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Interview mit Dagmar Heller:

 
Wer kennt sie nicht, die Stimme von Barbara Streisand in Filmen wie Yentl oder Herr der Gezeiten? Aber wem gehört diese prägnante Stimme? Sie gehört Dagmar Heller, die vor kurzem ihr erstes Hörbuch "Sieben magere Jahre" von Celia Fremlin gesprochen hat. Vorher war sie als Schaupielerin in TV-Produktionen zu sehen, bevor sie zum Theater wechselte. Fest war sie nach vielen Engagements und Tourneen am Thalia-Theater in Hamburg. Als sie dann schließlich ihr Talent für das Synchron entdeckte, verlieh sie u.a. Mia Farrow, Joan Crowford, Rene Russo (In the line of fire), Sigourney Weaver (Dave) und Jamie Lee Curtis in einem der Halloween-Thriller ihre Stimme. Sogar Miss Moneypenny in "Der Hauch des Todes" und der Betty in der Familienserie "Hey Dad!". Dem Buecher4um hat sie anlässlich ihrer Produktion ihres neusten Hörbuchs im Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen vor Produktionsbeginn ein Interview gegeben - überaus interessant! Foto von Dagmar Heller
Dagmar Heller bei der Produktion von "Muttertag"
In Ihrer Laufbahn haben Sie sich immer mehr auf die Stimme konzentriert - Schauspielerin in Film und Theater, Synchronsprecherin und vor kurzem Ihr erstes Hörbuch „Sieben magere Jahre" von Celia Fremlin. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Dagmar Heller: Der Weg dorthin war Zufall. Es kamen auf einmal private Dinge dazwischen, so dass eine Tournee nicht mehr möglich und ich mehr häuslich gebunden war.

Durch das Synchronsprechen spielte ich ja nicht mehr selber, war hinter der Rolle verschwunden. Synchronsprechen ist eine uneitle Sache, aber sehr lehrreich. Doch dann war irgendwann bei der Synchronsprecherei eine Grenze für mich erreicht. Eine Sehnsucht setzte wieder ein nach einer Arbeit, wo ich selbst - von A bis Z - verantwortlich bin.

Worin liegt für Sie der besondere Reiz sich nur mit der Stimme auszudrücken?

Dagmar Heller: Das ist fast nicht zu beantworten. Beim Lesen kommen Empfindungen, Emotionen aus der eigenen Lebenserfahrung auf, die in der Stimme herauskommen, mit dem Text verschmelzen und zu einer Einheit werden.

Hierfür war das Synchronsprechen eine gute Übung: Man hat beim Synchronsprechen nicht so viel Zeit für die Gefühle, sie kommen schneller und müssen schneller heraus.

Aber Reiz kann man das eigentlich nicht nennen.

Vermissen Sie etwas bei dieser Art der Darstellung?

Dagmar Heller: Im Moment noch gar nichts! Im Gegenteil - im Augenblick bin ich noch ständig auf der Suche, was ich daran noch verbessern kann.

Vermissen Sie den Kontakt zum Publikum und das Rampenlicht des Theaters?

Dagmar Heller: Oh ja! In einem anderen Interview als es um meine Arbeit als Synchronsprecherin ging, wurde ich mal gefragt „Wie lebt es sich denn so im off?". Das tat schon weh, aber es ist ja wahr. Als Schauspieler ist man geboren und stirbt man - es ist etwas Exhibitionistisches daran.

Aber das Hörbuch-Sprechen versöhnt einen etwas. Das ist ein Phänomen, was ich mir selbst noch nicht so recht erklären kann. Vielleicht ist es, dass das Bild des Sprechers hinten auf der CD-Hülle gedruckt ist? Man hat etwas eigenes.

Beim Synchronsprechen hingegen ist es vorbei in dem Moment, wo man den letzten Satz gesprochen hat und rausgeht. Das tolle Gefühl verpufft mit dem Schließen der Tür.

Worin liegen Ihres Erachtens die besonderen Möglichkeiten des Hörbuchs gegenüber anderen Medien?

Dagmar Heller: Ein Hörbuch ist etwas ganz konzentriertes. Es ist ein Phänomen das verzaubert, eine ganz eigene Wirkung hat und eine eigene Gesetzmäßigkeit. Es macht Spaß und da ist so eine Sehnsucht: Alles im Leben ist verlogen, gute Leute kommen nicht hoch, weil einige hohe Leute das verhindern, ob oder weil sie mit den guten Leuten nicht mithalten können. Und mit dem Hörbuch klinkt man sich aus - es ist eine pure, ehrliche Arbeit - ja Purismus!

Ich habe kürzlich z.B. bei einer Hörspiel-Produktion von Ibsen für den WR mitgewirkt. Doch ich bin kein Hörspiel-Naturell. Die sind eher gesetzt, beamtenmäßig und gesichert.

War diese Hörspiel-Produktion vor oder nach ihrem ersten Hörbuch?

Dagmar Heller: Das lief parallel. Im Moment bin ich in einer Wandlungsphase, mal sehen wo es hinführt.

Wie bereiten Sie sich auf die Aufnahme eines Hörbuchs vor? Wie oft lesen Sie den Text und machen Sie sich Anmerkungen?

Dagmar Heller: Zuerst lese ich das Buch einmal ganz durch ohne etwas zu denken. Dann kopiere ich es vergrößert und arbeite es Satz für Satz aus, versehe es überall mit meinem grünen Gekritzel wie eine Gebrauchsanleitung im Verkehr.

In meinem neuen Hörbuch „Muttertag", für das die Aufnahme heute anfängt, welches von dem schweizer Autor Heimann ist, notierte ich mir ungefähr 50 Wörter und telefonierte mit jemand in einer schweizer Agentur, um zu hören, wie sich diese schweizerischen Wörter richtig aussprechen. Dann bringe ich diese Worte wieder neu in den Text ein.

Dann wird neu gelesen. Ich muss zugeben, dass ich es diesmal nicht ganz geschafft habe, aber ich habe während der Produktion zwischendurch noch Zeit, dies zu tun.

Beim ersten Lesen habe ich vieles noch nicht verstanden was Heimann möchte. Er ist mal asozial, dann wieder sensibel, dann wieder richtig primitiv. Erst beim Satz-für-Satz Lesen habe ich verstanden, dass es eigentlich ein Gaunerstückchen ist, außer der Sache mit Kevin, dem Kind, was getötet wird. Und so habe ich erst verstanden, was Heimann will.

Wie viel Zeit nehmen Ihre Vorbereitungen in Anspruch?

Dagmar Heller: Nun wie gesagt, einmal normal lesen. Dann das Satz für Satz durcharbeiten nimmt so ca. 2-3 Wochen lang täglich 3-4 Stunden Zeit in Anspruch. Dann das nochmal lesen ist wieder eine normale Lesezeit, bis auf einige Passagen, die ich dann bis zu drei Mal durchgehe.

Wie darf man sich Dagmar Heller am Mikrofon vorstellen? Ruhig und konzentriert oder wild gestikulierend?

Dagmar Heller: Wie jetzt - wild gestikulierend! (lacht)

„Sieben magere Jahre" war eine ungekürzte Lesung. Wie lange dauerte die eigentliche Produktion dieses Hörbuchs?

Dagmar Heller: 2 Tage. Das liegt an der guten Vorbereitung, die ja mehr als doppelt so viel Zeit kostet wie die eigentliche Produktion. Am Anfang stimme ich mich dann im Verlag mit der Regie ab und es wird sich geeinigt. Einige wenige Stellen müssen dann während der Aufnahme wiederholt werden, aber eigentlich dann nicht mehr besonders viele.

Es ist hier ein sehr angenehmes arbeiten. Es wird morgens 4 Stunden intensiv gearbeitet und dann gibt es eine lange Mittagspause, in der man sich noch mal hinlegen, ausruhen und sich noch mal Passagen aus dem Text durchlesen kann. Dann geht es weiter für ein paar weitere Stunden.

Identifizieren Sie sich gelegentlich mit Personen, denen Sie Ihre Stimme verleihen?

Dagmar Heller: Momente, in denen man ähnliche Empfindungen hat wie die Person. Aber ich identifiziere mich dann mit der Empfindung. Erkenne mich darin wieder.

Was fasziniert Sie an Celia Fremlin?

Dagmar Heller: Die Sprache. So bildhaft, dass ich selbst die geschälten Apfelscheiben fallen sehe, die sie beschreibt. Am Ende war ich nur noch traurig, dass es aus war, denn ich hatte das Gefühl diese Leute gibt es wirklich und sie sitzen in ihrem Haus und ich war traurig, dass ich sie nun jetzt nicht mehr sehen kann.

Auf jeden Fall aber die Sprache - aber man braucht auch Geduld dafür!

Was lesen Sie so privat?

Dagmar Heller: Quer Beet. Das ist ganz furchtbar mit mir. Ich sehe Inhalte, Buchvorstellungen oder mich interessiert die Thematik. Ich habe gar kein Konzept.

Ich hatte sogar mal den Ehrgeiz sämtliche Bücher der Autoren des vorigen Jahrhunderts zu lesen. Und das komplette Werk von Proust - was ja ganz gewaltig ist.

Ich habe im Terminkalender eine Liste, auf der ich mir alle Titel notiere, die ich gern lesen würde.

Hören Sie selbst auch gern Hörbücher?

Dagmar Heller: Bis dahin sehr wenig. Jetzt habe ich jedoch Geschmack daran gefunden und fange an mich zu orientieren. Ich höre auch aus Neugierde Kolleginnen aus diesem Verlag, um mal ein wenig zu vergleichen. Aber zum Glück habe ich das erst im Nachhinein getan, denn sonst wäre die Gefahr doch sehr groß gewesen, dass ich mich davon hätte beeinflussen lassen.

Nach „Sieben magere Jahre" haben Sie von Patricia Clough „Hannelore Kohl - Zwei Leben" für Steinbach sprechende Bücher gesprochen. Und nun sprechen Sie erneut beim Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen das Hörbuch „Muttertag" von Alexander Heimann. Gibt es für danach schon konkrete Pläne welches das nächste Hörbuch sein wird?

Dagmar Heller: Nein, noch keine Pläne. Nun machen wir hier erstmal "Muttertag" und dann sehen wir weiter.

Vielen Dank an Dagmar Heller für das interessante Interview und an den Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen für die Möglichkeit diese tolle Sprecherin interviewen zu können! Es hat mir großen Spaß gemacht und mir viele neue Einblicke in die Welt des Hörbuchs gegeben!

Button HIER klicken gibt es im eine Rezension zum Hörbuch "Sieben magere Jahre" von Celia Fremlin!
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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 14.10.2002, letzte Änderung am 01.07.2003, Layout by abrakanfill.gif (807 Byte)