Ein Kult, und sein Zauber(er)

Erwachsene Menschen fiebern ungeduldig dem Erscheinungsdatum eines
Kinderbuchs entgegen, diskutieren mit Kindern und Jugendlichen über
Gestalten und Phänomene einer Fantasywelt, kramen im hintersten Winkel
nach ihren Englischkenntnissen und das nur, um ein Buch schon im englischen
Original zu lesen, um nur nicht die kleinste Kleinigkeit zu verpassen von:
Harry Potter und der Orden des Phönix. Diese Menschen scheinen verzaubert
zu sein, so dass Unbeteiligte sich fragen: Welche Hexe hat die Zauberwelt
geschaffen, die so viele Menschen fasziniert. Hat die Autorin, Joanne K.
Rowling etwa selbst in den Büchern für Zaubertränke und Zauberbräue von
Arsenius Bunsen gestöbert, um im Zauberkessel eine Wundertinte zu brauen,
damit ihre Werke die Muggel (nicht magische Menschen) verzaubern?
Der reichliche Zuspruch
zum Suchtmittel war nötig um einigen Ingredienzien der Rezeptur auf die
Schliche zu kommen:
Die bisherigen
Erzeugnisse:
Harry
Potter |
Ein Waisenjunge, der an seinem 11. Geburtstag erfährt, dass er
eigentlich ein Zauberer ist. Harry hat schwarzes wuseliges Haar
von seinem Vater James und die grünen Augen von seiner
Mutter Lilly. Seine Eltern wurden von Lord Voldemort (s.u.)
umgebracht, es gelang dem Dunklen Lord jedoch nicht, auch
Harry zu töten. Seit jenem Tag hat Harry eine blitzförmige
Narbe auf der Stirn und ist zudem in der Zaubererwelt berühmt
dafür, dass er den Angriff des Dunklen Lords überlebt hat. |
die
Dursleys |
Harrys
Ziehfamilie bestehend aus dem fetten Cousin Dudley, dem
stiernackigen Onkel Vernon und der Stangenbohne Petunia. Sie
wohnen im Ligusterweg 4 in einer Reihenhaussiedlung und geben
sich alle Mühe ganz normal zu sein. |
Hogwarts |
Die
vermutlich beste Schule für Magie. Wo genau sie steht ist ein
Geheimnis. Zur Schule gelangt man mit dem Hogwarts-Express, der
auf dem Bahnhof King's-Cross von Gleis 9 3/4 abfährt. Die
Schule ist durch Zauberbanne und Magie geschützt, so dass man
auf dem Schulgelände keine moderne Elektronik oder
Elektrizität benutzen kann. Auch die normalen Arten sich als
Zauberer fortzubewegen, z.B. apparieren, ist dort
unmöglich.
Die
Schule teilt sich in die Häuser Hufflepuff (dort wohnen die Eifrigen), Ravenclaw (hier leben die
Cleveren),
Gryffindor (das Haus der Mutigen) und Slytherin (das Haus, das
die meisten schwarzen Magier hervorgebracht hat) auf. Benannt sind die Häuser nach den
4 GründerInnen der Schule vor ca. 1000 Jahren. Jedes Haus hat
seinen charakterlich passenden Hausgeist und Hauslehrer. Ein
sprechender Hut verteilt die Schüler auf die Häuser. |
Wichtige
Lehrer in Hogwarts, |
|
Albous
Dumbledore |
der
Schulleiter, ca.
150 Jahre alt, Bart und Haarpracht reichen bis zum Gürtel,
trägt eine halbmondförmige Brille und hat eine Narbe am Knie,
die ihm den Plan der Londoner U-Bahn ersetzt. Er ist ein
gutmütiger, humorvoller, nachsichtiger weiser Mann, der nichts von
Geschwafel hält. Er ist der größte Zauberer der Gegenwart,
Gegenspieler von Lord Voldemort (s.u.),
liebt Zitronenbonbons und besitzt einen Phönix. |
Minerva
McGonagall |
Hauslehrerin
von Harrys Haus Gryffindor und stellvertretende Leiterin. Eine Hexe, die sich auf
Verwandlungen spezialisiert hat, streng, aber mit dem Herz am
rechten Fleck. |
Rubbeus
Hagrid |
Wildhüter
in Hogwarts, gut 60 Jahre alt und Halbriese. Er überbringt Harry die
Nachricht, dass er ein Zauberer ist und ist ihm ein väterlicher
Freund. Seine Vorliebe für gefährliche Magische Geschöpfe
bringt ihn schon mal in Schwierigkeiten. |
Severius
Snape |
Lehrer
für Zaubertränke, er hasst Harry und macht ihm das Leben in
Hogwarts schwer. Seine Herkunft und Intentionen sind
undurchsichtig. |
Harrys
Freunde: |
|
Hermine
Granger |
Harrys
beste Freundin, eine Hexe aus einer Muggelfamilie (Zahnärzte),
sie ist sehr clever und belesen und hat auch so manch
nützlichen Zauber parat. |
Familie
Weasley |
Arthur,
Molly und 7 rothaarige Kinder gehören zur Familie Weasley. Alle
Familienmitglieder sind im Hause Gryffindor zur Schule gegangen.
Bill und Charlie haben die Schule schon verlassen, als Harry
nach Hogwarts kommt. Ron, sein bester Freund, wird gleichzeitig
mit ihm eingeschult, Percy ist zu der Zeit schon
Vertrauensschüler, er wird später Schulsprecher. Die Zwillinge
Fred und George haben lauter Unfug im Kopf. Ein Jahr nach Harry
und Ron wird auch Ginny, die jüngste Weasley, eingeschult, eine
glühende Verehrerin von Harry.
Arthur
arbeitet im Zaubereiministerium und ist Leiter für die
Abteilung gegen den Missbrauch von Muggelartefakten. Er
interessiert sich brennend für alle Tricks, die sich die Muggel
einfallen lassen um keine Zauberei zu benötigen. Molly, seine
Frau, ist eine
kleine rundliche Hexe, die die Familienorganisation fest im
Griff hat.
Die
Familie ist bettelarm, stand jedoch immer auf der Gegenseite der
schwarzen Magier. |
Harrys
Feinde: |
|
Draco
Malfoy |
wird
zusammen mit Harry eingeschult. Vom Beginn der Schulzeit an,
sind Harry und Malfoy verfeindet. Die Familie Malfoy war eine
der ersten, die auf die Seite der bösen Zauberer gewechselt
hat. |
Lord
Voldemort |
oder
'Der Dunkle Lord', oder 'Der dessen Name nicht genannt werden
darf' ist
Harrys stärkster Gegner. Seit der Nacht, als er Lilly und James
Potter ermordete, ist er geschwächt verschwunden und Harry, der
kleine Junge, ist ein Held. Lord Voldermort versucht seit dieser
Zeit zurück an die Macht zu gelangen und Harry zu töten. Die
geschickten Versuche erleben wir - wer letztendlich siegen wird?
- Das weiß nur die Autorin. |
|
|
Diverse |
Überraschungen
sollte man erwarten, so z.B. Dobby den Hauselfen und die Regel,
die für sie gelten, Zauberhafte Wesen, die halb Tier halb
Mensch sind und selbstverständlich reden können, Gegenstände,
die Eigenleben haben usw. |

|
Zurück
zum Rezeptblock |
Die Personen und Orte
der Handlung lassen auf eine einfach Internatsgeschichte schließen.
Was ist daran noch besonders, davon gibt es doch schon viele?
Aufgepasst auf die
Einzelheiten, die Entwicklung der Geschichte und Personen, kann man da
nur sagen:
Die Faszination bei
diesen Geschichten liegt in den fantasievoll ausgewählten Details. Es
beginnt mit dem Ausmacher für Laternen, einer Art Feuerzeug, das die
Lichtbälle einzeln aus den Lampen einfängt. Viele Ableitungen
des Alltagslebens, insbesondere von Engländern, erscheinen
persifliert, so z.B. das Währungssystem. Dezimalsystem oder für uns
normale Größen sind Fremdworte -
aber wo ist das Problem. Schließlich ist der Gegenwert 1 Galleone, 11
silberne Sickel, oder auch 493 bronzene Knuts. Das
meiste Gold liegt in London bei Gringotts, einer Zaubererbank, die von
Kobolden geführt wird und mehrere Hundert Meter unter der Erde die
Safes, bzw. Verliese beherbergt.
Treppen sind in der
Zaubererwelt natürlich nicht fix, sondern ändern die Richtung nach
Lust, Laune Wochentag oder Mondstellung, ebenso sind Bilder nicht
immer so, wie man sich das so vorstellt, schließlich kann der
Portraitierte nicht immer in ein und demselben Bild herumhängen,
sondern muss ja in jedem seiner Bilder mal kurz auftauchen. Spiegel
können einem schon mal erzählen, dass man ganz schön schlampig
aussieht.
Ein besonders typisches Zaubererhaus ist das der Familie Weasley.
Dort z.B. gibt es eine Standuhr mit 9 goldenen Zeigern, die natürlich nicht die
Uhrzeit anzeigen sondern den Aufenthaltsort der Familienmitglieder, in
der Schule, zu Hause, verirrt, im Gefängnis, oder auch - in
tödlicher Gefahr. Von außen verbaut und verhutzelt entpuppt es sich
jedoch als ein Traum für Kinder und Querdenker im Innern. Der Garten beherbergt natürlich auch ungebetene Wesen, wie er
entgnomt wird entnehme man bitte entweder Gilderoy Lockharts Ratgeber
für Schädlinge in Haus und Hof, oder aber man führt sich Teil 2 von Harry Potter
zu Gemüte.
Es gibt beißende
Bücher, schreiende Bücher, unsichtbare Bücher, Bücher, die einen
so verzaubern, dass man nur noch in Limericks sprechen kann,
Tagebücher die antworten. Süßigkeiten wie Bertie-Botts-Bohnen
jeglicher Geschmacksrichtungen, nicht nur Erdbeer, Schokolade oder
Pfefferminz, sondern auch Ohrenschmalz, Popel oder Kutteln. Schokofrösche
werden vor allem wegen der beiliegenden Sammelbilder geschätzt und
der Zahnweisskaugummi aus dem Honigtopf in Hogsmeade wird sicherlich
auch von Hermines Eltern dem Zahnärztepaar nicht abgelehnt. Der
Kult um Rennbesen gleicht dem mit Autos und wie sich eine Zauberstab
seinen Meister sucht erfährt man am umfassendsten bei Ollivander in
der Winkelgasse. Der Lieblingssport der Zauberer ist Quidditch ein Art
Basketball auf Besen mit 4 Bällen und 6 Korbringen.
Eine treffende Art unter
Zauberern zu strafen, ist die, einen Heuler zu schicken, eine
Art Brief, der vor Publikum ausgepackt werden muss und die Untaten
laut, wie aus einer Tonkonserve herausschreit, so dass der Delinquent
vor der versammelten Mannschaft beschämt wird.
Die Entwicklung von Harry und der Schulzeit ist in
Steigerungsformen dargestellt. Am
Anfang lernen wir zusammen mit Harry, was Muggel sind, wir lernen seine Geschichte und die Geschichte der Zauberei und der
Schule kennen. Zusammen mit Harry entdecken wir die Zaubererwelt.
Schon im zweiten Band erkennen wir stärker, dass es auch eine Geschichte der
Schule gibt und Zauberer, die sich für etwas Besseres halten, weil sie 'Reinblüter' sind.
Im dritten Teil bemerken wir auch, dass die Schule nicht losgelöst vom Dorf ist, dass es
echte Zaubererministerien gibt und Verbrechen und Gefängnisse, dass Harrys Eltern real
existierten und Freunde und Verbündete hatten. Teil IV macht uns klar, dass es auch in
der gesamten Welt Organisationen und Schulen geben muss, man schaut also über den
Tellerrand hinaus ins Ausland. In Band V erleben wir Harry, der mit den
politischen Gegebenheiten der Zaubererwelt konfrontiert wird. Die Welt
war schon vorher nicht eindeutig schwarz oder weiß, doch in diesem
Schuljahr wird die bisher bekannte Ordnung arg auf den Kopf gestellt.
In Band 6 wird Harry vorbereitet auf den 'Großen Kampf' gegen Lord
Voldemort.
Um nicht zu ermüden
oder alle Überraschungen zu verraten, ist hier Schluss mit der
Aufzählung. Es gibt nicht
ohne Grund das Lexikon, dass Phänomene erklärt und die Herkunft und Übersetzung diversester
Erscheinungen in Harrys Welt erläutert, so dass Beispiele genügen.
Die Wortschöpfungen sind oftmals aus dem Lateinischen abgeleitet und
benutzen witzige Alliterationen, so dass man sich die Begriffe gut
merken kann. Nicht nur hier haben auch die Übersetzer gute Arbeit
geleistet. Das geniale an vielen Erscheinungen, ist das
aufgreifen vorhandener Dinge der Muggelwelt, und das 'in Frage
stellen': Muss das denn so sein? - Nein, bei Zauberern nicht! ... und bei
den Menschen?
Sieben Schuljahre in Hogwarts werden wir erleben, die sieben Jahre, die ein Zauberer braucht
um sein Examen zu bestehen um auch in der Öffentlichkeit zaubern zu dürfen.
Nur diese Folgen hat Joanne K. Rowling der Fangemeinde versprochen.
Alles beginnt mit dem Tag, da Harry Potters Eltern umgebracht werden, wie es endet,
hat die Autorin bisher nur dem Safe anvertraut, der die Skizze des Handlungsverlaufs
bis zum Ende der Schulzeit in Hogwarts enthält.
Die Kritik, dass vieles von Frau Rowling gestohlen sei, so z.B. die
Zaubererbank, die schon in irgendeinem Kinderbuch beschrieben worden
sei - wen stört es? Wer stiehlt schon so genial und so logisch, wenn es denn wirklich so sein soll? Und wer bringt das
alles so clever zusammen? Wichtig sei ihr vor allem die Logik, das hat sie in einem
Interview einmal gesagt. Sie habe sich immer so über die Fehler in den Kinderbüchern
geärgert, dass sie Harry von Anfang an durchgestyled hätte. Für jede Figur
gibt es ein Heft,
in dem die wichtigsten Eigenschaften festgelegt wurden um nicht irgendwann einem blonden
Jüngling schwarze Haar zu verpassen, einen Dummerjan zu einer Intelligenzbestie werden
zu lassen oder noch schlimmer, Charakterveränderungen ohne Erklärungen vorzunehmen.
Wichtig sind die Entwicklungen, man glaubt schon nach Band I zu wissen, wie es weitergeht, schließlich ist man ja nun informiert,
dass es von Gleis 9 3/4 mit dem Zug losgeht - dass die Schüler den 'Sprechenden Hut'
aufsetzen müssen um auf die Häuser Slytherin, Ravenclaw, Hufflepuff oder Gryffindor
verteilt zu werden oder wie der Unterricht verläuft. Dass der Hauspokal vergeben wird,
die Quidditch-Meisterschaft unter den Häusern ausgetragen wird, dass Harry mit Hedwig,
seiner Schneeeule die
Briefe verschicken kann usw. Für Teil 2 setzt man sich in den Lehnstuhl und
erwartet gemütlich bekanntes wiederzufinden, doch die Gemütlichkeit
wird rasant vertrieben, Tatsachen bleiben, doch sie werden nicht bis zur Ermüdung wiederholt,
sondern geschickt variiert. Schon beim zweiten Mal, da Harry zur Schule muss, verpasst er
den Zug und er bekommt so nicht mit, wie die Schüler verteilt werden. Bekanntes passiert,
aber es gesellt sich etwas Neues hinzu und lässt den Spannungsbogen straff bleiben.
Und dies geschieht konsequent durch alle Bücher hindurch.
Ferien bei den Dursleys sind ätzend, aber wie kommt Harry jeweils drum
herum dauernd bei
ihnen bleiben zu müssen, er entwickelt sich und hat irgendwann die Finesse ihnen ein
Schnippchen zu schlagen, und das ohne Zaubern, denn das ist für minderjährige Zauberer
außerhalb der Schule verboten. Alles Kleinigkeiten, die mir die Freude am mehrmals
Lesen und Hören erhalten haben.
Auch im sechsten Band passt noch
alles ins Bild von Band 1. Selbst die Randfiguren, die anfangs
eingestreut wurden, sind mittlerweile von Bedeutung und entpuppen
sich. Wesen, die bisher als eindeutige Feinde oder Freunde
kategorisiert werden konnten wechseln, wie im Leben, die Seiten. Dies
bleibt jedoch immer nachvollziehbar. Man sollte darauf vertrauen, dass
vertraute Denkmuster plötzlich neue Aspekte erhalten, die der
Geschichte eine neue Wendung geben. Frau Rowling schafft es
häufig einem ein 'AHA' zu entlocken, da sich Phänomene, die in
irgendeinem vorherigen Band schon interessant waren, in einem
Folgeband eine schlüssige neue Dimension bekommen.
Die Skeptiker unter den
Menschen brauchen ein Zauberer um in die magische Welt einzutauchen.
Die geniale Lösung um auch Erwachsene (Kinder sowieso), von Harry
Potter zu überzeugen ist die, Rufus Beck, den Magier, sprechen zu
lassen.
Ein Sprecher, der so in die skurrilen Figuren hineinschlüpft, eine Stimmenvielfalt erzeugt
und jedem, wirklich jedem Wesen eine eigene Seele einhaucht, der ist für diese Art Buch ein
echter Superheld. So sehr ich Rufus Beck bei anderen Büchern manchmal verteufle, so sehr liebe ich
ihn, sobald er Harry Potter spricht. Hier ist sein Terrain, hier kann er sich austoben,
hier kann er Dobby der Hauself sein, der nervt, jault und sich zur
Selbstbestrafung die Ohren in der
Herdklappe klemmt, genauso wie gruslig, gemein und
ätherisch Lord Voldemort.
Der raue Hagrid mit dem weichen Herzen brummt in Dialekt und der freundliche alte Schulleiter
Albous
Dumbledore spricht heiser, bedächtig und freundlich. Mrs.
McGonnagall hart und herzlich
bringt sich genauso ein, wie Hermine zuerst besserwisserisch und später zwar schlau,
doch nicht mehr so unerträglich. Der widerliche Draco Malfoy
und sein Vater schnarren
schleimig und Severius Snape mit osteuropäischem Akzent lässt einen an die Zeiten des kalten
Krieges denken, als das Böse stereotyp immer eher russisch war.
Diverse Lehrer sind mit regionalen Akzenten ausgestattet und werden so unverwechselbar.
Besonders genial sind die Dursleys überzeichnet. Die Stangenbohne Tante Petunia schön
schrill und beißend, Tante Marga und Vernon überheblich, arrogant und schon gesprochen
hören sie sich fett an - und der hysterische Dudley, der ganz schön hinterhältig fies sein
kann ist auch nicht ohne.
Recht neutral bleibt Harry, aber auch er ist erkennbar und passend wiedergegeben. Diese Neutralität
ist der ruhende Pol im Vortrag.
Einige Effekte, wie z.B. bei Dobby dem Hauselfen, sind zwar so schrill, dass man fast
versucht ist weiter zu spulen, jedoch sind das nur sehr kurze Stücke - und
ehrlich: Dobby ist schrill. Bei den ersten Büchern
werden die Zwillinge (Fred und George Weasley) immer mit einem Hall-Effekt
dargestellt, immer wenn sie zusammen reden, hallt es,
aber das hat man mit dem letzen Buch endlich abgestellt. Ebenso wird Sirius Black erst im
Vierten Band wirklich verständlich, was dieser Techno-Effekt soll, habe ich mich immer dann
gefragt, wenn er beteiligt war. Am Anfang könnte er etwas schwächlich
wirken, aber alle Effekte, die später in einer Holzhütte
wiedergegeben werden haben einen Effekt wie in einer Höhle.
In Band V läuft Rufus Beck zu einer Hochform auf. Die Vielzahl an
hinzugekommenen Figuren fordert jedoch auch höchste Konzentration. Der ganze
Vortrag scheint zur Ruhe gekommen zu sein. Die Schrillheiten sind ausgemerzt,
man lauscht gebannt der Stimmenvielfalt, auch wenn das Böse jetzt arg angelehnt
an das Dritte Reicht wienerisch daher kommt. Der Singsang passt
allerdings ausnehmend gut zur Figur, die Joanne K. Rowling gezeichnet
hat.
Diese Rufus Becksche Art zu lesen lässt sich auch nicht wirklich beschreiben, da muss man
einfach hineinhören. Die ersten Sätze der Hörprobe zu Harry
Potter und der Stein der Weisen waren verklungen, und ich
wusste, diese Version von Harry Potter muss ich haben. Da störte es mich auch nicht, dass
ich das Buch dazu schon kannte. Mit Rufus Beck habe ich Harry Potter neu erlebt und vieles
erst erkannt, was ich beim ersten oder zweiten Lesen übersehen hatte.
Harry
Potter und der Feuerkelch in 4 Folgen herauszubringen war eine Tortur.
Wie kann man den Hörer so lange im Ungewissen lassen, bis es
weitergeht. Selbst dass der Text bekannt war trug nicht zur Milderung
der Stimmung bei. So konnte sich Rufus Beck jedoch die Zeit nehmen, die
sicherlich gebraucht wurde um gut zu werden.
Schließlich sind allein in Band IV 1372 Minuten zu
sprechen.
Mit Band V gelang das
jedoch am Stück. Nach nur 103 Tagen wurde die Hörversion mit 1945
Minuten (27 CDs oder 22 MCs) herausgebracht, die Rufus Beck innerhalb
von elf Tagen gesprochen hat, so bekannte er in einer NDR-Talkshow.
Band VI mit seinen 22
CDs wurde etwas länger als geplant, da Dumbledore mehr Raum bekommt,
und der spricht langsamer als die meisten anderen Personen.
Innerhalb von 10 Lesetagen war das Buch 'im Kasten'. Neue Charaktere
mussten eingepasst werden, und wieder ist das sehr gut gelungen.
Eine Lesung steht auf dem Cover, die Grenze zum Hörspiel ist hier jedoch
beinahe überschritten.
Und ich bin dankbar, dass mit dieser Art der Lesung auf Kürzungen, die ich bei Harry Potter
als Frevel ansähe, verzichtet werden konnte.
Die
liebevoll ausgearbeiteten Details sind das Wichtigste, das wurde schon öfter gesagt,
wer sollte da entscheiden dürfen, welche fehlen können? Schon im ersten Kapitel von
Teil I ist es J.K. Rowling gelungen mich zu fesseln. Die Krönung ist jedoch jeweils die
Umsetzung durch Rufus Beck, der auch niemals den Charakter, der einzelnen
Figuren vergisst, selbst wenn er dafür eine Stimmen-CD zur Erinnerung
braucht.
Die Hörbücher von Harry Potter, gelesen von Rufus Beck, sind ein absolutes Highlight der
Hörbuchwelt!
|