Wie
erquicklich das herauskramen „alter Hüte“ sein kann,
zeigten Ursula Illert (Hörbuchsprecherin und
Schauspielerin für Theater, Funk und Fernsehen) und Anka
Hirsch (Pianistin, Cellistin und Komponistin) in ihrem
Programm Das Buch der Liebe - Liebeslust und
Liebesfrust. Eines ihrer literarisch-musikalischen
Programme, mit denen sie mit der von Anka Hirsch
gegründeten Gruppe Trirakel - Töne - Texte - Theater
durch die Lande reisen.
Zum Glück führte eine
dieser Reisen sie in den kleinen aber zauberhaften Ort Bad
Ems. Klein aber oho ist auch die Buchhandlung von
Elisabeth Adam, in der immer am Achten des Monats um Acht
Uhr abends eine Veranstaltung stattfindet, von Frau Adam
organisiert. Im Rahmen der Reihe am Achten um Acht
lud die engagierte Buchhändlerin zu einem Stelldichein,
das unvergessen bleiben wird für mich, aber ganz sicher
auch für die rd. 50 Besucher dieses Abends. Eine schier
erstaunliche Zahl, da das Fassungsvermögen der
Buchhandlung ungefähr eben dieser Zahl entspricht.
Ausverkauft - voller Erfolg!
Aber nicht nur dass die
Eintrittskarten reißenden Absatz gefunden haben. Denn
Ursula Illert und Anka Hirsch verzauberten das Publikum
aufs Wundervollste mit einem der ältesten Themen der
Menschheit: der Liebe! In all ihren Facetten: lustvoll,
leidvoll, erotisch, frivol... |

Foto: Buchhandlung Elisabeth
Adam in Bad Ems mit Ausblick auf den Innenhof. |

Foto: Buchhandlung Elisabeth
Adam in Bad Ems - liebevoll ausgestattet. |

Von links: Elisabeth
Adam, Anka Hirsch, Ursula Illert. |
Ein Potpourri
aus Gedichten, Liedern und Geschichten, gesprochen und
gesungen von Ursula Illert und begleitet am Klavier von Anka
Hirsch. Dieser Blumenstrauß der Liebe wirkte so stimmig,
als wäre er nicht geschickt zusammengesteckt und -gebunden.
Vielmehr als gehöre er so. Als wären all diese Wort- und
Klang-Blumen der Liebe nebeneinander gewachsen.
Dabei sind die Stücke den
verschiedensten literarischen und musikalischen Größen
entnommen. Musikalisch u. a. von George Gershwin, Friedrich
Hollaender, Ralph Benatzky, Georg Kreisler - jedem wurde
Anka Hirsch in ihrem wunderbaren Klavierspiel gerecht und
bot Ursula Illert damit einen perfekten Hintergrund für
ihre Darbietung. |
Requisiten
benötigte sie dafür ausgesprochen wenige: wahrlich, wie
zu Beginn angedeutet, ein paar alte Hüte und eine
Pelzstola oder zwei - griffbereit auf einem
Garderobenständer dekoriert, der auf einer kleinen
Treppenstufe stand, die in den schmucken Innenhof der
Buchhandlung führt. |
Jedem
Stück widmete Frau Illert den passenden Hut. Glaubhaft
verwandelte sie sich somit innerhalb von Sekunden zu einer
scheinbar völlig anderen Person. Die Hüte waren dabei
aber nur Beiwerk. Die eigentliche Veränderung fand in
Ursula Illert statt. Mit dem vorgetragenen Text vollkommen
in Einklang, wurde sie von einem Moment zum anderen zu
einer anderen Person. Bei Liedern, die einst Marlene
Dietrich sang, wie z. B. über die Treue oder Ihr
Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt wurde
ihre Stimme rauchig, ihr Blick lasziv. Ganz der Schelm
sprach aus ihr, als sie keck wie einst Heinz Ehrhardt
tönte, man dürfe im Leben nichts auslassen - außer
Butter. Bei Else Lasker-Schülers Liebeslied
schwang ihre Stimmung in Melancholie über.
Man ahnt an dieser Stelle
schon, welch Schätze dem Publikum hier dargeboten wurden.
In diesen Reigen reihten sich noch viele weitere Dichter,
mit eben solchen Glanzstücken, die das Duo Illert/Hirsch
hier zusammengetragen hat. Um nur noch ein paar Namen zu
nennen: Kurt Tucholsky, Theodor Storm, Wilhelm Busch, Mark
Twain, Bertolt Brecht... bis zum Schlusssatz aus einem
Gedicht von Julie Schrader: „Trotzdem hat es sich
gelohnt!“ |

Foto: Ursula
Illert |
Das fand auch
das Publikum, dass sich mit tosendem Applaus bei Ursula
Illert und Anka Hirsch sowie Elisabeth Adam für diesen
wunderschönen Abend bedankte. D. h., solange Frau Illert
es zuließ. Denn, so meinte sie ausgesprochen sympathisch,
sie halte es nie aus. Eigentlich könnten sie sich jetzt
ungeniert im Applaus sonnen. Aber sie wäre stets so
ungeduldig, das letzte Lied zu singen, dass sie gar nicht
erst auf die Bitte nach einer Zugabe warten wolle. Die
Lacher hatte sie auf ihrer Seite - nicht zum ersten Mal an
diesem Abend. Versiegen mochte die gute Laune nicht, denn
die Zugabe entpuppte sich als das i-Tüpfelchen auf dem
„i“ im Wörtchen „Liebe“. Mit Tuch um den Kopf
sang Ursula Illert In der Bar zum Krokodil von den
Comedian Harmonists. Unwiderstehlich! Da kann man nur
hoffen, dass das Duo wahrmacht, was Ursula Illert zum
Abschied sagte: „Ich glaube, wir täten wiederkommen.“
Hoffentlich! Und falls nicht, oder durch den Bericht nun
einige begeistert sind aber nicht in der Nähe von Bad Ems
wohnen, reicht auch ein Blick in den Spielplan der Gruppe Trirakel
- Töne - Texte - Theater. |
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geht es zu Trirakel
- Töne - Texte - Theater! (Programme und Spielplan) |
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