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Rezension

Cover Fräulein Stark
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

„Du arbeitest nicht, Du bekleidest ein Amt!“ Und was für eines. Einen ganzen Sommer lang passt der Neffe des St. Galler Prälaten und Stiftsbibliothekars den zahlreichen Besuchern Filzpantoffeln an, damit das alte Parkett des Barocklesesaals nicht ruiniert wird. Dabei lernt er die holde Weiblichkeit aus einer ganz neuen Perspektive kennen: von unten. Zarte Füße, kräftige Waden, hin und wieder ein ausladendes „Derrière“, ein gelegentlicher Blick unter die schwingenden Röcke, dazu der betörende Duft all der Kultur beflissenen Damen... Fräulein Stark, die Haushälterin des Onkels, resolut und von schlichter katechetischer Frömmigkeit, ahnt nichts Gutes und bangt um das Seelenheil des Buben. Im Gegensatz zum Monsignore, der den weltlichen Dingen sehr zugetan ist. Des Fräuleins empörte Beschwerden wischt der gern lateinisch parlierende Gelehrte mit einem energischen „Hic nepos praefecti est!“ - „Dies ist der Neffe des Chefs!“ - vom Mittagstisch. Vergeblich. Das hartnäckige Fräulein Stark hat so seine eigenen Methoden, Missbilligung zum Ausdruck zu bringen, von brutal (Kaffeeentzug für alle) bis subtil (fleißiges Socken stricken für die baldige Abreise in die Klosterschule).

Aber sie hat weiterhin ein wachsames Auge auf den Jungen. Ihre seltsame Bemerkung, er sei eben ein „Katz“, da müsse man aufpassen, weckt die Neugier des jugendlichen Sünders. Warum ist der Name mit unguten Erinnerungen verbunden? Warum hat er noch nie seinen Großvater mütterlicherseits kennen gelernt? Auch der Onkel scheint nicht gern an die Familiengeschichte erinnert zu werden. Der „Nepos“ legt die Schmöker bei Seite und beginnt in der weltbekannten Bibliothek mit Recherchen in eigener Sache.

Meine Meinung:

Anders, als die Inhaltsangabe vielleicht vermuten lässt, ist „Fräulein Stark“ keine mit pubertären Phantasien eines Heranwachsenden vollgestopfte Geschichte, aber auch keine, in der die Spannung eines Kriminalromans entsteht. Sie wird sehr verhalten erzählt. Die Charaktere stehen im Mittelpunkt. In Hürlimanns Novelle ist die Klosterbibliothek ein zeitloses Universum für sich, in dem sich einige wenige wundersame Bewohner tummeln. „Bücherarche“ nennt sie der Ich-Erzähler. Eine „Apotheke für die Seele“ will sie sein, wie eine griechische Inschrift dem Eintretenden verrät. In dieser Umgebung der Gelehrsamkeit überschreitet der Junge die Schwelle zum Erwachsensein, nicht nur in erotischer Hinsicht, sondern auch dadurch, dass er sich mit der Vergangenheit seiner Familie auseinandersetzt.

Der Autor liest seine autobiographisch gefärbte Geschichte selbst und seine Stimme fließt angenehm ruhig dahin. Manchmal etwas zu ruhig, ohne Höhen und Tiefen, was aber die Wirkung seiner Prosa nicht mindert. Jede Formulierung findet an ihren Platz. Kunstvoll beschreibt er kleine Momente, die als großartige Szenen in der Erinnerung haften bleiben. Seine liebevoll gezeichneten Figuren, allen voran der Stiftsbibliothekar, bekommen Farbe und Konturen. (Was den realen Vorbildern gar nicht gefiel.) Ärgerlich ist, dass jede einzelne CD nur einen einzigen Track hat, das Wiederauffinden bestimmter Kapitel oder einzelner Passagen wird zur lästigen Suche. (© Fevvers 2003)

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 26.03.03, letzte Änderung am 30.05.2003, Layout by abrakan