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Rezension

Cover Fräulein Else
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

Fräulein Else erhält einen Brief von ihrer Mutter: Ihr Vater hat Spielschulden und die Familie steckt dadurch in großen Schwierigkeiten. Wenn die Schulden nicht binnen einer Frist von wenigen Tagen auf dem Konto des Gläubigers eingegangen sind, wird gegen den Vater Haftbefehl erlassen. Die Familie wäre damit bloßgestellt und ruiniert, der Vater, so schreibt die Mutter, denke sogar an Selbstmord.

Die einzige Lösung scheint der Mutter darin zu liegen, dass Else mit Herrn von Dorsday spricht -Kunsthändler und Geschäftsfreund von Elses Vater - und ihn bittet, die Summe für sie zu überweisen um den Vater zu retten. Von Dorsday verehrt das junge und schöne Fräulein Else, diese jedoch verspürt eine große Abneigung gegen ihn und befürchtet, sich ihm gegenüber dadurch zu verpflichten. Hin- und hergerissen zwischen ihrer selbstauferlegten moralischen Verpflichtung ihren Eltern gegenüber und der Abneigung, sich für die Spielschulden ihres Vaters zu verkaufen, ficht Fräulein Else einen inneren Kampf mit sich aus...

Meine Meinung:

Der innere Kampf mit der moralischen Verpflichtung den Eltern gegenüber, den nicht nur Else so empfindet, sondern den die meisten von uns sicher in abgewandelten Formen kennen, ist sehr gelungen dargestellt. Auch spricht Schnitzler hiermit eine weitere Seite an: Abhängigkeit und wie sie sich auf Angehörige auswirkt. Elses Vater ist spielsüchtig. Eigentlich gar nicht Elses Problem und doch macht sie es zu ihrem, bzw. lässt sich von der Mutter einspannen um etwas zu retten, wofür der Vater die Verantwortung trägt. Arthur Schnitzlers Novelle zeugt von einem tiefen Verständnis der Problematik, der sich Kinder suchtkranker Eltern gegenüber sehen. Das hat er sehr fein getroffen. Seine Figur Else versetzt den Leser, bzw. hier den Hörer, durch ihr Hadern mit sich in die Problematik hinein. Der Leser - oder hier Hörer - findet sich direkt in Elses Gedankenwelt, denn Arthur Schnitzlers Novelle ist als innerer Monolog geschrieben. So wird man Augen,- bzw. Ohrenzeuge von Elses verspürter Panik, wenn sie versucht sich zu erlauben, die Verantwortung an den Vater zurückzugeben, wie es eigentlich richtig wäre. Doch es ist ihr eine Unmöglichkeit, denn der Einsatz ist möglicher Weise das Leben des Vaters und die Ehre der Familie.

In ihrer inneren Auseinandersetzung geht Else jegliche Spielart in Gedanken durch, wie sie an Herrn von Dorsday herantreten könnte und wie dieser darauf reagieren könnte. Wer glaubt, das sei langweilig, der täuscht sich. Nur zu gern lauscht man den unzähligen Varianten, die Else durch den Kopf gehen und sie entlocken hie und da ein Lächeln. Denn - verhalten wir uns nicht alle vor schwierigen Situationen so? Ist es nicht menschlich, sich selbst so zu quälen, anstatt direkt zur Tat zu schreiten?

Diese Hörbuch-Produktion wurde mit dem Deutschen Hörbuch Preis für die beste Interpretation ausgezeichnet. Zu Recht, denn Senta Berger liest nicht „Fräulein Else“, sondern sie IST Fräulein Else. Keine Minute vergeht, in der man ihr nicht glaubt, dass sie es ist - sie selbst, die junge und schöne Else, im Wettstreit mit ihren Gedanken. Selbst die Haarfarbe von Fräulein Else scheint der von Senta Berger gleich. Während des inneren Monologs verfällt die bekannte und beliebte Schauspielerin in einen Singsang, der eins zu eins Elses Gedanken widerspiegelt, die getränkt sind von ihrer inneren Zerrissenheit, ob der Entscheidung, die sie zu fällen hat. In den Momenten, in denen Else panisch wird, da sie in Erwägung zieht, sich ihrer moralischen Verpflichtung zu entziehen, steigert sich Senta Berger noch in ihrer Perfektion. Ebenso in einer Szene, wo Else ihre Tante auf sie einreden hört. Die Stimme, die da zu Else durchdringt, klingt wie der Prototyp einer Stimme, die einer älteren Dame gehört. Das ist wirklich meisterlich und klingt keine Sekunde gekünstelt. (Petra)

Anmerkung: Diese Fassung ist von Senta Berger behutsam gekürzt. Regie führte Ihr Mann, Michael Verhoeven, der sie auch dazu ermuntert hat, wie sie bei der Verleihung des Deutschen Hörbuch Preises erzählte. Auch gab sie Preis, dass sie sich seit langem dieser Novelle verbunden fühle. Senta Berger gibt mit dieser Fassung auch Bühnenabende, deren Besuch sicherlich lohnt. 

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 10.08.2003, letzte Änderung am 04.05.2004, Layout by abrakan