In einer namenlosen Stadt, wird
unter verdächtigen Bedingungen ein Knabe in einem Arbeitshaus geboren.
Nachdem sich die Mutter überzeugen konnte, dass er lebt, stirbt sie.
Der Junge, genannt Oliver Twist,
wächst in einem Armenhaus auf, Hunger, Entbehrungen, Dunkelheit und wenig
Freude gehören zu seinen frühesten Erfahrungen.
Als er mit neun Jahren alt genug
erscheint, wird er als Laufbursche zu einem Sargtischler geschickt, dort
geht sein elendes Leben weiter, bis ihm eine Verschwörung zum Verhängnis
wird. Geschlagen und geschunden erkennt er, dass er den Tischler verlassen
muss. Er hat von der Stadt London gehört. Dort könne jeder, der willig ist,
Geld verdienen.
Auf dem Weg in die große Stadt,
begegnet er einem Jungen, der ihn in London unterbringt, bei einem Mann, der
vorerst nur ‚Der Jude’ ist. Oliver erhält Essen und einen Schlafplatz. Die
Vorgänge im Haus erscheinen ihm jedoch merkwürdig. Als er erkennt, dass er
in einer Diebesbande gelandet ist, ist es schon fast zu spät. Bei einem
Raubzug wird er gefangen und zur Polizei gebracht.
Nun ist die Bande in Gefahr,
könnte Oliver doch zuviel verraten. Jedoch ist der Junge verschwunden. Ob er
dem Gesindel entkommen kann? Gibt es irgendwo Hoffnung auf ein schönes Leben
für Oliver? Bis es soweit ist, müssen noch einige brenzlige Situationen
gemeistert werden.
Meine Meinung:
Jugendbibliothek - das ist die
Sprachebenen, die hier zutrifft. Die gekürzte Fassung des berühmten
Dickens-Romans, auf 3 CDs wird von Dietmar Mues spannend interpretiert.
Dickens eigene Lebensgeschichte
wird in seinen Romanen mit verarbeitet. Die Düsternis seiner Kindheit ist
immer wieder Thema, dass er der erste war, der soziale Missstände in Büchern
anprangerte, gerät heute leicht in Vergessenheit. Jüngere Hörer sollten
darauf ggf. vorbereitet werden.
Die Kürzung mildert die Düsternis
ein wenig. Schnell ist die bedrückende Kindheit vorbei, die Abenteuer
beginnen. Auch wenn diese nicht fröhlich sind, steht nun die Spannung im
Vordergrund.
Die Geschichte von Oliver wird mit
leichter Distanz erzählt. Nicht zu nah heran, lässt uns dieser Stil, die
Armut und das Elend sind vorstellbar, Tränen sind aber noch weit entfernt. Bedrückend sind die Erfahrungen des Jungen, aber immer ist da
ein Weg aus der Krise. Dietmar Mues versteht es gut, alle Personen durch
Tonlage und Stimmvariation lebendig werden zu lassen. Auch die Damen werden
nicht arg überzeichnet, so dass das Zuhören immer eine Freude ist.
Als Einführung in den Stil von
Dickens, oder um die spannende Geschichte von Oliver kennen zu lernen, ist
diese gekürzte Version sehr empfehlenswert.
(Binchen,
August 2005)