In den 60er Jahren in Wyoming: Ennis del Mar und Jack Twist treiben eine Schafherde auf dem Brokeback Mountain an, um ein wenig Geld zu verdienen. Etwas unglaubliches geschieht zwischen den beiden in den Tagen oben auf dem Berg: Sie verlieben sich leidenschaftlich ineinander.

Als der Job getan ist, kehren beide in ihr eigenes Leben zurück. Sie heiraten und versuchen einander zu vergessen. Doch einige Jahre später meldet sich Jack bei Ennis und beide stellen fest, dass ihre Gefühle füreinander noch genauso leidenschaftlich sind wie damals am Brokeback Mountain... 

Hinweis:

Diese Kurzgeschichte, nach der der der gleichnamige oscarpremierte Film entstanden ist, wurde der Anthologie „Weit draußen – Geschichten aus Wyoming“ entnommen und wird hier ungekürzt vorgetragen.

Meine Meinung:

Um Großes zu schreiben bedarf es oft nicht vieler Worte. Annie Proulx’ Kurzgeschichte ist ein gutes Beispiel dafür. Sie bringt die beiden Hauptakteure – Ennis und Jack – trotz der Kürze der Erzählung sehr nahe. Ebenso deren Gefühle füreinander und die Probleme, mit denen sie inmitten der Prüderie der 60er Jahre zu kämpfen haben. Der Intoleranz der Gesellschaft für gleichgeschlechtliche Liebe wird ihre große Leidenschaft füreinander auch letztlich geopfert. Hierin liegt der Kern dieser großartigen, stimmungsvollen Erzählung, die den Leser (hier Hörer) nicht außen vor lässt, sondern hineinzieht ins Geschehen und in die Emotionen.

Dabei wird Annie Proulx nicht rührselig. Die raubeinigen Männer Ennis und Jack machen alles auf ihre Art miteinander aus: wortkarg und mit nach außer zur Schau gestellter männlicher Stärke. Jedoch nicht ohne gelegentlich einzuknicken und zu verzweifeln an der Unmöglichkeit eines gemeinsamen Lebens. Mit diesem Kontrast macht Annie Proulx ihre Charaktere enorm glaubhaft. Sie fühlt sich in den männlichen harten Kern ebenso gekonnt ein, wie in die weiche Schale von Ennis und Jack, die all die schmerzhaften Kratzer einsteckt.

Bei aller Authentizität wirkt die Erzählung dennoch unglaublich stimmungsvoll. Raue Männer, rauer ehrlicher Sex, raue und dennoch echte Liebe, raue Landschaft... Annie Proulx erzeugt eine einzigartige Atmosphäre und schildert absolut überzeugend eine Liebesgeschichte zwischen zwei Männern – zwischen zwei Cowboys, was das Thema noch verschärft. Werden zwei Männer schwul, ist das eins. Handelt es sich jedoch um zwei Cowboys, so gerät ein Mythos ins wanken.

Absolut überzeugend und passend stimmt Christian Brückner in den raubeinigen Tonfall ein. Seine spröde Stimme ergänzt die Erzählung akustisch optimal. Er hat das absolute Gespür für die Problematik, die Gefühle und die Atmosphäre. Dass Christian Brückner einer der besten Sprecher ist, ist kein Geheimnis. Hier passt er aber einfach ganz besonders.

Doch nicht nur dafür, dass er es ist, der dieses Hörbuch spricht, gebührt ihm Dank. Sondern auch für diese Produktion, die er in dem Verlag (Parlando) realisiert hat, den er mit seiner Frau gemeinsam führt und für den das Ehepaar stets besondere Texte auswählt. Ich freue mich sehr, dass „Brokeback Mountain“ als ungekürzte Lesung vorliegt. (Petra)

gibt es eine Rezension zur Literatur-Verfilmung von "Brokeback Mountain" im Buecher4um.