Mrs. Bennet ist entzückt, als sie ihrem Mann mitteilen kann, dass sich bald mindestens eine ihrer fünf Töchter verheiraten wird. Wie kommt sie nur darauf?

In der Nachbarschaft ihres Gutes Longburn, liegt Netherfield Park. Dieses stattliche Anwesen wurde endlich vermietet. Der junge Mann, der dort einziehen soll, ist ledig und nicht arm. Er muss doch einfach eine Frau suchen! So ist es allgemein bekannt.  

Mr. Bennet sieht das zwar nicht genauso, widerspricht aber auch nicht heftig. Schnell ist die Bekanntschaft mit dem neuen Mieter, Mr. Bingley, von nebenan gemacht. Dessen beiden Schwestern und der Ehemann der einen, sind mit ihm dort eingezogen und Mr. Bingleys Freund, Mr. Darcy.  

Die Bewohner der Umgebung sind sich schnell einig, dass Mr. Bingley reizend ist, aber dieser Mr. Darcy, der sich stets abweisend und sehr wenig kontaktfreudig zeigt, wird allgemein abgelehnt; da können auch die 10.000 Pfund, die er angeblich pro Jahr als Einkommen zur Verfügung hat, nicht helfen.  

Als er dann auch noch ungeschickter Weise Miss Elizabeth Bennet, die Heldin des Romans und zweitälteste Tochter der Bennets, als ‚gerade annehmbar’ bezeichnet, während sie zuhört, ist es aus mit der Ruhe. Lizzy, dieser kritische weibliche Geist, widmet sich von da an Charakterstudien über diesen Herrn. Während Jane, ihre ältere Schwester, sich in Mr. Bingley verliebt.  

Nachbarliche Kontakte festigen die Bekanntschaft, einige Bälle finden statt, aber nach kurzer Zeit verschwindet Mr. Bingley nach London, ohne sich weiter um Jane zu kümmern. Jane braucht lange, um darüber hinweg zu kommen.  

Zwischendurch sorgt auch ein Cousin Mr. Bennets in Longburn für Aufruhr, Mr. Collins - seines Zeichens Pfarrer in der Nähe von Rosings, dem Heim von Lady Catharine DeBurgh. Er ist so überzeugt von seiner Ausstrahlung und beseelt von der Vorstellung, dass eine Heirat mit einer der Töchter für alle Seiten eine günstige Angelegenheit wäre, dass er Lizzy schon nach ein paar Tagen Bekanntschaft einen Heiratsantrag macht.

Diese sieht sich jedoch gezwungen, ihn abzulehnen, obwohl er ihr Heim und Ansehen bieten kann und da er der Erbe von Longburn sein wird, hätten auch die Schwestern ein Auskommen, wenn der Vater einst verstorben sein wird. Ganz anders ihre Freundin, Charlotte Lucas. Diese willigt ein paar Tage später ein, Mrs. Collins zu werden. Mrs. Bennets Nerven liegen blank. Die unscheinbare Charlotte ist verheiratet – und alles, was für ihre Mädchen so wundervoll geplant war, ist in Rauch aufgegangen. Hat sie denn alles so falsch eingeschätzt?  

Ihr Wunsch geht noch in Erfüllung, doch es kommt völlig anders als gedacht. Und dabei hält die Geschichte für viele Beteiligte noch einige Überraschungen bereit.

Meine Meinung:

Endlich ein Hörbuch zu Stolz und Vorurteil. Wie lange hat die Fangemeinde von Jane Austen auf eine ansprechende umfangreiche Jane Austen Produktion gewartet? Nach der Enttäuschung, die man mit der Vertonung von Jane Austens "Sinn und Sinnlichkeit" erlebt hat, war verhaltene Vorfreude angesagt. 

Der Umfang: 7 CDs oder 1 Mp3-CD, mit fast 8 Stunden Sprechzeit, macht schon viel Mut. Die Kürzungen müssen sich also in Grenzen halten. Auch ein Hinweis im Booklet ist beachtenswert: Die Übersetzung von Andrea Ott, d.h. die Manesse-Ausgabe, liegt der Produktion zu Grunde. Auch wenn die Zusammenfassung der Geschichte auf der CD-Box, ähnlich wie bei der Manesse-Ausgabe selbst, den Sinn nicht ganz erfasst, schien die Hoffnung auf eine gute Produktion gerechtfertigt, allein aufgrund der Verlage von Hörbuch und Buch. Hier sei auch angemerkt, dass Lido sich erfreulicher Weise an die signifikante und edel-schlichte Gestaltung der Manesse-Ausgabe gehalten hat.

Hinzu kommt die Sprecherin: Marion Martienzen hat mit der Interpretation der Hörbücher von Helene Hanff schon gezeigt, das man von ihr einiges erwarten darf. Eine ausdrucksvolle Lesung, mit eigener Interpretation, keine dezenten Akzente, sondern Engagement, manchmal sogar Pathos. Außerdem ist ihr Englisch wundervoll für die Ohren.  

Als die CD eingelegt war und die ersten paar Sätze gehört, war Aufatmen angesagt:  

Sie kennt den Text, sie kann die Schachtelsätze betonen, sie durchblickt Austens feinen Sinn für Ironie, wie erwartet oder erhofft. Es ist ein Genuss, wenn man sich auf ihren Blickwinkel einlassen mag. Das verspricht knapp acht Stunden Unterhaltung pur.  

Die Freunde neutraler Darbietungen, die sich selbst einen Eindruck von einem Text verschaffen möchten, oder eine leise Lesung suchen, werden hier vermutlich nicht befriedigt, außer vielleicht gegen ihren Willen überzeugt. Stark sind Elizabeths Gefühle, als sie den Heiratsantrag von Mr. Darcy ablehnt, laut lamentiert Mrs. Bennet über ihre Nerven, aber genauso sanft ist Janes Einspruch, wenn Lizzy den Bingley-Schwestern böse Absichten unterstellt. Marion Martienzen trifft den Ton, den ich mir gewünscht habe, zu 100 Prozent. 

Diejenigen, die die BBC-Verfilmung zu Stolz und Vorurteil kennen, werden vielleicht besonders viel Freude an der Art der Umsetzung haben, weil die Figuren im Film denen in dieser Inszenierung sehr nahe kommen. Außerdem sind sie vorbereitet auf Figuren, die einen eigenen Ausdruck haben und ggf. schrill wirken könnten.  

Denn unvorbereitet erschlägt einen Mrs. Bennet vielleicht, aber mit dem Film im Hinterkopf war ich dankbar über ihr relativ dezentes Auftreten. Denn im Vergleich zum Film ist sie sogar einen Tick erträglicher getroffen, da sie nicht ganz so überdreht ist, nur die besorgte, etwas arg naive Mutter.  

Alle Personen erhalten eine Stimme, wie sie dem von mir gedachten Charakter zuträglich sind. Die Stimmung des Romans wurde exakt eingefangen; zuletzt habe ich das gerade kürzlich mit der "Sturmhöhe" erleben dürfen. Bei "Stolz und Vorurteil" hatte ich jedoch den längeren Genuss, da nicht soviel gekürzt wurde wie bei Brontës Roman, außerdem ist hier die Stimmung viel heiterer. Was hier weggelassen wurde, ist mir beim ersten Hören nicht deutlich geworden, obwohl ich das Buch in mehreren Varianten kenne.

Fazit: Wer eine lebendige Klassikvertonung sucht, der liegt mit diesem Hörbuch richtig. Die Freunde des Romans werden einfach nur glücklich dieser Umsetzung lauschen, viele andere werden danach verstehen, warum auch Meg Ryan im Film "e-m@il für Dich" dahinschmilzt. Es ist eine wundervolle Produktion geworden. Danke an den Verlag und die Sprecherin. Auf diese Jane Austen habe ich gewartet, die Erwartung wurde übertroffen, bitte mehr davon. (Binchen, Juli 2005)

	geht es zur Rezension der ungekürzten Lesung von "Stolz und Vorurteil" vom Argon Verlag!
	geht es zur Rezension des Buchs "Stolz und Vorurteil" im Buecher4um.
	geht es zur deutschen Jane-Austen Seite, mit vielen Informationen rund um die Autorin und  ihr Werk.
	gibt es eine weitere schön gestaltete Internetseite über Jane Austens Leben und Werk.
	gibt es den englischen Text des Romans zum Nachlesen.