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Rezension

Cover Das Delta der Venus
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt / Meine Meinung:  

Kurz gesagt: 15 Erotische Geschichten. Geographisch und zeitlich gesehen in der Pariser Boheme der 30er Jahre angesiedelt. Doch das wäre zu einfach. Deshalb möchte ich hier etwas über die außergewöhnliche Entstehungsgeschichte dieses Buchs schreiben, das zur Vorlage des Hörbuchs diente.

Anaïs Nin und Henry Miller, beide Schriftsteller und in den 40er Jahren ein Liebespaar, litten wie so viele Künstler an notorischem Geldmangel. So konnten sie kaum ablehnen, als ein Büchersammler Henry Miller bat, für 100 Dollar monatlich erotische Geschichten für ihn zu schreiben. Anaïs Nin übernahm diese Arbeit, als sie Henry Miller zuviel wurde, da er fand, dass sie seine Schaffenskraft beeinträchtige. Die Order des Auftraggebers war klar und deutlich: „Konzentrieren Sie sich auf Sex. Lassen Sie den poetischen Firlefanz weg.“

Ob Anaïs Nin dieser Aufforderung nachkam? Man könnte es meinen. Denn der Auftraggeber schien zufrieden gewesen sein. Und auch ich kann mich nicht beklagen, dass es zu viele Worte drum herum gäbe. Die Geschichten sind darauf ausgelegt, dass Mann und Frau sich begegnen, verführen, berühren und – vor allem – es miteinander treiben. Auf jede erdenkliche Art. Und doch verführt sie auch mit Worten, mit Sprache. Die Figuren, denen sie diese Erlebnisse zuschreibt, kommen so dicht und real rüber – trotz der enormen Aussparungen an nebensächlichen Beschreibungen -, dass man sich mühelos mit ihnen identifizieren und mit ihnen genießen kann. Vielleicht nicht in jeder Episode, denn wie schon erwähnt, Anaïs Nin spielt mit nahezu jeder Vorliebe. Aber interessant bleibt es auch dort, da man Anaïs Nins Werk als eine erotische Sammlung ansehen darf, in der nichts fehlen soll.

Die Tatsache, dass Anaïs Nin mit diesen Geschichten als erste Frau in eine literarische Domäne der Männer eindrang, macht ihr Werk zu etwas besonderem. Für einen Auftraggeber, dessen Existenz jedoch nie vollends bewiesen werden konnte, geschrieben, blieben diese Geschichten lange unter Verschluss. Veröffentlicht wurden sie erst 35 Jahre nach Entstehen in den 70er Jahren, kurz vor Anaïs Nins Tod.

Auf all das bereitet das sorgsame verfasste und wunderschön gestaltete booklet des Hörbuchs vor. Nicht jedoch darauf, was einen dann wirklich erwartet. Es würde aber auch an Eigenlob grenzen und die Grenzen der Sachlichkeit überschreiten, wenn es anders wäre. So übernehme ich an dieser Stelle und sage:

Anaïs Nin bleibt bei aller (erfreulichen!) Offenheit stets niveauvoll. Ihre sprachliche Grazie und Eleganz paaren sich aufs schönste mit ihren sinnlichen Phantasien und Szenerien. Der Leser (Hörer) wähnt sich ganz allein mit den Liebenden und ihren Spielchen, die nur ein Ziel haben: Das Ausleben erotischer Sehnsüchte, in all ihren Facetten.

Doch was wäre all das wert, wenn die Sprecherin nicht mithalten könnte? Wie leicht wäre es, dass all das ins Lächerliche abdriftet, wäre eine Sprecherin am Werk, die nur liest und sich nicht gänzlich dem Inhalt öffnet? Es wäre ein lustloses, vielleicht sogar peinlich berührtes Zuhören geworden. Nicht jedoch mit Angela Winkler. Sie ist – ich kann es nicht anders sagen – schlichtweg genial: sinnlich, erotisch, sanft und verlangend zugleich. Zärtlich, leidenschaftlich, lustvoll – besser geht einfach nicht! (Petra)

Anmerkung zur ebenfalls wunderschönen Ausstattung des Hörbuchs: Erschienen ist dieses Hörbuch in einer Reihe des Argon Verlags, in der Klassiker der Weltliteratur herausgegeben werden. Ihnen gleich ist, dass sie in Form einer ungekürzten Lesung erscheinen und sowohl als Audio-CD als auch als MP3-Version beiliegen. Hier hat jemand mitgedacht. Denn solch lange Hörbücher hört man gern auch unterwegs und möchte nicht immer alle CDs mitnehmen. Die handliche MP3-Version ist da genau das richtige und qualitativ – mit seinen 128 Kbit/s – sehr gut. Ebenfalls gemein haben die Klassiker aus dieser Reihe die äußere Gestaltungsform: Die CDs sind in einzelne farbliche Papierhüllen gesteckt (eine Seite offen zum problemlosen entnehmen) und in eine Schachtel eingelassen, die vom Format her an ein Buch erinnert. Ideal zum sammeln und im Lieblings-(Hör)Bücherschrank aufbewahren. Eine Zierde ist besonders auch die Rückengestaltung, auf der jeweils ein Porträt des Autors abgebildet ist, und gut sichtbar dessen Name und der Titel des Hörbuchs genannt sind. Farblich stets sehr passend und edel gehalten. Ein wohlgestaltetes booklet, das auf den Roman, die Hintergründe dazu, den Autor und sein Werk eingeht, liegt der Schachtel ebenfalls stets bei. Rundum durchdacht.

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 26.04.2006, letzte Änderung am 09.07.2006, Layout by abrakan