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Rezension

Cover Ein allzu schönes Mädchen
Kategorie:
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt: 

Ein Unfall und Stille - alles beginnt etwas mysteriös an einem kalten Wintertag.

Szenenwechsel: In einem verschlafenen Weindorf in den Vogesen taucht eines Tages ein Mädchen von atemberaubender Schönheit auf. Eine Witwe gewährt ihr Unterschlupf, gibt ihr den Namen Manon und kümmert sich um die Entwicklung des Mädchens. Nach ihrem Tod verschwindet Manon genauso rätselhaft, wie sie gekommen ist.Szenenwechsel: Frankfurt schwitzt in drückender Hochsommerhitze, als im Stadtwald zwei grausam zugerichtete Leichen entdeckt werden. Der Fall wird Kommissar Robert Marthaler übertragen, einem Einzelgänger, der gerne auf eigene Faust recherchiert. Die Ermittlungen führen ihn auf die Spur einer Frau, deren Schönheit als außerordentlich beschrieben wird. Schließlich wird in einem eleganten Frankfurter Hotel ein Reporter brutal ermordet. Seine Begleiterin: eine auffallend schöne Frau. Alles andere als ein Routinefall, der Kommissar Marthaler vor immer neue Rätsel stellt und einige Überraschungen bereit hält.

Meine Meinung:

Die Geschichte: Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die Handlung ist fließend und wechselt angenehm zwischen Spannung und Alltag, aber auch romantischen und lustigen Momenten. Interessant war, daß sich sehr actiongeladene Szenen mit melancholischen Einstellungen ergänzen und ein ganz eigenes Bild geben. Für mich wurde die Story so realer und greifbarer. Ich konnte mich unheimlich schnell und gut in die Personen und deren Handlungen einfühlen.
Die Charaktere sind sehr vielschichtig gezeichnet und obwohl ich sonst kein Fan der melancholischen Kommissare wie Wallander und Co bin, habe ich Marthaler sofort in mein Herz geschlossen. Persönlich finde ich auch, daß der Vergleich mit Mankell hinkt. Mich hat Marthaler eher an eine Figur von George Simenon oder Pierre Magnan erinnert. Der französische Einfluss, der sich ja auch in der Handlung widerspiegelt, ist nicht zu leugnen. Auch sonst finden sich in im Bekannten und Kollegenkreis des Kommissars noch viele interessante Charaktere, auf deren weitere Entwicklung man gespannt sein darf.
Manon bleibt die ganze Story über etwas unnahbar, ja sogar entrückt als sei sie nicht real. Ihr Schicksal beschäftigt den Hörer und auch, wenn sich bereits früh Vermutungen ergeben, verliert sie nie an Rätselhaftigkeit. Mit Manon hat Seghers eine Figur kreiert, die obwohl so unbekannt, doch so real wirkt und den Hörer nicht los läßt.
Man mag der Geschichte ankreiden, daß sie etwas unausgegoren wirkt. Unentschlossen, in welche Richtung sie sich entwickeln will. Aber sicher ist es nicht der erste Band einer Serie, der zu Beginn noch etwas schwächelt.
Insgesamt betrachtet unterhält die Story auf alle Fälle. Sie fesselt, macht nachdenklich und berührt.
Es ist kein reißerischer Krimi, in dem es nur um die Identität des Täters geht. Seghers lotet die Zwiespältigkeit und Doppelmoral der Menschen aus und hinterlässt bisweilen einen bitteren Nachgeschmack. Die Figur der Manon wirkte dabei manchmal wie eine Parabel auf mich. Sie ist voller Widersprüche, Mißverständnisse und ein Opfer der Umstände.
Ich habe in einem Interview von einem Vergleich mit Friedrich Dürrenmatt und seinem Roman "Das Versprechen" gelesen und denke, daß man hiermit gar nicht so falsch liegt. Denn auch in dieser Geschichte fühlte ich mich etwas allein gelassen mit der Auflösung und der Frage nach Recht, Schuld und vor allem Unschuld. Wer ist Täter, wer Opfer? Doch das ist es, was zurück bleibt und mich weiter beschäftig hat.

Die Sprecher: Ich muß zugeben, daß man während des Hörens kaum wahr nimmt, daß man es nur mit einem Sprecher zu tun hat. Großartig was Miroslav Nemee da leistete. Er gibt den zweiflerischen Marthaler genauso glaubwürdig eine Stimme wie seinem engagierten jungen Kollegen, dem zynischen Leichenbeschauer oder auch der lebhaften Tereza. Nemee lotet die feinen Nuancen aus. Seine Stimmgebung ist nie übertrieben, immer sehr pointiert und obwohl es viele Personen gibt, hat man als Hörer keine Probleme den Charakter sofort zu erkennen.
Was wäre ein besseres Zeichen, als nach dem Hören auf die Hülle zu schauen, ob es auch wirklich nur ein Sprecher war? Und genau das habe ich getan.

Die Musik: Die Geschichte ist von musikalischen Einspielungen unterbrochen, die für mich immer ein wenig Manons augenblickliche Situation widerspiegeln. Die Einspielungen sind immer unter einer Minute, sehr melodiös, bisweilen spielerisch, aber auch verzweifelt. Ein wundervolles Element um erneut das Gefühlschaos und Hilflosigkeit zu unterstreichen. Sehr angenehm!

Das Outfit:
Die CD ist mit dem gleichen Motiv, wie das Buch aufgemacht. Es zeigt auf schwarzem Grund ein Gemälde von Claude-Marie Dubufe, Mitte des 19.Jhr. Es wirkt gleichzeitig historisch und zeitlos und paßt so perfekt zu dem ebenfalls etwas altmodischen Titel und der Aussage von Manon als als zeitlose, etwas entrückte Schönheit. Selten werden Titel, Inhalt und Cover so schlüssig stimmig ausgewählt. Als besonderes Extra ist auf der letzten CD ebenfalls noch einmal das Gemälde abgebildet. Ein schönes Bonbon für Hörer und Leser!

Fazit: Sicher noch nicht ganz ausgegoren, aber herrlich atmosphärisch und endlich wieder ein deutscher Kommissar, auf den man gespannt sein darf. (Tara)

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 31.12.2005, letzte Änderung am 07.03.2006, Layout by abrakan