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(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze) |
Originaltitel:
The
Posthumous Papers of the Pickwick Club – Kurz: The Pickwick Papers
Inhalt:
Nachdem der
Hochwohlgeborene Mr. Samuel Pickwick im Jahre 1827 seinen Vortrag zum Thema
‚Spekulationen über die Quelle der Tümpel von Hampstead nebst einigen
Bemerkungen zur Theorie der Stichlinge' gehalten hatte, war man sich
einig, daß dieses Genie, Mr. Pickwick, weiterhin solch nützliche
Erfahrungen im Leben sammeln sollte und darüber auch Bericht zu
erstatten sei. Da er das Studium des Lebens schwerlich allein leisten
konnte, schickte der Junggesellenclub folgende Herren ins Rennen:
-
Mr. Samuel Pickwick – Namensgeber und
Vorsitzender des Clubs. Im realen Leben vermögender älterer Junggeselle
mit gutem Herzen, aber wenig Lebenserfahrung
-
Mr. Tracy Tupman, selbsternannter
Frauenheld, flirtet mit ältlichen Jungfern, objektiv betrachtet ist er
jedoch höchstens ein Möchtegernplayboy
-
Mr. Nathaniel Winkle – ein Sportsman –
leider auch nur theoretisch
-
Mr. Augustus Snotgras – ein Poet, der
ebenfalls die Frauen liebt
Die Weltfremdheit und Fassade
der Herren, die sich unter dem Deckmäntelchen der vornehmen Herkunft
versteckt, bringt sie oftmals in peinlichste Situationen.
Erst als Mr. Pickwick den
pfiffigen Samuel Weller als Diener einstellt, gewinnt der kleine Club eine
unschätzbare Hilfe, bei den Abenteuern im England des beginnenden 19.
Jahrhunderts. Sams Realitätssinn bewahrt die Herren vor den schlimmsten
Verstrickungen.
Der Weg der Pickwickier, wird
einige Male von einem kleinen Betrüger, einem Mr. Jingle, gekreuzt, diese
Episoden sind besonders schmerzlich für Mr. Pickwick, aber eigentlich bedarf
es gar nicht dieser Beeinflussung von Außen, damit die Herren in
Schwierigkeiten geraten. Eigensinn, Gutmütigkeit und Standesdünkel genügen
um Verwirrung zu stiften.
Meine Meinung:
Die
detailreichen
Geschichten von Charles Dickens sind immer wieder ein Genuss. Diese
amüsante Hörspielfassung ist da keine Ausnahme.
Das Buch:
Bei den Pickwickiern handelt
es sich um Dickens erstes Buch. Die Erstveröffentlichung fand innerhalb von
20 Monaten in 19 Folgen ab März 1836 statt. Geplant waren die Worte damals zu Untermalung
einer Karikaturenserie, als Robert Seymour, der Karikaturist, Selbstmord
begangen hatte, setzte Dickens seine Geschichte trotzdem, unterstützt von
neuen Zeichnern fort. Sie wurde schon damals zum Erfolg.
Die Angehörigen des Clubs sind schon ein paar
Helden, vollkommen alltagsuntauglich und damit die geeigneten Opfer für
Betrügereien. Sie haben keine Ahnung, wie es im richtigen Leben zugeht und
sonnen sich in dem Ansehen, das der Hochwohlgeborene Samuel Pickwick
genießt, sie sind ist natürlich genauso wenig lebensklug, wie der Präsident
des Clubs. Ihre Aufschneidereien geraten durch Dickens ironischen Stil, für
den Leser ans Tageslicht. Anhand der skurrilen Abenteuer erhält ein Leser
oder Hörer von heute einen treffsicheren Eindruck von der Einstellung der
Leute aus Dickens Zeit zum Thema, Sport, Heirat, Standesdünkel, Rechtswesen
und mehr. Samuel Weller ist meine Lieblingsfigur hier, sein Blick auf die
Situationen, die von Herz und Verstand der einfachen Leute zeugt, lässt
jeweils die Hoffnung auf ein gutes Ende aufleuchten..
Das
Hörspiel:
Die Hörspiel-Inszenierung
trifft den Ton von Dickens ausgezeichnet. Der Hauptsprecher, Martin Held
benutzt genau die richtige Portion Witz und Ironie, um dezent die
Verschmitztheit des Textes zu betonen. Lebendig führt er uns durch das
Reiseprogramm der Clubabgesandten.
Jede der Figuren ist
signifikant besetzt, man hört sich schnell in die Charaktere ein. Wie ich es
für ein Hörspiel erwarte, sind die 'ach so sensiblen' Damen der Zeit auch
entsprechend schrill besetzt, so dass z.B. eine Ohnmacht auch als solche zu
erkenne ist. Eine Wahlversammlung eine entsprechende Geräuschkulisse bietet
und eine Jagdgesellschaft nicht ohne Gewehre unterwegs ist. Wir lauschen
hier einem echten Hörspiel, mit Wehklagen, Musikuntermalung, Stimmengewirr,
Geräuschen. Die 6 CDs entsprechen den 6 Ausstrahlungen des WDR vom 5.9.1996
bis zum 10. Oktober 1969.
Die Erkennungsmelodie
begleitet uns auf allen CDs zur Einleitung und als Ausklang, damit wird der
Folgencharakter effektvoll unterstrichen. So muss es im Radio geklungen
haben, stellte ich mir dabei vor. (Die Zeit der Life-Sendungen von
Hörspielen im Radio habe ich nicht mehr bewusst erlebt.) Dasselbe gilt für
den Abspann, dort wird jeweils der größte Teil der Beteiligten namentlich
genannt.
Dieses Hörspiel betrachte ich
unter zwei Aspekten als Zeitzeugnis, einmal ist es der Blickwinkel Dickens
auf seine Epoche Anfang des 19. Jahrhunderts, zum anderen ist es ein Zeugnis der
Hörspielentwicklung. So klangen also Hörspiele vor 35 Jahren. Soundeffekte
und Musik scheinen typisch für die Zeit, so z.B. pfeift Sam in einer Szene
die Titelmelodie eines damals bekannten Krimis. Ein Vergleich zu aktuellen
Produktionen, wie z.B. Otherland oder Der Schwarm, kann einem Hörer von
heute zeigen, wie sich der Sound, gewandelt hat.
Die
Pickwickier –
ein altes Hörspiel, das nicht zum alten Eisen gehört. (Binchen, November
2005)
kann man den Original-Text der Pickwick-Papers Online nachlesen
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