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Rezension

Cover Fast ganz die Deine
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(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:  

Als Marcelle Sauvageot 1930 wegen eines Lungenleidens von Paris ins Sanatorium in Hauteville reist, erwartet sie dort ein Brief ihres Verlobten. Er verkündet ihr darin, dass er heiraten werde. Eine andere. Er will Marcelle damit trösten, dass ihr seine Freundschaft bliebe. In ihrer Antwort, die sie nie abschicken wird, rechnet sie mit diesem Freundschaftsangebot ab, das vielmehr eine Vertröstung darstellen soll und dadurch so nichtig ist; doch nicht nur damit. Sondern auch ansonsten mit ihrem Ex-Verlobten und mit der Liebe. Aber nicht verbittert, sondern zwar verletzt, aber klug und weitsichtig.

Meine Meinung:

Ein Jahr bevor Marcelle Sauvageot ihrem Lungenleiden 1934 erliegt, wird dieser persönliche Brief von Charles du Bos veröffentlicht und begeistert seither seine Leser. Gut 70 Jahre später wurde er von Claudia Kallscheuer aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt und liegt nun auch als Hörbuch vor. Einfühlsam gelesen von Anna Thalbach, die es versteht, bei aller empfundener Traurigkeit, den Zeilen Sauvageots auch die nötige Sachlichkeit und Kühle zu verleihen. Denn Sauvageot bemitleidet sich nicht in einem Wort selbst. Sie ist lediglich niedergeschlagen durch ihre schwere Krankheit und enttäuscht von einer verratenen Liebe. Ihr Kummer vermischt sicher auch beides ein wenig miteinander. Denn in Anbetracht der bedrohlichen Erkrankung mag sie sich auch gefragt haben, ob es für sie noch mal ein Liebesglück geben wird. Aber daran weidet sie sich nicht. Sondern sie richtet ihr Augenmerk auf ihren Verflossenen, an den letztendlich der Brief ja auch gerichtet ist, wenn sie ihn auch nie abgesandt hat. Wahrscheinlich wollte sie durch das Niederschreiben ihrer Gefühle und Gedanken lediglich Klarheit über diese Verletzung gewinnen. Und abrechnen mit einem Mann, der ihr sowieso weit unterlegen gewesen wäre, wie nicht sie, aber sehr schnell der Zuhörer erkennt. Sie sieht seine Schwächen erst jetzt genauer, durch die Kluft, die die von ihm ausgehende Trennung zwischen ihnen geschaffen hat. Und erlaubt sich nun, ihrem Unmut über den ein oder anderen seiner Wesenzüge Ausdruck zu verleihen, um dann doch wieder umzuschwenken in der Erkenntnis, dass eben dies die sicheren Anzeichen der Liebe sind: Das übersehen der Schwächen des anderen. Ja, sogar die Fähigkeit, seine Schwächen zu lieben. Letztendlich scheint Sauvageot jedoch durch das Niederschreiben zur Erkenntnis zu gelangen, dass eben Charakterschwächen vorhanden waren. Und jetzt, wo es keinen Sinn mehr macht, die Liebe zu einem Mann aufrecht zu erhalten, der sich ihr gegenüber so unreif und verantwortungslos gezeigt hat, eilen ihr diese Schwächen zu Hilfe. Denn sie mildern ihren Schmerz. Und das scheint gut und richtig. Ein gutes Heilmittel gegen Liebeskummer ist sicher das Betrachten der schlechten Seiten des verlorenen Geliebten und dem Zurückgreifen auf eigene Stärken. So erkennt Marcelle Sauvageot auch, dass sie wohl nicht die richtige Frau für diesen Mann geworden wäre. Sie wäre nicht die stumme Ehefrau gewesen, die sich stets nach seinen Bedürfnissen zu richten hätte, um für ihn ideal zu sein. Sie war dazu, wie der Brief zwischen den Zeilen verrät, viel zu eigenständig und lebenshungrig.

Dennoch sind es für den Zuhörer weniger die persönlichen Erkenntnisse Sauvageots über ihre verflossene Liebe als vielmehr ihre allgemeingültigen Beobachtungen über die Liebe und deren Vergänglichkeit – in schöner Sprache verpackt –, die den Reiz dieses Monologs ausmachen.

Das im Buch enthaltene Nachwort von Ulrike Draesner ist auch auf dem Hörbuch enthalten. Es fasst die Gefühle, die der Brief Marcelle Sauvageots unweigerlich auslöst, gekonnt zusammen und lässt die Eindrücke noch einmal Revue passieren. Schön, dass auch die Hörbuch-Version dieses Nachwort als kleines Extra enthält. (Petra)

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 24.10.2005, letzte Änderung am 04.12.2005, Layout by abrakan