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(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze) |
Inhalt:
Pilsen, um 1870: Der Rittmeister Balthasar
Bourdanin heiratet nach dem Tod seiner ersten Frau ein zweites Mal. Die wesentlich
jüngere Marie. Sie kümmert sich nicht nur um ihren Mann, sondern auch um seine Kinder
und schenkt ihm weitere. Doch Balthasar Bourdanin ist ein stolzer, herrschsüchtiger Mann;
das Leben an seiner Seite wird immer unerträglicher. Nicht nur Marie leidet unter seiner
Lieblosigkeit und Dominanz, sondern auch die Kinder, die er ganz nach seinen Vorstellungen
heranwachsen sehen will.
Eine Familiengeschichte aus Böhmen zur Zeit der österreichischen
Monarchie.
Meine Meinung:
Die damalige Zeit war doch eine ganz andere. Das wird durch
"Das Haus der dunklen Krüge" einmal mehr klar. Die Geburt eines Kindes konnte
große Freude bereiten, den Tod bringen, oder aber auch eine große Enttäuschung sein,
sein der Nachwuchs kein Stammhalter sondern nur ein Mädchen war. Frauen mussten
versorgt werden, ihrem Willen schenkte man kaum Beachtung. Und doch hatten sie ihre
Mittel, ihre Bedürfnisse wenigstens manchmal durchzusetzen; und sei es auch gelegentlich
durch einen kleinen Ohnmachtsanfall. Was hier leicht überspitzt wirkt, war jedoch zu
diesen Zeit Normalität. Ein interessanter Einblick in die noch gar nicht so weit
zurückliegenden Zeiten, die doch so anders waren, der einen Eindruck davon verschafft,
wie sich in einem recht kurzem Zeitraum die Menschen entwickelt haben.
Meine Hochachtung vor Frau Fussenegger. Nicht nur, dass sie
mit "Das Haus der dunklen Krüge" ein sehr interessantes, spannendes und
aufwühlendes Familienepos geschrieben hat, was zu seiner Zeit beinahe an den Ruhm von
"Die Buddenbrooks" herangereicht hat, sondern auch für dieses Hörbuch gebührt
ihr meine Anerkennung. Die Dame ist über 90 Jahre alt und hat hiermit eine sehr
eindringliche Lesung ihres Romans vorgelegt. In Anbetracht ihres hohen Alters auch sehr
wertvoll, da es irgendwann nicht mehr möglich sein wird, ihre eigene Interpretation zu
hören. Doch diese Gelegenheit gibt sie mit diesem Hörbuch. Zudem macht sie ihre Sache
aber auch noch ganz hervorragend. Sie findet sich vom ersten Satz in den Ton ein, den sie
ihrem Werk damals verliehen hat, als sie es zu Papier brachte, bringt die Geschichte zum
Klingen, wie es schöner kein anderer Sprecher könnte. Mit ihrer ruhigen, eindringlichen
und lebensklugen Stimme führt sie den Hörer durch die düstere Familiengeschichte der
Bourdanins, lässt es aber nie an Wärme mangeln. Ich könnte mich nicht erinnern, je so
bestimmt und doch sanft in eine andere Zeit an einen anderen Ort entführt worden zu sein,
als durch Gertrud Fussenegger.
Die Kürzungen in dieser Lesung sind klar für den Hörer
erkennbar gemacht und zudem von der Autorin selbst vorgenommen. Gertrud Fussenegger liest
einen Teil des Buchs. Dann setzt die Stimme des Sprechers Friedrich Denks ein, der eine
kurze Zusammenfassung der Ereignisse vorträgt, die hier in der Lesung von Frau
Fussenegger übersprungen werden. Dann geht die Lesung von Frau Fussenegger weiter, bis
zur nächsten Zusammenfassung durch Friedrich Denk. Dieser Wechsel ist für eine
Hörbuchproduktion zwar außergewöhnlich, aber ich fand das eine sehr gute Lösung. Der
Hörer weiß, wo gekürzt wurde, erhält aber ansonsten den Originaltext und es tut dem
Verständnis der Geschehnisse keinen Abbruch, was bei Kürzungen leider allzuoft der Fall
ist. Die einzige Nebenwirkung, die diese Zusammenfassungen auf mich ausübten, war die,
dass ich neugierig auf das Buch wurde. Denn selbst die zusammengefassten Stellen waren so
ereignisreich, dass ich auch diese gern in voller Länge genießen würde. Aber das sehe
ich in diesem Fall eher als Bereicherung: Gern habe ich mich durch diese Lesung auch noch
auf das Buch neugierig machen lassen. Und ich habe nicht das Gefühl, ich hätte mir das
Hörbuch sparen und direkt zum Buch greifen können. Denn dann wäre mir diese
wunderschöne Lesung entgangen, die allein dadurch etwas besonderes ist, weil sie von der
Autorin selbst vorgetragen wird. Nicht jeder Autor vermag auch gut zu lesen, selbst wenn
es die eigenen Texte sind. Aber Gertrud Fussenegger kann es. Müsste ich noch einmal
entscheiden, würde ich abermals zunächst das Hörbuch hören wollen und später dann das
Buch lesen, um die letzten Lücken zu füllen - aber auch vor allen Dingen um die
Geschichte der Bourdanins noch einmal zu genießen. (Petra)
gibt
es ein paar wirklich interessante Infos zur Autorin und ihren Werken!
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