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(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze) |
Inhalt:
Mit 'Baudolino' wird die Geschichte eines Bauernsohnes erzählt, der im Piemont um das Jahr 1155
von Kaiser Friedrich Barbarossa als Ziehsohn aufgenommen wird und immer dann dabei ist, wenn
sich um Barbarossa geschichtsträchtige Begebenheiten zutragen. An Friedrichs Hof angekommen,
gerät Baudolino unter die Fittiche des Otto von Freising, der ihm die Geschichte
des Priesters
Johannes nahe bringt, die Wurzel für manch eine von Baudolinos Ideen.
Baudolino selbst ist ein findiger Geschichtenerzähler, Aufschneider und Schelm - und er leugnet
dies nicht. Mit seinen Einfällen will er die Weltgeschichte mit gestaltet haben. Er erklärt
um das Jahr 1204 herum einem Geschichtsschreiber seine Mitwirkung bei den Kämpfen gegen die
aufständischen Städte der Lombardei, bei den Kreuzzügen, er war beteiligt am Aufbau Alessandrias
und am Tode seines geliebten Ziehvaters sowie der Bestückung des Kölner Doms mit den
Reliquien der Heiligen
drei Könige. Selbst der heilige Gral hat etwas mit ihm zu tun.
Zusammen mit seinen multikulturellen Freunden ist es Baudolino, der die Weltgeschichte
dieser
Zeit geschrieben hat.
Die einzige Frage, die sich stellt ist jedoch: In wie weit erzählt ein Lügner bei seinen Geschichten
die Wahrheit? Dies werden sicherlich nur echte Historiker erkennen können.
Ich bin jedoch sicher, dass Baudolinos Ideen ihnen zumindest ein Grinsen entlocken werden.
Meine Meinung:
Endlich ein Eco, den ich auch mag - das war meine Reaktion nach der ersten CD.
Hatte ich doch bei 'Der Name der Rose' und 'Das Foucaultsche Pendel' die Flügel gestreckt.
Der Name der Rose war noch verständlich, düster ja, aber verständlich. Das Pendel hatte mich
jedoch nach den ersten paar Seiten nicht mehr angesprochen.
Mit Baudolino ist die Düsternis gewichen und die Heiterkeit eingezogen. Somit ist es endlich
ein Roman auch für mich. Geschichtliche Tatsachen gemischt mit Esprit, Witz und Lügen sind
eine wunderbare Mischung für einen Historischen Roman. Eco serviert ein wirklich gelungenes Menü.
Dieses trefflich gelungene Hörspiel dazu ist ein Genuss. Die Kürzungen, die enthalten sein müssen,
kann ich nicht beurteilen, weil ich das Buch nicht gelesen habe. Die Hörversion für sich betrachtet
erscheint jedoch sehr rund.
Es beginnt mit dem ausführlichen Booklet, das uns in die Welt des Baudolino und die geschichtlichen
Tatsachen einweist. Eine gute Wahl, weil ich gerade bei einer Lügengeschichte gerne wissen möchte,
was die Geschichte belegen kann.
Auch die Informationen zu Eco und seinem bisherigen Werk sind interessant. Die Hauptsprecher
und ihr bisheriger Werdegang sind ebenfalls aufgeführt. Eine Reihe bekannter Stimmen und
Schauspieler versammelte sich für dieses Hörspiel mit dem SWR-Rundfunkorchester Kaiserslautern.
Die Orchestermusik kommt einem von "Die Säulen der Erde" her bekannt vor.
Und richtig, liest man das Booklet aufmerksam, stellt man fest, dass Henrick Albrecht
verantwortlich für die Komposition und Leonhard Koppelmann, der Regisseur, auch dort beteiligt
waren.
Akustische Effekte wie das Hin- und Herspulen von Cassetten zum Abtippen der Geschichte und
Schreibmaschinengeklapper bilden die Klangkulisse für die Entstehung des Buches - eine
unaufdringliche gute Idee, wie ich meine.
Die Geschichte selbst wird mit den vielen Stimmen und den ruhenden Polen der beiden Erzähler
Baudolino und Niketas variantenreich und lebendig erzählt. Einzig das häufige Gekicher,
Gegiggel und Gegluckse erscheint mir deplaziert. Es ist eine Lügengeschichte mit viel Witz - gut -
aber das muss man dem Hörer nicht so aufdringlich und ständig auf die Nase binden, das bemerkt
er auch so.
Die Tracklängen sind in bewährter 'der hörverlag-Qualität' kurz genug für einen Wiedereinstieg
und der Preis liegt derzeit nur einen Euro über dem des Gebundenen Buches. Das lässt mich alles
in allem zu der Aussage gelangen:
Die Gesamtheit dieser Hörversion ist absolut Klasse, rundum gelungen
und hörenswert. (Binchen im April 2003)
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