Rezension |
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Inhalt: Niklas
Schilf, der seinen Erfolg als Reporter in den USA seinen gefälschten
Interviews verdankt, hat dort Ansehen und Job verloren. Er kehrt zurück
in seine Heimat Deutschland. Völlig verwirrt, alkoholkrank und kaputt
trifft er in einer Bar auf eine ebenfalls betrunkene Frau, Ariane
Jennerfurt. Diese
Ex-Prostituierte und Mitinhaberin des Schloßstüberls wird vermisst. Die
Anzeige hat ihre Freundin und Geschäftspartnerin Iris aufgegeben. Das
Dezernat 11 der Münchner Polizei (Vermisstenstelle) mit Tabor Süden und
Sonja Feierabend ermittelt. Diese
beiden Handlungsstränge sind in der Geschichte verquickt. Ariane ist
untergetaucht. Seit sie erfahren hat, dass sie HIV positiv ist, kann sie
nicht mehr klar denken. Angewidert besucht sie alte Kunden, obwohl sie
doch der Szene eigentlich entkommen ist. In einer Bar trifft sie auf
Schilf, der sie zuerst heimbringt, aber bei einem zweiten Besuch
vergewaltigt. Aus
irrationaler Wut darüber, dass er von der Infizierung nichts wusste,
verschleppt er sie. Im Hause seiner Eltern hält er Ariane gefangen und quält
sie. Nach Außen führt er das Leben eines kaputten Typen, der in
Pensionen lebt und zeigt so der Vermisstenstelle der Polizei eine Fassade,
die erst einmal durchschaut werden muss. Wird es gelingen beide Protagonisten zu retten? Meine Meinung: Warnung: Dieses Hörbuch ist heftig, brutal, blutig, eklig, gar nicht positiv - und trotzdem irgendwo so faszinierend, dass ich es einmal zu Ende hören musste. Sensible Gestalten, die psychischen Störungen und körperliche Quälereien nicht 'verpacken', sollten dieses Hörbuch meiden. Allen anderen kann ich nur gute Nerven und Freude an einer starken Geschichte wünschen. Schilfs
Eigenleben breitet sich in Selbstgesprächen vor uns aus. Sein Ekel vor
sich selbst und der Gesellschaft überträgt sich glatt auf den Zuhörer.
Über Arianes Seelenleben erfahren wir rückblickend das meiste aus ihrem
Tagebuch. Sie versucht sich daran festzuhalten, dass sie der
Prostituierten-Szene durch ihre Kneipe entkommen ist und jetzt ein
ordentliches Leben führt. Die entscheidenden Gespräche führt sie mit
dem verstorbenen Vater. Die
anderen Personen der Handlung lernen wir durch Polizeiverhöre kennen. Die
Entwicklung der Geschichte um das Kriminalteam steht bei diesem Hörbuch
im Hintergrund, sie bildet eine Rahmenhandlung um als Teil einer Reihe
kenntlich zu sein. Das Hauptaugenmerk liegt bei Ariane und ihre
Auseinandersetzung mit ihrer Krankheit und ihrem derzeitigen Leben. Man
kann beinahe körperlich mitleiden, wenn man von ihrem Schicksal erfährt.
Die Geschichte der beiden berührt den Hörer. Dies
liegt sicherlich auch an dem hervorragenden Sprecher. Dietmar Mues löst
seine Aufgabe glänzend. Einen Vorschuss erhielt er von mir schon durch
seine tiefe Stimmlage, aber dieser Bonus war nicht nötig. Zum einen
brilliert er als Sprecher für die Übergänge und das Polizeiteam, aber
auch die sensiblen Teile aus Arianes Tagebuch oder die widerlichen Szenen
aus Schilfs Seelenleben können dank ihm, beinahe greifbar nachvollzogen
werden. Das ist einer der Gründe für die oben ausgesprochene Warnung.
Der Hörer wird durch die Stimme von Dietmar Mues beteiligt. Da so wenig
positives in dieser Geschichte passiert ist man während der kompletten Hörzeit
mitten in unangenehmen Geschehnissen eingeschlossen. Das war für mich
teilweise arg bedrängend. Es
mag ja sein, das menschliche Psyche so funktioniert, wie sie in
'Verzeihen' beschrieben wird. Für mich ist diese Art jedoch so bedrückend,
dass ich mich ihr nicht zum zweiten Mal aussetzten werde. Aber
wie so oft möchte ich betonen, dass die meisten Menschen nicht so gierig
nach der heilen Welt sind, wie ich und diese vielen anderen, werden die
nicht zu verleugnende Spannung, des Hörbuchs zu schätzen wissen. (Binchen
im Juni 2003) |
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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt
am 04.06.2003, letzte Änderung am 05.06.2003, Layout by abrakan