Manch einer wird grün vor Neid. Andere werden
blau vor Liebe. Bei diesem Krimi aus der Feder der Queen of Crime nicht
etwa durch Alkohol. Nein, bei Agatha Christie kommen tödlichere Mittel
zum Einsatz. In diesem Fall Blausäure.
Wie in jedem ihrer Krimis dreht sich alles um die
Frage, wer der Täter ist. Verdächtige gibt es viele, völlig
unterschiedlicher Natur. Nur ihr mögliches Motiv ist identisch: Die
Liebe. Denn Rosemary war schön, atemberaubend schön und kein Kind von
Traurigkeit. Die Männer waren ihr reihenweise verfallen, viele Frauen
voller Neid, da Rose auch die Ehe nicht heilig war - weder ihre eigene mit
George, noch die der anderen.
Sehr reizvoll, die Geschichte. Eine gute Idee
einen Mord geschehen zu lassen und anschließend alle zum Todeszeitpunkt
anwesenden nochmals zu einer Feier zu laden. Typisch Agatha Christie - und
eben nur für Agatha Christie typisch. So wie sie schafft es keiner auf
kriminalistische Art so wunderbar zu unterhalten, so viel Spannung zu
erzeugen und stets die Auflösung im Verborgenen zu halten, ohne dem Leser
wichtige Details vorzuenthalten, die für die Lösung von Bedeutung
wären. Das gelingt ihr immer und immer wieder auf genialste Weise und sie
lässt stets verblüffte Leser zurück. Diese Geschichte ist mir aber auch
deshalb eine der liebsten von ihr, da sie einen enormen Charme versprüht.
Die Figuren sind wundervoll.
Aus diesem Verlag gibt es eine ganze Reihe
ungekürzter Lesungen von Agatha Christie-Krimis. Hierunter finden sich
zahlreiche Miss Marple-Krimis, sämtlich gelesen von Ursula Illert, ebenso
stark vertreten Hercule Poirot-Krimis. Diesen verleiht Martin Maria
Schwarz seine Stimme. „Blausäure“ ist einer der Krimis der Autorin,
in denen nicht einer ihrer bekannten Ermittler den Fall löst. Auch von
dieser Sorte hat der Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen einiges
im Sortiment. Und hier wird die Wahl des Sprechers stets neu getroffen.
Das macht diese Art von Christie-Krimis auch aus dem Aspekt spannend, wie
der Sprecher mit der Erzählung harmoniert. Bei den anderen ist dies keine
Überraschung wenn man einige aus der Reihe kennt. Höchstens immer wieder
die, wie exzellent Ursula Illert den Nerv der Miss Marple-Romane trifft
und wie perfekt, wirklich absolut perfekt, Martin Maria Schwarz das
typisch britische aus den Hercule Poirot-Krimis herausholt und
gleichzeitig Hercule Poirots belgischen Dialekt keine Sekunde
vernachlässigt.
Manfred Fenner ist die passende Stimme für „Blausäure“.
Er hält sich in genau richtigem Maße im Hintergrund und stört in keiner
Sekunde den Erzählfluss und unterstreicht auf wunderbarste Weise den
Klang eines Agatha Christie-Krimis. Die Charaktere sind ausgezeichnet
getroffen und Manfred Fenner sorgt somit für spannende Unterhaltung für
gemütliche Abende. Wirklich ein Genuss für die Ohren!
Für die Augen bietet der Verlag jedoch auch noch
einiges. Dieses Hörbuch lag mir in Cassettenform vor. Eigentlich ein
überholtes Medium. Dieser Veränderung steht der Verlag und Studio für
Hörbuchproduktionen nicht im Wege und bringt nach und nach alle
Produktionen auf CD heraus. Aber dennoch bin ich gar nicht unglücklich,
dass ich diese Lesung im Cassetten-Format habe, denn die Darreichung ist
einfach zu schön: Die Cassetten sind in eine stabile Box eingepasst, die
aussieht wie ein Buch. Hierdurch wird dieses Hörbuch zum Schmuckstück,
dass jede Büchervitrine auf besondere Art ziert! Wer also nicht unbedingt
auf CD besteht, ist hiermit bestens beraten! (Petra)