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Rezension

Cover Virginia Woolf oder ich spüre, ich werde wahnsinnig
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:  

Virginia Woolf (1882 – 1941) gehörte zu den wichtigsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Dieses Hörbuch beginnt nicht mit den großen Werken, wie „Orlando“, „To the Lighthouse“ (Zum Leuchtturm) ...nein – die Reise durch das ereignisreiche Leben der Virginia Woolf wird mit ihren Kritiken, die sie schrieb, ihren Versuchen über die Erzählkunst zu schreiben, sowie mit ihren Essays begonnen. 1924 erscheint „Mr. Bennett and Mrs Brown“. Mit diesem Essay wandte sie sich gegen die Traditionalisten unter ihren Schriftstellerkollegen. Das Leben eines Menschen, seine Selbsterfahrung sollte im Vordergrund stehen. Sie experimentiert mit der Technik des Bewusstseinsstroms, ohne sich den Gesetzen von Zeit und Raum zu unterwerfen. In „Mrs Dalloway“ geht sie diesen Weg weiter: kurze Skizzen, Impressionen, Momentaufnahmen. Aber auch Zartheit und Humor finden sich darin. „Flush“ und „Wellen“ folgen.* Erfolg ist ihr nicht immer erwünscht, im Gegenteil, bei „Flush“ fürchtete sie ihn... Dann schreibt sie an ihrem humorvollsten Roman: „Orlando“. Das Schreiben an diesem Roman steigerte sich vom Vergnügen zu einer Orgie. Es wurde ein Denkmal für Vita Sackville-West. 

An dieser Stelle führt uns das Hörbuch zurück zu der Frau Virginia Woolf und ihre Biographie, über ihre Familie, ihre Geburt bis zu ihrem Tod. Die Bloomsbury Group wird vorgestellt.** Der Hörer bekommt einen Einblick in diese Gruppe und die Veränderung der viktorianischen Gesellschaft in nur wenigen Jahren. Neue Formen des Umgangs, mehr Freiheiten. 

Überleitend geht es in die intimsten Bereichen der Schriftstellerin. Der bewegende Liebesbrief von Leonard Woolf an Virginia. Es folgt ein kurzer, aber ergreifender Briefwechsel. Sie nimmt seinen Antrag letztendlich an. Mit Leonard gründet sie einen Verlag, 'The Hogarth Press'. Die handwerkliche Beschäftigung an der Druckerpresse soll Virginia helfen, den Ausgleich schaffen, denn jeder Roman kostet sie eine Menge Kraft. 

In den 20er und 30er Jahren erscheinen ihre wichtigsten Texte. 

Es folgt ein Auszug aus „Zum Leuchtturm“. Ein Roman der von einer Gesellschaft handelt. Verbindende Elemente: 1) eine Fahrt zum Leuchtturm die nicht stattfand, erst 10 Jahre später. 2) Lilly Briscoe, eine Malerin, die an einem Gemälde scheitert und vollendet es dann ebenfalls 10 Jahre später. Erinnerungen, Geständnisse, vieldeutige Symbole: Der Leuchtturm als das männliche Element, das Wasser als ständiger Fluss an Harmonie - das weibliche Element. Am Ende betrachtet Lilly Briscoe ihr Werk, es war vollendet und so mag auch Virginia Woolf ihr Werk betrachtet haben. Es war vollendet! Das Hörbuch endet mit einer Sonette von Elizabeth Barrett-Browning, die Besitzerin von ‚Flush’, übertragen von Rainer Maria Rilke: [Auszug] 

Ich dank es allen, die mich liebten je 
in ihrem Herzen - mit dem meinen. Dank 
jedem, der stehn blieb, wenn ihm der Gesang 
aus meinen Kerkermauern schön schien, .....

Meine Meinung:

Dieses Autorenporträt ist eine Hommage an Virginia Woolf. Gut durchdachter, aber auch ungewöhnlicher Aufbau ihres Lebens, ein Leben verwoben mit ihren Werken. Ihre Biographie findet sich ca. bei der Hälfte des Hörbuchs und ihre Werke verbinden die einzelnen Stationen ihres Lebens. Nach diesem Hörgenuss war es für mich nicht ungewöhnlich, dass ich am Ende des Hörbuchs Lust bekam, ein Werk von Virginia Woolf zu lesen und habe mir „Mrs Dalloway“ ausgesucht und ich denke, so manchem Hörer wird es mir nachmachen und entweder neugierig auf die Autorin und ihre Werke werden - oder sie wiederholt lesen. Mein Lieblingsbuch von ihr ist (bisher) „Zum Leuchtturm“, die Textpassage die in diesem Hörbuch gelesen wird, ist wunderschön. Virginia Woolfs Texte spricht Sophie Rois, die eine hervorragende Leistung erbringt. Der Erzähler ist C. Bernd Sucher, der diese Reihe „Suchers Leidenschaften“ wohl herausbringt, ihm kann ich ein Kompliment aussprechen. 

Fazit: große ‚Leidenschaft’ für wenig Geld.

Hinweis: 

Aus der Reihe „Suchers Leidenschaften“ sind folgende Hörbücher erschienen:
Else Lasker-Schüler, Gustave Flaubert, Franz Kafka, Thomas Mann, Anton Tschechow, Gertrude Stein, Rainer Maria Rilke, Marcel Proust, Oscar Wilde. (J. Maria im Dezember 2005)

* Flush, der Cockerspaniel der Dichterin Elizabeth Barrett-Browning, der 3x entführt wurde und immer wieder freigekauft wurde. Der Roman "Flush" von Virginia Woolf ist aus der Sicht des Hundes geschrieben.

** Bloomsbury Group: zu den Hauptpersonen gehörten u.a. Virginia Woolf; ihre Schwester - die Malerin Vanessa Bell; der Maler Duncan Gran; der Kritiker Lytton Strachey, der Kunsthistoriker Roger Fry; u.a.

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 04.12.2005, letzte Änderung am 12.12.2005, Layout by abrakan