Rezension |
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Inhalt: In der ausgehenden Renaissance, Ende des 15. Jahrhunderts, spielt die Geschichte. Es ist die Zeit der Inquisition und Hexenverfolgung. Richard und seine Mutter leben in Wandlingen. Während Richard bei den Dominikanern unterrichtet wird, kümmert sich Zobeida Artzt, geborene Sarazenen-Prinzessin, als Hebamme um die menschlichen Bedürfnisse der Stadtbewohner. Dieses geruhsame Leben findet ein Ende, als Zobeida als Hexe angeklagt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird. Der
Vollwaise Richard wird von seiner Tante Sybille in Augsburg aufgenommen.
Im Haushalt von Jakob Fugger, dem Kaufmann und Ehemann von Sybille,
erweist sich Richard als gelehriger Schüler. Wissensdurstig saugt er
alles auf, was um ihn herum geschieht. Die Handelsbeziehungen des cleveren
Jakob reichen aber auch in die ganze Welt, als Geldgeber von Königen
versteht er es die Weltpolitik mit zu gestalten. Er versteht es Menschen
zu manipulieren. Zuerst
wird Richard als Gehilfe nach Florenz geschickt, dort ist er nicht nur für
seinen Onkel tätig. Er freundet sich mit dem Mönch Mario an, knüpft die
begehrten Kontakte mit den Medici, erhält Zugang zu den berühmten
Gelehrten und Künstlern der Zeit - und zu den Bibliotheken. Die schönen
Dinge des Lebens, Kunst, Kultur und Naturwissenschaften haben es ihm
angetan und Saviya, eine Zigeunerin, die in Italien ständig seinen
Weg kreuzt. Seine zweite Station ist Rom, dort kann er der Kirche natürlich nicht entgehen, obwohl die Hexenverfolgung und die Inquisition sowieso niemals seine Gedankenwelt verlassen hatte. Er lebt und leidet mit seinen neuen Freunden und Feinden und vor allem erfährt er wieder einmal wozu die Kirche, diesmal in Gestalt von Fra Savonarola, fähig ist. Dieser ist nicht der Verfolger der Hexen, sondern missgönnt den Menschen alles Schöne. Seine Predigten führen zu einer Hetzjagd auf alle, die ein wenig besitzen, oder es schaffen sich ein gutes Leben zu gönnen. Irgendeinen Teufel finden die Kirchenleute ja immer. Meine Meinung: Der Roman zum Hörbuch hat mich vor ca. acht Jahren sehr beeindruckt. Da ist endlich einmal eine Schriftstellerin, die nicht schon ‚gestanden’ und uralt ist – und schreiben kann sie trotzdem. Ein historischer Roman mit ausgefeilten Figuren und einer Story, die ziemlich korrekt erscheint. Durch ihr Nachwort hat sie sich allerdings auch künstlerische Freiheit geschaffen, falls es einmal nicht der Fall sein sollte. Der
Aufbau der Geschichte ist gelungen. Man lernt die Renaissance kennen, weiß
nun, dass die Medici, die Borgia und welche Päpste und Könige in diese
Zeit gehören, wenn man es nicht schon vorher wusste. Auch
Michelangelo beginnt um diese Zeit seinen Weltruhm aufzubauen. Das
kulturelle Leben in Florenz, Rom und auch im Schwabenland werden uns auf
eine angenehme Art näher gebracht. Man lebt zusammen mit den Figuren in
Florenz und Rom. Umfangreiche historische Recherchen dürften für diese
Darstellungen vorausgegangen sein. Dass
auch Zigeuner in die Geschichte eingebettet wurden, ließ anfangs hoffen,
dass auch deren Kultur und Einstellungen deutlich in die Geschichte
einfließen, diese
unbekannteren Aspekte wären sicherlich besonders reizvoll gewesen. Leider
gehen dahingehende Stränge des Handlungsverlaufs nicht
so sehr in die Tiefe. Sicherlich ist es auch nicht einfach dafür
authentische Quellen aufzufinden. Am
eindringlichsten gelingt die Darstellung der Inquisition. Der Anfang
bleibt einem so sehr im Gedächtnis haften, dass unterstrichen wird, wie
es auch Richard nicht gelingen kann, die Ideen der Kirche und der Hexe zu
vergessen. Die Ungerechtigkeit und die Willkür, die sich die Inquisitoren
herausnehmen, ist einfach himmelschreiend ungerecht und macht richtig wütend.
Dieser rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht, ist allerdings im
Buch stärker zu spüren. Sieht
man den Verlauf der Geschichte: Waise, besonders clever, verschafft sich
Chancen und beginnt eine erfolgreiche Karriere, scheint es ein Abklatsch
von vielen historischen Romanen zu sein. Auch andere Autorinnen (z. B.
Rebecca Gablé) bedienen
sich dieses Schemas. Aber ist das wirklich so verwerflich, wenn die
Geschichte glaubhaft und fesselnd ist? Einige liebevolle Details der
Buchvorlage gehen ein wenig verloren, entschädigt wird man jedoch durch
einen Vortrag, der besonders fesselnd ist. Franziska
Bronnen gelingt es mühelos den Hörer sofort einzufangen. Die
akzentuierte Art zu sprechen, ihre Stimmlage, ihre Art Distanz oder Gefühl
zu vermitteln ist beinahe unbeschreiblich. Eindringlich, jedoch niemals
aufdringlich, führt sie uns durch Richards Geschichte. Die Theater- und
Schauspielerfahrung ist hierfür sicherlich mit verantwortlich. Wie sie
beinahe am Ende der Geschichte das Paternoster rezitiert, jagte mir
Schauer über den Rücken. Verbunden
werden die einzelnen CDs mit kurzen Musiküberleitungen, die den Hörer in
die Zeit der Renaissance versetzten. Dies unterstreicht den
Inszenierungscharakter dieser 7 CDs. In dieser gelungenen Kombination –
gute Geschichte mit glänzender Sprecherin, hätte man auch gut und gerne
10 CDs ohne Langeweile lauschen können. Die
CDs wurden nicht in eine lieblose Plastikverpackung gezwängt, sondern in
glänzende Papphülsen, die von einer antiken Stadtansicht geziert werden,
geschoben. Die Texte auf den Hüllen geben einen kurzen Abriss über die
Geschichte und die Autorin wieder. Eine freundliche Art der Präsentation.
Die Tracks sind erträglich lang um einen Wiedereinstieg zu ermöglichen.
Die B-Note stimmt also auch. |
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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt
am 4.07.2003, letzte Änderung am 06.08.2003, Layout by abrakan