Rezension

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	Bewertung:	(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:  

Tilo ist eine indische „Hüterin der Gewürze". Hüterinnen sind Seherinnen, die das Leid und den Schmerz der Menschen erkennen und die Gabe haben, sie mit Gewürzen zu heilen. So gibt es für jedes Wehwehchen, für jede Sorge, jede Not und jeden Schmerz das passende Gewürz mit seiner heilenden Wirkung. Die Gabe der Hüterin für jeden das richtige Gewürz zu finden schwindet jedoch, wenn sie sich nicht an die Regeln der Hüterinnen der Gewürze halten. Die Regeln besagen, dass die Hüterinnen die Hilfesuchenden nicht berühren dürfen, sich nicht verlieben dürfen und den Laden nicht verlassen dürfen. Aber wie macht man das in einer Welt wie Kalifornien? Als Tilo ihre Aufgabe in San Fransisco zu erfüllen versucht, merkt sie schnell, dass das Leben dort dazu verleitet die Regeln zu brechen. Denn wie soll sie Kummer lindern, wenn sie nicht berühren darf? Wenn sie auf so engem Raum verweilen muss und nicht auch draußen in der Welt anderen helfen darf? Als Tilo dann auch noch einen jungen Amerikaner kennen lernt und sich in ihn verliebt, schwindet ihre Gabe. Die Gewürze versagen ihr die Dienste. Tilo fühlt nicht mehr, welches Gewürz für wen das richtige ist. Es gibt nur einen Weg ihre Gabe eventuell doch noch zu retten. Sie muss „ihren" Amerikaner vergessen...

Weltliches und menschliches, gegen mystisches und göttliches. Göttliches bleibt eben halt göttliches und menschliches bleibt menschliches. Das muss auch Tilo erfahren, die durch ihre indische Herkunft viele Rituale, Traditionen mit all ihren Entsagungen kennt und sehr wohl anderen helfen kann, aber im Grunde nie selber lebt. Nie menschlich sein darf und selbst in dem Moment wo sie ausbricht aus der mystischen in die reale Welt sich selbst gegenüber ein so schlechtes Gewissen hat - ihr gegebenes Versprechen gebrochen zu haben, für andere Menschen da zu sein und somit mystisch, ja beinahe göttlich zu sein - dass sie auf die Bestrafung wartet, die prophezeit wurde. Als diese ausbleibt, glaubt sie, dass genau darin die Strafe liege, dass sie nun mit ihrem Versagen und dem daraus entstandenen Unvermögen anderen Menschen zu helfen, leben müsse und so verzweifelt ist, dass sie bereit ist, sich selbst zu bestrafen.

Meine Meinung:

Ich denke, dieses Hörbuch ist nicht jedermanns Sache - ich fand es jedoch hinreißend! Vielleicht ist es ein Buch, was man fühlen muss. Ich konnte mich beim Hören in diese mystische und doch so realistische Welt so wunderbar hineinfühlen, obwohl dort alles so ganz anders als in meinem Leben ist. Ohne große Erklärungen kann man nachempfinden, wie die Tradition auf Tilo wirkt. Man versteht sie ohne sie erklärt zu bekommen, kann sie beinahe greifen. Alles erscheint so logisch, so wirklich und dennoch verwischen sich in dieser Geschichte immer wieder Phantasie und Realität. Man meint die Gewürze zu riechen, die verbotenen Berührungen zu spüren und die Sehnsucht zu fühlen. Zudem ist die Geschichte aber auch sehr greifbar durch die aufeinandertreffenden Kulturen. Es gelingt dem Hörer sich ein Bild von indischen Emigranten zu machen, von ihrem Leben mit all seinen Konflikten in einer so gänzlich anderen Kultur. Und Tilo zeigt uns, wie sie ihre mystische Herkunft mit dem Leben in einer so realen Welt wie San Fransisco vermischt, allmählich vertauscht um es dann doch nie ganz zu schaffen. Man meint zuweilen man höre ein Märchen. Doch je länger der Text auf mich wirkt, desto realistischer empfinde ich diese ungewöhnliche, wunderschöne Handlung.

Die Stimme von Katja Riemann tut das Übrige. Ausdrucksstark und so persönlich. Stark und dennoch verletzlich, aber nur, wenn man ganz genau hinhört. Ein ganz besonderes Hörbuch! (Petra)