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Rezension

Cover Die Tagebücher einer Nanny
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

Nan finanziert sich ihr Studium schon lange über ihren Nebenjob als Kindermädchen. Groß geworden in einer intakten Familie mit liebevollen Eltern und einer wachen Großmutter. Der neue Job bei Familie X. scheint ein schierer Glücksgriff zu sein. Reich genug sind sie ja, und Grayer, der Sohn von vier Jahren, ist ein Wonneproppen.  

Doch schon bald stellt Nanny fest, dass sie nicht nur Grayer zu versorgen hat, sondern für die neurotische Mrs. X. diverse Sonderaufgaben übernehmen muss und für Mr. X. Geliebte zum Ansprechpartner wird.  

Dass Nan ein Eigenleben hat, interessiert Mrs. X. überhaupt nicht, und eigentlich interessiert sie auch ihr Sohn nicht. Er ist schmutzig und muss versorgt werden - sehr störend so etwas! Grayer hingegen liebt seine Eltern, doch die sehen sich außerstande ihren Sohn einmal anzufassen, geschweige denn können sie ihn in den Arm nehmen. Eine abgegriffene Visitenkarte von Mr. X. ist z. B. der einzige Talisman von Grayer, damit hat er zumindest ein Stück von seinem Vater immer bei sich.

Meine Meinung:

Hier tun sich schlimme Abgründe der Welt der Reichen von New York auf. Leicht ironisch fängt einen die Geschichte anfangs ein, doch schnell beherrschen Zynismus und Bösartigkeit den Handlungsverlauf.  

Geld ist im Überfluss vorhanden, doch Gefühl gibt es in der Welt der Reichen nicht. Man kümmert sich um die richtige Schulwahl, um die strategisch wichtigen Freunde und Hobbys, politisch richtig und gut für das Image müssen sie sein, doch das Kind ist nur ein Problem, kein Mensch. Probleme mit der Erziehung werden auf absurde Weise gelöst, für alles gibt es Problemberater, nur die Wesen, die dahinter stecken, die werden ignoriert. Bitterböse wird man zurückgelassen, nach der Geschichte. Denn ist es ein Wunder, dass im Anschluss an so eine Kindheit nur noch Jugendliche daraus erwachsen, wie sie z. B. in Nick McDonells 'ZWÖLF' geschildert werden?  Gefühlskalt und auf der Suche nach dem rechten Kick.  

Gelesen wird die Geschichte von Leslie Malton. Vorurteilsbeladen hatte ich sie als Zicke in 'Der große Belheim' im Kopf. Aber was für eine Offenbarung!  

Die Varianten, die sie für die Rollen vom kleinen Grayer über die exaltierten und normalen Personen des Alltags, bis zu Nan und ihrer Familie im Repertoire hat, sind beeindruckend, sehr treffend und vielseitig. Ihre eigene Stimme scheint beinahe verschwunden. Die schrille Art der amerikanischen immer fröhlichen Klischee-Frau, die muffelnden Männer, die aufgeregten Kinder, alle bekommen treffsicher ihre Stimmlage verpasst.  

Die aufdringlichen Elemente werden bis zum Ende beinahe unerträglich, sind jedoch für die vorliegende Geschichte auf den Punkt getroffen. Das überlegte Ende versöhnt mit der grellen Darstellung.  

Die Liebesgeschichte, die lt. Buch angeblich enthalten ist, muss der gekürzten Hörbuchfassung zum Opfer gefallen sein. Wo sich Nan jedoch noch Zeit dafür hätte nehmen sollen, ist mir ein Rätsel, d. h. sie fehlt nicht.  

Tracklangen sind für Wiedereinsteiger erfreulich kurz, nur von einem Booklet zu reden, wenn man ein Doppelblatt in CD-Hüllengröße meint, halte ich für übertrieben. Auch die mittlerweile einheitlich langweiligen Label-Drucke sind nicht gerade fantasievoll.

Leslie Malton schafft es, durch ihren Vortrag eine deutliche Betroffenheit bei mir zu hinterlassen. Mit dem Effekt: Klar, aus so einer Erziehung kann nur eine rücksichtslose Gesellschaft hervorgehen!  

Hoffentlich sind es Stilelemente, die hier zur Verdeutlichung benutzt wurden und nicht Realitäten?! Das Autorinnenduo soll jedoch vorher in mindestens 30 Familien gejobbt haben und der Aufschrei, der durch Manhattan zu vernehmen war, soll weithin hörbar gewesen sein. Man fühlte sich wohl getroffen, obwohl es definitiv eine fiktive Story ist.  

Eine bewegende Hörbuchproduktion die heiter beginnt und durch ihre Thematik einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Das Lachen bleibt einem im Halse stecken. (Binchen im Juli 2003)

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 10.07.2003, letzte Änderung am 10.09.2003, Layout by abrakan