Rezension |
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Inhalt: Wieder nur ein Mädchen,
so denkt Hildebold von Wehrstein, als seine Frau ihm am Tage Allerheiligen
anno 1267 die Tochter Tilia schenkt. Ihre Halbschwester Gret wird am
selben Tag in der Gesindekammer geboren. Sie ist die Tochter einer Magd. Die beiden Schwestern
wachsen zusammen auf und solange sie noch jung genug sind, ist der
Standesunterschied kaum zu bemerken, doch mit den Jahren ändert sich das.
Mägde sind unfrei, Edelfräulein zwar frei, jedoch den Vätern oder
Männern unterstellt. Die politischen
Verwirrungen der Zeit um Rudolf von Habsburg, die Zollern, derer von
Wehrstein, Bablingen, Hechingen,
Haigerloch und anderer vor allem schwäbischer Geschlechter, machen es
erforderlich, dass Tilia sich zur Burg der Zollern begibt. Dort soll sie
Walburgis von Zollern als Dame zur Seite stehen. Begleitet von dem
jungen Von Husen als Garde, zieht Tilia mit ihrer Halbschwester und deren
Mann und Tochter zur Zollernburg. Da
Tilia schreiben kann, wird sie in politische Machenschaften verstrickt,
denn nicht immer ist es wünschenswert, dass die Mönche alle Ränke, die
geschmiedet werden, kennen. Nebenbei bringt sie den Hof wieder in Ordnung,
kümmert sich um des Grafen Tochter und verliebt sich. Doch die
politischen Interessen sind bei Tilia vordringlich und so mischt sie sich
in eine Männerdomäne ein. Doch auch Gret wird auf
der Burg gebraucht, denn der Sohn des Zollern hatte sich bei einem Besuch
auf Wehrstein in sie verguckt. Dass Gret verheiratet ist, bildet kein
Hindernis für den Grafen sie auch in ihr Bett zu holen, und auch Gret ist
nicht abgeneigt. Meine Meinung Die Geschichte zeigt die Stellung von Frauen im 13. Jahrhundert sehr deutlich auf. Welche Möglichkeiten hatten sie? Mit welchen Widrigkeiten mussten sie fertig werden? Hatten Frauen irgendwelche Rechte? Ein Edelfräulein wurde
verheiratet, oder sie ging ins Kloster, je nach Geldmitteln der Eltern.
Allerdings war es in den seltensten Fällen ihre eigene Entscheidung. Eine Magd war eine
Unfreie, d.h. sie konnte für Fehlverhalten gezüchtigt werden, durfte
keine Meinung haben, hatte ihrem Herrn oder jedem Höhergestellten, in
jeglicher Hinsicht, z.B. auch im Bett, zu dienen. Eine Meinung oder ein
Willen stand keiner der Frauen zu. Küche, Kloster und Kemenate sind ihre
Refugien. Die Männer hatte jegliche Rechte gegenüber den Frauen. Bürger,
Bauern und Kaufleute stehen in dieser Geschichte jedoch nicht im
Brennpunkt des Interesses. Allerdings sind auch
die Männer gewissen Zwängen unterworfen. Unfreie Männer hatten ähnlich
wenig Rechte, wie die Frauen. Die Edlen waren immer wieder in politische Kämpfe
verwickelt. Das Mäntlein in den richtigen Wind zu hängen war deren
Hauptaufgaben. Der Klerus war Mächtig und der Glaube an Sünden und den
Teufel bestimmte das Leben der Menschen. Das alles kann man
dieser Geschichte entnehmen, allerdings erst, wenn man sie von den vielen
Namen und Verstrickungen unter den Edlen gelöst hat. Viele Edle werden
auch noch mit zwei verschiedenen Namen (einmal der Herr von ... - dann
wieder der Wehrsteiner) angesprochen, so dass eine Identifizierung
unnötig erschwert und der
Geschichtsfluss arg gehemmt wird. Vielleicht sind im Buch eine Landkarte
und auch diverse Stammbäume gezeichnet, für ein Hörbuch sind sie nur
allzu schlecht gewählt. Die Details welche Burgherren nun Freund oder
Feind sind, erschließen sich nur sehr mühsam. So dass gerade am Anfang
Durchhalteparolen notwendig sind. Lauscht man allerdings
hauptsächlich der Geschichte der Menschen, wird ein ausdrucksstarkes
Sittenbild der Zeit mit ihren Zwängen und wenig Freuden gezeichnet. Die Stimme von Joseline
Gassen (Cher/ Stephanie Powers alias Jennifer Hart) ist
für diese Hörbuchproduktion wieder einmal glänzend gewählt. Sie ist
einfach eine Sprecherin, die lesen kann. Ihre Stimmlage ist für Männer-
wie Frauenrollen wie gemacht und nutzt sich nicht ab, ich höre sie immer
wieder gern. Ein Hörbuch, dass vor
allem die Machtlosigkeit von Frauen im Mittelalter nahe bringt. (Binchen,
Februar 2004) |
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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt
am 26.01.2004, letzte Änderung am 18.03.2004, Layout by abrakan