|
Kategorie: |
|
Genre: |
|
SprecherInnen: |
|
Regie: |
|
Medium: |
|
Laufzeit: |
|
Verlag: |
|
Preis: |
|
ISBN: |
|
Bewertung: |
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze) |
Inhalt:
Ellen ist vierunddreißig Jahre alt und seit sieben Jahren
mit Leonard verlobt, doch von Heirat ist keine Rede. Und daran wird sich auch nichts
ändern bis Leonards Stiefmutter Laura stirbt; dies ist die unausgesprochene Wahrheit.
Doch warum eigentlich? Laura war zwar einst für einige Jahre mit Richard, Ellens Vater,
verheiratet und wurde wegen Ellens Mutter von ihm verlassen, aber der Hass und die
Enttäuschung, die Laura dadurch erfahren hat, liegen schon so lange zurück. Laura, so
sanftmütig, schien auch nie etwas gegen die Verbindung von ihrem Stiefsohn und der
Tochter ihres geschiedenen Mannes zu haben; es besteht somit gar nicht wirklich ein Grund
mit der Heirat zu warten. Und Ellen wünscht sich doch so sehr verheiratet zu sein wie
ihre Cousine Melissa oder die anderen Mieter es sind, die mit in Ellens Elternhaus wohnen,
seit Ellen dorthin zurückgezogen ist um ihren kränkelnden, alten Vater zu pflegen. Oder
ist es nur die Angst als vertrocknete Jungfer zu gelten?
Ellens Leben wird regiert von den Ansprüchen der Menschen
in ihrem Umfeld, will allen gerecht werden: Dem altersstarrsinnigen Vater, dem
bevormundendem Leonard, den Mietern mit ihren Anliegen; und nun holt Leonard auch noch
seine geistig und körperlich stetig abbauende Stiefmutter aus dem Pflegeheim zu sich.
Alte Erinnerungen werden wach und Ellen fragt sich, ob die einstige Drohung der
verlassenen und zutiefst enttäuschten Laura - sie werde dafür sorgen dass Richard
unglücklich würde, auch wenn es das letzte wäre was sie in ihrem Leben tue - ernst
gemeint war. Lauras letzte Tat kann, in Anbetracht ihres Gesundheitszustandes und ihres
hochen Alters, nicht mehr allzu lange hin sein. Aber diese friedliche, alte Dame, die
Ellen stets so sanftmütig erschien, soll zu solch bodenlosem Hass fähig sein, dass er
nach all den Jahren immer noch nicht versiegt ist? Aber wieso taucht mit Laura recht bald
auch der alte Brief wieder auf, in dem sie einst Richard bedrohte?
Meine Meinung:
Man kann Menschen nur vor den Kopf schauen, nicht dahinter
- es sei denn, man liest ein Buch von Celia Fremlin. Das ist ihre Spezialität. Wer Celia
Fremlin nicht kennt und nicht wüsste, dass es sich hier um einen Thriller handelt, der
würde wohl auch nicht darauf kommen und vom grausigen Schluss sehr überrascht sein.
Fremlin geht ihre Geschichten auf eine ganz außergewöhnliche Weise an. Während andere
Thriller-Autoren den Leser meist zu Beginn darauf aufmerksam machen, dass etwas unfassbar
schreckliches geschehen ist oder wird, kommt Celia Fremlin so unglaublich harmlos daher.
So machen sich ihre Figuren ihre Gedanken über Gott und die Welt und versuchen im ganz
gewöhnlichen Alltag zu bestehen. So auch Ellen, die ihre Bedürfnisse stets in den
Hintergrund rückt um zu gefallen und weil es so bequem ist, den Weg des geringsten
Widerstandes zu gehen.
Und mitten hinein in diese alltäglichen Probleme streut
die Autorin feine, leicht verdauliche Häppchen, die den Leser beunruhigen könnten, wenn
sie nicht so harmlos erscheinen würden. Wie bedrohlich sie tatsächlich sind, erfährt
der Leser erst ganz zum Schluss.
Fremlins Geschichten haben immer etwas schockierendes -
wahrscheinlich, weil das Böse nicht nur die Idylle zerstört, sondern die ganze Zeit
darin gelebt hat wie ein Wolf im Schafspelz.
Nun sollte man meinen, dass die Handlung bis dahin in ihrer
Alltäglichkeit uninteressant ist. Aber zum einen liegt für mich genau darin der Reiz und
außerdem zeichnet Celia Fremlin derart genaue Psychogramme, in denen man sich und andere
in den nur allzu menschlichen Gedanken wiederfindet und die erklären, was die Figuren zu
dem machen was sie sind. All ihre Handlungen erklären sich allein durch ihr
psychologisches Bild.
Ich bewundere diese einzigartige Beobachtungsgabe an ihr.
Dagegen wirken andere Autoren, denen diese Eigenschaft zugesprochen wird, blass. Ihre
Beobachtungen am menschlichen Verhalten gehen so tief, dass ich lieber mit einem
Psychologen befreundet wäre, als mit einem Autoren dieses Kalibers.
Dies, die Gewissheit, dass das Grauen zum Schluss sein
Gesicht zeigt und die unbändige Neugierde, um welches Grauen es sich dabei handeln
könnte, macht für mich einen echten Fremlin aus!
Ganz hervorragend wird diese ungekürzte Lesung von Dagmar
Heller vorgetragen. Sie versteht es wunderbar Ellens und auch Lauras Wechselbad der
Gefühle Ausdruck zu verleihen. Was wären Ellens Empörungen über die Mieter, Ihren
Vater und Leonard, die gleich darauf in innerlichen Entschuldigungen und Rechtfertigung
für deren Verhalten münden, ohne die Stimme von Dagmar Heller? Unnachahmlich schwingt
ihre Stimme dezent von Empörung in Beschwichtigung und Resignation. Und bei Lauras alten
Erinnerungen, die zunächst so wundervoll sind und dann plötzlich einen beängstigenden
Charakter bekommen, versteht es Dagmar Heller sich in Lauras Welt aus vergangen Zeiten
entführen zu lassen, so sanft und verträumt klingt ihre Stimme und löst sich im
nächsten Moment durch den wiederkehrenden Schmerz ab und steigert sich ins Panische, ob
der alten Wunden die erneut aufreißen. Eindrucksvoll, denn sie schlüpft in keine der
Rollen, sondern ihre Stimme trägt die Stimmung des Textes und zieht den Hörer mit in
diesen Fluss der Gedanken, innerlichen Zwiesprachen und Gefühle. Ich freue mich schon auf
ein wiederhören mit Dagmar Heller.
Wie ich es nicht anders von Produktionen dieses Verlages
kenne, ist die Sprecherin exakt zum Buch passend ausgewählt. Erstaunlich mit welcher
Treffsicherheit ihnen das immer gelingt!
Bisher kannte ich von dem Verlag nur die
Cassetten-Ausgaben. Dieses Hörbuch ist jedoch, wie viele andere inzwischen auch, auf CD
erhältlich. Und auch hier hebt sich die Verpackung von denen anderer Verlage ab. Keine
schlichte Plastik-Hülle, sondern eine stabile Schachtel aus glänzender Pappe, in der die
CDs enthalten sind. Auf ein besonderes Erscheinungsbild möchte ich nicht verzichten
müssen bei diesen Hörbüchern, da die Produktionen dieses Verlages etwas einzigartiges
sind. (Petra)
geht es zu einem
Interview mit der Sprecherin Dagmar Heller!
geht es zu einem
Verlagsportrait über diesen ungewöhnlichen Verlag!
|