Julia Butterfly Hill lebte 2 Jahre auf einem 70 m hohem Baum, einer 1000 Jahre alten Redwood-Kiefer namens Luna, in 60 m Höhe, um ihn davor zu bewahren, gefällt zu werden. Sie wollte damit ein Zeichen setzen, und der Rodung der Wälder etwas entgegensetzen. ETWAS bedeutet in diesem Fall letztendlich ihr Leben! Nicht nur 2 Jahre ihrer Lebenszeit, opferte sie diesem Ziel, sondern begab sich dadurch in große Gefahr, die zum einen von den Naturgewalten ausging (ein Sturm in der Höhe auf einer einfach Plattform ist sicherlich kein Kinderspiel). Zum anderen aber von skrupellosen Geschäftemachern, wie die Firma Pacific Lumber und der Maxxam-Konzern, die es überhaupt erst nötig werden ließen, mit einer Baumbesetzung zu verhindern - wenigstens in diesem einen Fall -, dass es zum Kahlschlag kommt.

Ihr Durchhaltevermögen hat sich gelohnt. Sie hat für Luna und für die Umgebung einiges erkämpft, was ganz sicher ohne ihre Hartnäckigkeit niemals möglich gewesen wäre...

Beeindruckend ist kein ausreichendes Wort für das, was ich für Julia Butterfly Hills Einsatz empfinde. Dachte ich anfangs noch "gut, sie möchte es ja so und wird somit auch ihre Freude an ihrem Tun haben", so war ich nach kurzem Einhören sicher, dass es kein Vergnügen war und aus Julias Sicht auch keine Sekunde als solches gedacht war. Eine Schlüsselszene ließ die letzten Zweifel sinken: Sie macht das nicht aus einem Geltungsbedürfnis heraus, sondern um der Sache willen. Um der Menschen, der Umwelt, der nachfolgenden Generationen willen. Und es geht nicht "nur" um Luna, einen einzelnen Baum. Auch nicht "nur" um das Gebiet um sie herum. Sondern um ein Zeichen, das unzählige Menschen erreichen sollte und erreicht hat, wie der Verlauf dieser wahren Geschichte zeigt.

Selbst als Earth First, die Organisation, der sie sich einst anschloss, sich gegen sie und ihre ausufernde Protestaktion wendet, bleibt sie standhaft und hält die Verurteilung aus, sie profiliere sich nur noch selbst und würde sich den Anordnungen der Organisation widersetzen. Denn genau hierin liegt der Beweis, dass sie es nicht getan hat, um irgendwelche niederen Ziele zu verfolgen. Ihr Mut, ihre Überzeugung und ihre Entschlossenheit reichen weiter. Lassen sich auch von Entbehrungen jeglicher Art nicht abbringen.

In ihrem Buch schildert sie ihre Gedanken, die ihr während ihres Lebens auf Luna durch den Kopf gehen. Ängste ebenso wie ihr Glaube spielen eine große Rolle. Sie erfährt Unmenschliches, aber auch Menschliches. Zuspruch, als auch vernichtende Kritik. Der Zuspruch ist ihr ein Pflaster für die geschundene Seele. Die Kritik durchschaut sie schnell als das, was sie ist: Der Versuch sie von ihrem Ziel abzubringen, sie zum Abstieg zu überreden.

Alles in Allem ist dies eine aufregende, teils nervenaufreibende Geschichte, die sich spannender hört, als ein Krimi. Aber auch ruhige Moment gibt es, in denen Julia voller Liebe auf die Schöpfung und die Menschen schaut. Nach ihrer Geschichte habe ich mehr Ehrfurcht vor der Natur (man überlege sich: Ein über 1000 Jahre alter Baum! Den Menschen einfach so fällen und noch nebenbei größten Schaden anrichten, da es durch die Kahlschläge zu Erdrutschen kommt), dafür noch weniger vor geldgierigen Geschäftemachern.

Gesprochen wird diese ungekürzte Lesung von Franziska Pigulla. Anfangs störte mich ein ganz klein wenig, dass ich ihre Stimme für die in der Ich-Form erzählende Julia Butterfly Hill als für zu reif empfand. Das legte sich aber rasch. Denn als Ausgleich dafür liegt in Franziska Pigullas Stimme eben diese Stärke, die ganz sicher von Julia Butterfly Hill ausgeht. Darüber hinaus ist Franziska Pigulla sowieso zweifellos eine exzellente Sprecherin. Auch hier beweist sie, dass sie sich in eine Geschichte und in eine Figur absolut einfühlen kann. Zum Schluss hin, bei Julias Abschlussworten, hatte ich sogar beinahe das Gefühl sie selbst zu hören. Mit all der Liebe, die von einem Menschen wie ihr ausgeht!

Fazit: Ich denke, diese wahre Geschichte geht jeden etwas an! (Petra)