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Rezension

Cover Zusammen ist man weniger allein
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:  

Hier sind unsere Alltagshelden:  

Philibert, 36 Jahre alt, ist ein verarmter Adliger, der in einer viel zu großen alten Wohnung mit viel zu vielen voll gestopften Zimmern in Paris lebt. Er kennt sich aus in der Geschichte, aber leider nicht im Alltag. Er stottert und auch sonst ist er nicht gerade die Selbstsicherheit in Person.  

Ganz im Gegensatz zu Franck, 34 Jahre alt. Der ist ruppig, schnoddrig, kifft, hat jedoch das Herz am rechten Fleck. Er ist Koch, sogar ein guter und er besucht ziemlich regelmäßig seine Oma Paulette, 83 Jahre alt.  

Die beiden Männer leben in Philiberts Wohnung zusammen. Eines Tages wird dieses Arrangement erweitert, als Philibert Camille aus ihrem zugigen Turmzimmer befreit. Sie, knapp 27, derzeit Putzfrau, vorher Malerin, braucht schon Springerstiefel und schwere Haarspangen, damit sie nicht vom Wind umgepustet wird. Eine heftige Erkältung wird ihr beinahe zum Verhängnis. Mutig, weil er dafür eine Entscheidung treffen muss, trägt Philibert das Mädchen hinunter in ein Zimmer seiner Wohnung.    

Als sich abzeichnet, das Camille bleiben soll, müssen sich vor allem Camille und Franck erst einmal heftig Zusammenraufen, bis sie erkennen, dass es sich lohnt, füreinander da zu sein. Komplettiert wird die WG danach noch durch Francks Oma, die nach einem Sturz nicht mehr in ihr schönes Haus auf dem Lande zurück kann, sondern in ein Altenheim gesteckt, vor sich hin vegetiert. Sie ist unglücklich dort und Camille ergreift die Initiative, sie in die Gemeinschaft aufzunehmen.  

Unsere Vier leben also in einer ungewöhnlichen Wohngemeinschaft zusammen. Langsam erfährt der Hörer, wie die Vergangenheit aus ihnen die Menschen machte, die sie nun sind.

Meine Meinung:

Ein wundervolles Hörbuch. Hier stimmt einfach alles, Sprache, Bilder, Vertonung, ein Hörbuch zum Abtauchen, aber nicht kitschig.  

Französische Filme und Bücher haben für mich sonst eher nicht das richtige Flair. Melancholie herrscht dort für mich vor, dies ist nicht gerade meine bevorzugte Art von Geschichten. Mir fehlen dabei häufig freundliche Farben und positive Ausblicke.

Mit diesem Hörbuch erreichte mich eine rühmliche Ausnahme. Die Geschichte um Philibert, Franck, Camille und Paulette wird bildreich erzählt, die zarten Farben sind immer schön, obwohl die Bilder nicht nur fröhlich sind. Sie enthalten so viel Leben und letztendlich entwickelt sich langsam auch Glück. Genau der richtige Ausblick für mich.

Die Sprache ist oft sehr deutlich, ab und zu witzig, manchmal auch unverblümt. Besonders gefallen mir die Gespräche und Szenen in der Küche. Alle vier tasten sich langsam ‚ran’ an ihr neues Leben. Sie sind anfangs gar nicht davon überzeugt, dass sich die Arbeit an der Gemeinschaft lohnt, aber mit Wachsen der Beziehung werden sie toleranter und umsichtiger. Die Liebe, die im Leben vorher so wenig vorhanden war, schleicht sich in aller Leben. Schön!

Meine Lieblingsszenen beschäftigen sich mit den Bildern von Camille. Wo sie zeichnet, wird das Hörbuch besonders farbig und anschaulich, ich konnte die beschriebenen Skizzen fast vor meinen Augen sehen. Das bringe mal jemand in einem Hörbuch fertig. Das Bad, die Küche, das Schlachtfest auf dem Land und nicht zuletzt natürlich die Menschen.  

Das ist jedoch nicht allein der Verdienst der Vorlage. Auch Nina Petri, die Sprecherin, liest glänzend. Sie fühlt sich in die Stimmungen der Akteure ein und setzt sie in angenehme Nuancen um. Sie beherrscht das Metier. Aber das weiß ein Hörbuchfreak schon seit Produktionen wie "Katzenzungen", der "Merle-Trilogie" oder von "Schwarze Sekunden". Bisher immer eine ‚sichere Bank’, wenn man Hörbücher auch nach guten SprecherInnen auswählt.

An einigen Stellen war ich mir ziemlich sicher, dass es hier im Buch zwischendurch etwas ausführlicher zugegangen sein muss. Trotzdem fühlte ich mich dort nicht um eine Entwicklung betrogen. Da ich das Buch nicht kenne, kann ich jedoch nicht beurteilen, ob den HörerInnen wichtige Entwicklungen vorenthalten wurden.

Am Ende ging alles ziemlich schnell – ob das die Kürzung oder ein Schwachpunkt in der Geschichte war? Ich weiß es nicht, aber ich war trotzdem mit dem Verlauf sehr glücklich, ich wäre nur gerne weiter bei Camille, Franck und den anderen geblieben.  

Als Fazit kann ich nur noch einmal mein Einleitungsstatement wiederholen: Ein wundervolles Hörbuch. (Binchen, April 2005)

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 05.04.2005, letzte Änderung am 30.08.2005, Layout by abrakan