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Der
Nervenkitzel beginnt:
Seit Anfang des Jahres läuft die
Produktion des Hörspiels zu Tad Williams Otherland,
eine Gemeinschaftsproduktion vom HR und dem Hörverlag. Hr2 und
youfm werden das Hörspiel ab Oktober ausstrahlen, Uraufführung
ist auf der Buchmesse in Frankfurt und der Hörverlag beginnt am
24. September mit der Auslieferung der CDs. Die Tetralogie wurde
zu einem Hörspiel verarbeitet, das 24 Stunden dauert. Ein
Mega-Projekt.
Die Bücher sind bei Klett-Cotta
erschienen, und just Anfang September wurde ein TB-Schuber mit den
vier Bänden: Stadt der goldenen Schatten, Fluß aus blauem Feuer,
Berg aus schwarzem Glas, Meer des silbernen Lichts als Alternative
zu den edlen Einzelbänden herausgebracht.
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So weit, so gut. Das
kann man auch der Tagespresse, dem Internet und den
Buchhandelsprospekten entnehmen. Details zu Produktion, Redaktion,
Organisation und der Geschichte selbst findet man besonders
beim hr2,
Suchbegriff Otherland oder man folgt
den unten aufgeführten Links.
Wer schon von Otherland gehört
hat und von den Ideen darin infiziert ist, der muss hier nicht
weiterlesen.
Aber da gibt es auch noch die
Skeptiker, die Klassikliebhaber, die Wesen, die Science Fiction
bisher für Spielchen hielten, die doch mit ihnen nichts zu tun
haben können, die Leser, die bisher meinten, dass sie auch gut
ohne Otherland zu recht kommen würden oder die, die noch
fasziniert werden müssen, deren Beuteraster erweitert werden muss: denn diese Produktion scheint gigantisch.
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Eigentlich hätte mich
der Themenkreis auch gar nicht angesprochen. Denn technische Erfindungen,
die eigentlich nur möglich sind, aber noch gar nicht existent, das ist
doch Humbug, Spekulation, beängstigend möglich. Ich will Menschen,
Schicksale, zur Not auch ein paar Thriller, ein wenig Liebe und Märchen,
aber über etwas Unangenehmes, das Realität werden könnte, möchte ich
nicht lesen.
Dann aber kam ein
Mensch daher, der ganz bezaubert war, von einer Welt, die da heißt: Otherland.
Er weckte Appetit bei mir. Allein das Buch, das er mir in die Hand
drückte war wunderschön. Glänzend,
bunt und verlockend. Aber seit es Verpackungen gibt, gibt es
Mogelpackungen. Reinschnuppern und festlesen war bei diesem ersten Buch, Otherland - Stadt der goldenen Schatten, jedoch eins. Keine Mogelpackung,
sondern eine Großpackung mit 3500 Seiten in vier Bänden.
Wir befinden
uns am Ende des 21. Jahrhunderts. Die Welt hat sich verändert,
vieles ist geblieben. Eine Gruppe von Menschen träumt den alten Traum
der Menschheit, den Traum vom Ewigen Leben. Das Leben der Menschen
spielt sich häufig im Netz ab, und dort kann man nur das Leben
genießen, das man auch bezahlen kann. Nicht großartig anders,
als heute, nur wesentlich technischer.
Vor allem
Kinder und Jugendliche sind im Netz häufig so aktiv, dass sie die reale Welt und
damit das Essen, Schlafen und normales Leben vollkommen vergessen.
Einige Jugendliche, darunter der Bruder von Renie einer
Computerspezialistin, fallen nach dem Besuch im Netz in ein
unerklärliches Koma. Renie muss einfach herausfinden, was da
gespielt wird und begibt sich zusammen mit ihrem Freund !Xabbu in
Gefahr. Auf anderen Ebenen tummeln sich ein uralter Mann mit
seinem gnadenlosen Killer, Orlando der Teeny mit seinem
Computeragenten Beezle an der Hand und Pithlit ein Dieb, der im
richtigen Leben eigentlich ein Mädchen ist, Paul Jonas ein Mann
aus dem ersten Weltkrieg irrt umher, ohne zu wissen, was er in der
virtuellen Welt soll, er wäre völlig hilflos, wäre da nicht
eine rätselhafte Vogelfrau, und dann ist da noch ein Mann im
Rollstuhl, der im Netz nur wie ein helles Licht erstrahlt.
All diese Wesen
und noch mehr treffen sich im Netz und werden von einem Phänomen
gelockt, das es zu entschlüsseln gilt: Otherland. Mythen,
Märchen, Technik, Beziehungen, Sagen und mehr und das alles in
einer Geschichte.
Nun
kommt die Krönung dazu auf den Markt. Und bei mir, der
Lesungsliebhaberin, ist wieder Skepsis angesagt, denn es ist das
Hörspiel zu Otherland.
D.h. es ist gekürzt, es
ist vertont, jemand muss meine Stimmungen eingefangen haben, die
ich beim Lesen des Buches empfunden habe, damit es gefällt. Und
die für mich wichtigsten
Teile müssen erhalten geblieben sein. Bisher hat mich erst ein
Hörspiel so richtig begeistert: "Die Säulen der Erde", sind
es die mich wirklich fasziniert haben. Alles was ich sonst in Richtung Hörspiel
versuchte, war mir bisher zu sehr am Buch vorbei
vertont, oder eine zu alte Produktion und damit unter heutiger Sicht eher witzig. Wie mag es mit
Otherland
sein?
Die Spannung
steigt. Seit Anfang des Jahres kann man die Produktion im Internet
auf den Seiten des HR verfolgen. 250 Schauspieler sind auf der
Besetzungsliste, und dabei sind viele Stars, Marc Hosemann und Ernst
Jacobi waren auch Sprecher in den Säulen der Erde, Mathias Koeberlin beim
Jesus-Video, Dietmar Mues (Golum aus dem Herrn der Ringe, Die
Säulen der Erde),
Andreas Pietschmann (Der Schatten des Windes, Baudolino), eine eigene
Musik wurde komponiert, ein gigantischer organisatorischer Aufwand
musste bewältigt werden. Ob sich das gelohnt hat? 24 Stunden Hörspiel
sollen die faszinierende Welt der Tetralogie von Tad Williams
abbilden? Kann dieses bisher größte Hörspielprojekt der ARD
genauso gelingen, wie das Hörspiel zu den Säulen der Erde, das
sich demgegenüber eher klein ausmacht?
Die
Vorab-Informationen (siehe HR-Link) sind Appetizer, die ihresgleichen suchen. Das
Making of Otherland
hört sich spannend an, wie der Roman selbst.
Was bewog den Regisseur, dieses Projekt zu beginnen, wie sieht er
den Stoff? Wie sehen die Sprecher ihre Rollen? Welche Hilfsmittel
wurden benutzt? Dies alles lässt hoffen, dass das Machwerk den
Erwartungen der begeisterten Leser standhält und neue
Begeisterte hinzu gewonnen werden können.
Als
ich in die Hörproben zu den Teilgeschichten hineinlauschte begann das
Herzklopfen. Die Geräuschkulisse ist atemberaubend. Genau so muss
es im Krieg gewesen sein. Die Vogelfrau im Wolkenschloss, ätherisch
und jung kann sich auch in Tad Williams Kopf nicht anders angehört
haben und auch der älteste Mann der Welt, !Xabbu, Renie, Martine,
Thargor und viele andere sind wunderbar vertont. Die Stimmungen,
die schon in den kurzen Ausschnitten heraufbeschworen werden, übertreffen
meine Erwartungen um ein Vielfaches. So soll also ein Hörspiel
klingen? Dann kann ich auch verstehen, warum dieses Genre so viele
Liebhaber hat. Und jetzt ist mein Heißhunger da, jetzt will ich
das Komplettwerk hören. Wann war nochmal der Starttermin für die
Auslieferung der CDs? Wann beginnt die Ausstrahlung im Radio für
diejenigen, die sich die CDs nicht leisten können oder die alte
Stimmung wieder heraufbeschwören wollen, die laut Hörensagen
geherrscht hat, als es im Radio Dickie Dickens und Paul Temple mit
René Deltgen zu hören gab. Man lauschte gebannt in Gruppen vor
den Radios – Das sollte Otherland doch mit Leichtigkeit gelingen?
Jugendgruppen vor dem Radio anstatt abhängen oder chillen?
Bleibt zu
hoffen, dass die Ausstattung der CD-Version, nach diesem
betriebenen Aufwand, den Büchern ebenbürtig ist. Ein
ausführliches Booklet mit der Besetzungsliste wäre wünschenswert, hübsche
Cover hat der Grafiker des Klett-Cotta-Verlags schon vorgelegt.
Und dann die Hauptfrage: Wie wird das Gesamtwerk klingen? Können die kurzen Episoden auch
im Zusammenhang bezaubern, hat man mit den Auszügen eine repräsentative
Auswahl vorgelegt bekommen? Die Vorfreude und Neugierde ist
geweckt – jetzt muss das Hörspiel an meine Ohren - Warum ist es
noch so lang hin bis zum 24.September 2004? Warum
dauert es noch so lange bis zur Buchmesse? Dort erwarte ich die
ersten Reaktionen, da dort die offizielle Uraufführung
stattfindet. Ich bin einfach neugierig geworden auf diese Hörspielproduktion,
auch wenn ich auf die drei nachfolgenden Hörspielteile auf CD
dann jeweils wieder ein halbes Jahr warten muss. (Verfasserin:
Binchen, September 2004) |
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verbirgt sich der Link
zum hr 2 - Produktion, Stimmen, Regisseur und Hörproben |
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die Kurzinfos zu
Otherland beim Hörverlag |
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Die Deutsche Seite von
Klett-Cotta über Tad Williams, Otherland und andere Produktionen |
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