur darüber zu reden. Sieht man eine solche Chance, dann sollte man
eben einfach die Ärmel hoch krempeln und anpacken.
Der Erlös geht an die
SOS-Kinderdörfer. Unter zahlreichen Möglichkeiten, Bedürftigen zu
helfen, haben Sie sich sicher bewusst hierfür entschieden? Warum
liegt Ihnen die Unterstützung der SOS-Kinderdörfer am Herzen?
Dirk Jacob: Die
wenigsten wissen wohl, was die SOS-Kinderdörfer alles unterstützen.
Man denkt immer nur an bessere Waisenhäuser. Aber auch wenn die
Organisation daraus entstand, dass sich Herman Gmeiner wünschte, alle
Kinder, auch Waisenkinder würden in einer Familie groß, werden
mittlerweile vielfältige Initiativen unterstützt. Weltweit.
Jugendliche werden betreut, denn
gerade in dem Alter entscheidet sich, was aus einem Menschen wird, und
Jugendliche sind ja auch sehr leicht auf die falsche Seite zu ziehen.
Hier wird versucht, aus armen Jugendlichen keine kriminellen
Jugendlichen werden zu lassen. In Gegenden der Welt, wo man so etwas
gar nicht kennt, werden Kindergärten angelegt. Schulen werden gebaut,
denn man sollte nicht vergessen, dass es in vielen Gegenden keine
Selbstverständlichkeit ist, lesen und schreiben zu lernen. Es gibt
Ausbildungsprogramme, Sozialzentren, medizinische Betreuung, ...
Die Hörbücher für die
Versteigerung wurden von Verlagen gesponsert, richtig? Wie stand es um
die Kooperationsbereitschaft der Verlage?
Dirk Jacob: Ich
war sehr überrascht, wie bereitwillig alle sind, zu helfen. Ich
rechnete mit geteilten Reaktionen, da sicherlich sehr viele Anfragen
an die Verlage herangetragen werden. Aber ich traf rundum auf so viel
Bereitschaft und Unterstützung, wie ich nicht erwartet hätte. Man
kann auch nicht sagen, dass größere Verlage eher bereit sind, etwas
zu spenden, für die bedeutet es ja nur ein Griff in die Portokiste.
Auch die kleineren Verlage haben uns mit erstaunlichen Spenden
bedacht. Dabei haben sicherlich einige sogar damit zu kämpfen,
überhaupt schwarze Zahlen zu schreiben.
Die ersteigerten Hörbücher
müssen an den Meistbietenden versandt werden. Die Portokosten
hierfür sind recht hoch. Wer trägt die Kosten für den Versand?
Dirk Jacob: Zuerst
dachten wir, die Portokosten würden wir einfach übernehmen,
sozusagen als ein weiterer, kleiner Beitrag, zusätzlich zur
investierten Zeit. Nun haben die Spenden der Verlage aber eine solche
Größenordnung angenommen, dass wir uns einen anderen Weg überlegen
mussten. Wir werden bei jeder Auktion einen Unkostenbeitrag nennen,
der für den Versand entsteht. Wir hätten selbst nicht erwartet, was
wir da los getreten haben. Ein Dankeschön an die Verlage, dass sie
alle unsere Erwartungen so übertroffen haben!
Die Versteigerung findet vom 1. -
24. Dezember 2003 täglich statt. Also eine Art Adventskalender für
Geschäftsfähige. Nun ist es ja so, dass nicht nur kleine Kinder
neugierig sind. Auch die großen Kinder würden gerne hinter das eine
oder andere Türchen schauen. Können Sie schon ein paar Titel
verraten, die zu ersteigern sein werden?
Dirk Jacob: Wir
werden ein bunt gemischtes Programm haben, damit wir für jeden etwas
anbieten können. Die Spannbreite reicht von Autoren, die mit dem
Nobelpreis ausgezeichnet wurden ("Der erste Mensch" von
Albert Camus) bis zu John Sinclair, einer Horror-Hörspiel-Serie. Bei
den vielen Highlights ist es schwer, sich etwas heraus zu picken. Aber
auf jeden Fall möchte ich mich hier bei Ullstein bedanken, die uns
"Witwe für ein Jahr" spendiert haben, mit 98 Euro das mit
Abstand wertvollste Hörbuch unserer Auktion.
Spenden ist Vertrauenssache.
Jedoch gilt auch hier: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Kann
der Meistbietende eine Spendenquittung bekommen?
Dirk Jacob: Wir
werden am Ende der Auktion eine Liste der Beträge und der Spender an
die SOS-Kinderdörfer weiter reichen, und dann bekommt jeder eine
Spendenquittung über den vollen Betrag abzüglich des Porto-Anteiles
erhalten. Dies war uns wichtig, daher haben wir dieses mit
SOS-Kinderdörfer abgesprochen.
Wird der Gesamterlös aus den
Versteigerungen anschließend auf echthoerbuch.de bekannt gegeben?
Dirk Jacob: Nicht
nur das, wir werden ständig auf unserer Startseite den aktuellen
Stand einblenden, in der Hoffnung, dass viele mithelfen, diesen
möglichst weit nach oben zu treiben.
Zusätzlich werden wir in dieser Zeit
täglich einen Newsletter verschicken, um alle Interessierten darüber
zu informieren, welche nächsten Auktionen anstehen, und wie viel wir
bereits erreicht haben. Daher kann ich nur jedem empfehlen, sich auf
unserer Seite für diesen Newsletter anzumelden.
Können Sie schon etwas dazu
sagen, ob es in den kommenden Jahren bei echthoerbuch.de weitere
Versteigerungen zu Gunsten der SOS-Kinderdörfer, oder anderer
Bedürftigen, geben wird?
Dirk Jacob: Eine
Menge der Arbeit an dieser Aktion besteht auch in der Programmierung
für die Auktionen. Dieses Werkzeug können wir dann ja aber immer
wieder nutzen und einsetzen. Daher werden wir sicher nicht zum letzten
Mal solch eine Aktion starten. Ob und in welchem Rahmen, muss sich
zeigen. Die Not in der Welt wird auch weiterhin bestehen, und wir
werden uns auch in Zukunft wünschen, diese ein klein wenig zu
lindern.
Vielleicht setzen Sie ein Zeichen
und weitere Internetseiten organisieren ähnliche Aktionen für einen
guten Zweck. Welche Chancen für die Zukunft sehen Sie für solche
Vorhaben?
Dirk Jacob: Ich
denke, dass man mit solchen Aktionen, gerade in der Weihnachtszeit,
viel erreichen kann. Denn viele Leute denken in dieser Zeit darüber
nach, einmal etwas zu spenden, anderen etwas Gutes zu tun. Wenn diese
Leute statt das Geld irgendwo direkt zu spenden bei uns ein Hörbuch
ersteigern, haben Sie für Ihre Spende noch ein Geschenk erhalten! Was
kann man sich mehr wünschen? Vielleicht motiviert das auch manche,
die eigentlich etwas spenden wollen, aber sich nie wirklich aufraffen.
Zum anderen kann man ja auch ein
Geschenk für jemand anderen über unsere Auktionen kaufen. Wie schwer
tut man sich immer, für andere ein passendes Geschenk zu finden. Wir
versenden mit den ersteigerten Hörbüchern auch ein Dankschreiben mit
dem Spenden-Betrag. Legt man dieses dem Geschenk bei, dann erhält man
quasi ein doppeltes Geschenk, ein Hörbuch und das wissen, dass etwas
Gutes getan wurde.
Vielen Dank Herr Jacob, für Ihre
Zeit, die Sie sich für das Interview genommen haben. Ich wünsche
Ihnen viel Erfolg mit Ihrer Aktion!