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(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze) |
Inhalt:
Eine Schafherde im irischen Dorf Glennkill findet ihren Schäfer George tot
auf. In ihm steckt ein Spaten. Somit ist schnell klar, dass er ermordet
wurde. Denn ein Spaten - wissen die Schafe - ist keine Krankheit. Wer das
getan hat, wollen sie unbedingt herausfinden. Denn noch etwas ist klar: Der
Täter hat etwas unrechtes getan - man steckt keinen Spaten in Leute!
So lauschen und beobachten sie - allen voran das klügste Schaf, Miss Maple -
was im Dorf so vor sich geht. Sie stoßen auf Doppelmoral und Intrigen, ja,
sogar auf das ein oder andere Verbrechen. Gar nicht so einfach, da
durchzublicken. Doch die Schafe lassen sich nicht beirren und haben schon
bald ihren ersten Verdächtigen: Gott... was natürlich ein kleines, aber
letztlich unbedeutendes Missverständnis ist.
Meine Meinung:
Meine anfängliche Skepsis, ob ein Buch, in dem Schafe die Hauptrollen
besetzen, etwas für mich ist, hat sich schon mit dem ersten Track in Luft
aufgelöst! Unwiderstehlich, diese wolligen Gesellen, die ihren Schäfer
George tot vorfinden, ermordet - wie sie bald kombinieren -, und den
Schuldigen finden wollen. Hinreißend die Logik, mit der sie das Geschehen
betrachten und bewerten. Leonie Swann hat ihnen ihre ganz eigene Welt auf
den Leib gestrickt und doch kann man sich voll und ganz hineinversetzen, als
würde man just feststellen, dass man selbst ein Leben lang Schaf gewesen
ist.
Die Geschichte hat die typische Atmosphäre eines ländlichen Krimis. Viele
verschrobene Dorfbewohner, raue Luft und verbohrte Ansichten. Und es ist ein
Krimi der guten Sorte! Spannend - durchaus! Vertrackt - auch das!
Aber eben auch etwas ganz besonderes, durch die Schafe!
Ich werde diese Helden nie vergessen. Mein Lieblingsschaf - Mopple the Whale
- ganz besonders! Dieses kleine verfressene, kecke Wesen - mehr Angst als
Schafsherdenliebe und doch, wenn es drauf ankommt, tapfer! Aber auch all die
anderen.
Auch unvergesslich sind für mich die unzähligen schönen Einfälle, die Leonie
Swann zur Verdichtung dieser eigenen Welt mit eingebaut hat. So habe ich
mich z. B. gefreut, dass den Schafen vorgelesen wurde - erst von George,
nach dessen Tod später auch von anderer Seite - u. a. eine kurze Passage aus
Emily Brontes "Sturmhöhe" - das sei nur am Rande erwähnt, zumal es auch ein
völlig unwesentliches Detail ist. Für mich aber ein sehr erfreuliches, zumal
es ausgerechnet meine Lieblingsstelle aus dem Buch war. Gern gehört habe ich
auch von einem legendären Schaf, das "der Ungeschorene" genannt wurde. Oder
aber wie die Schafe das Leben der Menschen einfach aus ihrer Sicht
verarbeiten... ganz toll und sehr originell und an keiner Stelle platt -
meine Befürchtungen waren alle umsonst!
Die Sprecherin fand ich für diese Lesung ausgesprochen gut gewählt. Mir hat
Andrea Sawatzki sehr gefallen, zumal sie eine leicht raue Stimme hat, die
nicht allzu lieblich klingt. Ich fand, dass die Stimmlage dazu beigetragen
hat, die Geschichte nicht unpassender Weise zu verniedlichen. Schafe stelle
ich mir überdies stoisch vor. Und genau das spiegelt für mich Andreas
Sawatzki in ihrem Vortrag wider. Aber nie emotionslos oder unbeteiligt. Sie
war mitten drin in der Schafherde. Das habe ich deutlich vernommen! Allein
bei jedem Blöken - fantastisch, wie sie das ohne alberne Übertreibungen
herüberzubringen verstanden hat. Wenn es eine typische Tonlage für Nutztiere
gibt, dann hat Andrea Sawatzki genau den Ton getroffen. Ich denke, das hätte
nicht jeder gekonnt - alle Achtung!
Sehr erfreut habe ich aufgenommen, dass Andrea Sawatzki ebenso konsequent
wie Leonie Swann daran festhält, dass die Geschehnisse aus Leser/Hörer-Sicht
zwar lustig anmuten, für die Schafe aber eine ernste Sache sind. So
funktioniert die Welt aus Schafssicht nach eigenen Betrachtungsweisen und
Gesetzen und wird nicht durch eine Autorin oder Sprecherin gestört, die das
ganze verniedlichen wollen oder diese außergewöhnliche Geschichte ins Alberne abdriften lassen.
Die Geschichte funktioniert übrigens auch aus der Sicht der menschlichen
Figuren von "Glennkill" - ob mit Schafen oder ohne. Eine
äußerst gelungene Umsetzung!
Auf die Kürzungen kann ich nicht näher eingehen, da ich das Buch nicht
gelesen habe. Ein Versäumnis, das mir fast leid tut, denn so hätte ich die
Geschichte zweimal genießen können: erst als Buch, dann als Hörbuch. Aus
meiner Sicht aber fehlte hier nichts. Jemand, der das Buch gelesen hat, mag
das vielleicht anders sehen, ich kann es nicht beurteilen.
Fazit: "Glennkill" ist zur Zeit mein Lieblingshörbuch! Es geht mir - mit
seinen liebenswerten Helden - nicht mehr aus dem Kopf und ich werde es
sicher noch oft hören. Eine ganz besondere Geschichte mit besonderen
Helden! Unbedingt hören!
Anmerkung: Einzig schade sind die langen Tracks. Ein Wiedereinstieg wird
dadurch leider erschwert, auch wenn man bei "Glennkill" am liebsten gar
nicht määäääh(r) aufhören möchte zu hören! (Petra)
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