Banner Hoerbuecher4um
Button Home Button Rezensionen Button Neuigkeiten Button Diskussionsforum

Rezension

Cover Meine liebe...! Sehr verehrter...! Briefe eines Jahrhunderts
Kategorie:
Genre:
SprecherInnen:
Regie:
Medium:
Laufzeit:
Verlag:
Preis:
ISBN:
Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

Vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 1999 wurde im Kulturprogramm des Mitteldeutschen Rundfunk täglich ein Brief aus dem sich dem Ende zuneigendem Jahrhundert vorgetragen. Für jeden Brief wurde ein Schauspieler ins Studio eingeladen, der dann den Brief vortrug. Die Resonanz der Hörerschaft auf diese Briefe war groß. Die Nachfrage für eine CD-Produktion dieser Sammlung von Briefen, die auf so eigenwillige und überzeugende Weise das vergangene Jahrhundert wiederspiegelt, war groß. So entstand dieses Hörbuch, auf dem 60 aus den 365 im Rundfunk gesendeten Briefen enthalten sind. Auf den CDs befinden sich u. a. Briefe von folgenden Absender, bzw. an folgende Adressaten: Wilhelm Busch, Karl Hofer, Kaiser Wilhelm II., Stefan Zweig, Kurt Tucholsky, Paul Hindenburg, Ricarda Huch,  Adolf Hitler, Richard Strauss, Edith Stein, Unbekannter Soldat an seine Frau, Wolfgang Borchert, Anne Frank, Albert Einstein, Eva Braun, Carl Zuckmayer, Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Erich Honecker...

Meine Meinung:

Vielversprechend, nicht wahr? Aber nicht zu viel versprechend! Denn noch viel beeindruckender als diese Auflistung von Empfängern und Verfasser ist der Inhalt dieser Briefe. Jeder einzelne ist ein Zeitdokument. Sie geben einen umfassenden Eindruck von Ereignissen und Einflüssen die die Menschen in dieser Zeit bewegten. Auch sprachlich betrachtet ist diese Sammlung sehr wertvoll. Wenn man bedenkt, wie anders sich die Menschen vor nicht einmal hundert Jahren ausgedrückt haben. Wie anders auch Moralvorstellungen waren. Ein Bild vom Wandel der Zeit entsteht beim Hören im Kopf. Aber auch literarisch gesehen findet sich unter der Auswahl das ein oder andere Kleinod.

Lediglich wünschte man sich, alle 365 Briefe auf CD gebannt hören zu dürfen. Dies würde jedoch ganz sicher den Rahmen einer Hörbuchproduktion sprengen, denn diese würde dann hochgerechnet rd. 20 CDs beinhalten. Wer sich ein wenig in die Vermarktung von Hörbuchproduktionen hineindenken kann, wird wissen, dass es nicht mehr genügende Käufer für das dann sehr kostspielig werdende Produkt geben würde. Schade, aber nicht schlimm. Denn der Verlag HörZeichen hat mit den 60 Briefen eine tolle Auswahl getroffen und den Gesamteindruck eines um ein ganzes Jahrhundert gespannten Bogens nicht beschädigt. Ein imposanter Eindruck verbleibt nach dem Hören. Die Briefe verraten viel über ihre Zeit, in der sie geschrieben wurden. Aber auch einiges über deren Verfasser und Empfänger. Ein intimer Blick, der mein Herz erfreut, da er mir durch dieses Hörbuch gewährt wird. 

Intim ist hier auch in doppeltem Sinne der richtige Ausdruck, denn Briefe empfinde ich persönlich immer als etwas intimes. Ich liebe Briefe, schreibe viele, erhalte viele. Und immer wenn ich einen öffne und lese, höre ich im Kopf die Stimme seines Verfassers klingen. Das wird natürlich bei Briefen die jemand geschrieben hat, den ich persönlich nicht kenne, schwierig. Lese ich einen Briefwechsel, bleibt er oft, wenn ich die Stimme des Verfassers nicht zufällig schon einmal gehört habe, stumm. Aus diesem Grund halte ich diese Hörbuchversion für einen Glücksgriff, obwohl es die im Radio ausgestrahlten Briefe auch als komplette Sammlung in gedruckter Form gibt. Dieses Buch interessiert mich auch und ich werde es ergänzend sicher lesen. Und dennoch würde ich auf das Hörbuch nicht verzichten wollen, denn diese akustische Darreichung finde ich hier unentbehrlich. Die Sprecher geben mir die Stimme im Kopf, die Briefe für mich so intim werden lassen. Dieser Punkt ist auch im beiliegenden, sehr ausführlichen Booklet des Hörbuchs, aufgegriffen und wunderbar erklärt. Auch findet sich im Booklet eine Auflistung der einzelnen Briefe unter Angabe des Verfassers, des Empfängers, dem Tag, an dem er verfasst wurde, die Quelle, der Sprecher und die Tracklänge. Das ganze Hörbuch entwickelt sich hierdurch zur Fundgrube. Es weckt Neugierde z. B. auf das ein oder andere Buch, in dem einige der Briefe abgedruckt sind.

Die Sprecher sind allesamt wunderbar ausgesucht und man hat den Eindruck, sie haben sich vor dem Vortrag mit dem jeweiligen Brief und vielleicht auch mit dessen Verfasser auseinandergesetzt, so eindringlich und persönlich werden sie vorgetragen.

Diese Sammlung ist nicht nur eine tolle Idee sondern auch hervorragend umgesetzt. Im Grunde genommen sind die Briefe viel zu schade um an einem Stück nacheinander gehört zu werden. Ich jedenfalls beabsichtige mir immer wieder diese CDs vornehmen und mir einen der Briefe herauspicken, den ich hören werde und mit dem ich mich dann in Ruhe auseinandersetzen möchte. Ganz sicher ein Hochgenuss! (Petra)

[Home] [Rezensionen] [Neuigkeiten] [Infos zum Hörbuch] [Sprecher-Info] [Specials]
[Tipp des Monats] [Dykes Ohrenleser-Tipps] [Diskussionsforum] [Chat] [Gästebuch] [Links]
[Über mich] [Pressespiegel] [AGB] [Impressum/Kontakt] [Disclaimer]
© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 25.04.2002, letzte Änderung am 30.05.2003, Layout by abrakan