Schwesternmord, ist der vierte Fall der Pathologin Maura Isles und der Polizistin Jane Rizzoli. Als Maura Isles von einem Kongress in Boston zurückkehrt, sind die Nachbarn und Kollegen, die um ihre Wohnung herum versammelt sind fassungslos. Warum? Sie glaubten, die Tote, die vor dem Haus in einem Wagen gefunden wurde, sei Maura. Sie sieht ihr allerdings auch zum verwechseln ähnlich.  

Maura war bislang davon ausgegangen keine echte Familie zu haben. Als Adoptivkind war ihr nichts von einer Schwester bekannt. Das die tote Frau ihre Zwillingsschwester ist, stellt sich jedoch schnell heraus. Diese war auf der Suche nach der Mutter schon recht weit gekommen. Nun nimmt Maura diese Fährte auf, und begibt sich damit in Gefahr. Schon ihre Mutter ist eine, denn sie sitzt als Mörderin im Gefängnis. Maura kann jedoch die Frage nach ihrer Herkunft nicht verdrängen. Was beeinflusst den Menschen mehr, Gene oder Umwelt? Dies ist eine Frage, die sich nicht nur Maura stellt. 

Ein anderer Handlungsstrang beschäftigt sich mit Frauen, die in Höhlen gefangen gehalten werden. Das diese ebenfalls mit dem Tod von Mauras Schwester zusammenhängen ist klar, doch die Art des Zusammenhangs, kristallisiert sich parallel zu den Ermittlungen von Maura, nur langsam heraus. 

Meine Meinung:

Pathologie und Obduktionen, seit ich Ende der 70ger Arthur Haileys 'Letzte Diagnose', eine vergleichsweise harmlose Klinikgeschichte, gelesen habe, bin ich diesem Thema häufig fasziniert begegnet. 

So gelang mir der Einstieg in diesen Fall sehr schnell, auch wenn es der vierte in einer Reihe von Ermittlungen ist. Die Beziehung zwischen den beiden Frauen ist eher lose und daher nicht so spannend für den Fall und die Ermittlungen. 

Wäre das Hörbuch eine Arznei befände sich sicher folgendes auf dem Beipackzettel: Über Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie nicht Arzt oder Apotheker, sondern Hörer ihres Vertrauens. 

Wer das Hörbuch hören will, sollte sich das Genre vor Augen führen: es ist ein Thriller! Es sind Mörder beteiligt, und es wird vieles anhand von Obduktionen ermittelt. Technische Beschreibungen der Vorgehensweise sind enthalten. Wer davon ausgeht, dass die Vergehen nur angesprochen werden und der Rest im Kopf des Hörers passiert, der liegt falsch. Ich fand die Darstellungen, vor allem die Obduktionen interessant, auch einige Vor-Ort-Ermittlungen, aber vor allem schwangere Frauen sollten sich überlegen, ob sie sich dieses Buch antun wollen, nicht, weil die Autorin grundsätzlich nicht sanft mit dem Leser umgeht, sondern weil schwangere Frauen hier eine besondere Bedeutung haben.

Der Gruseleffekt wird durch die Sprecherin Katharina Thalbach gekonnt verstärkt. Eigentlich hatte ich nach einigen Fantasy-Hörbüchern, die von ihr gesprochen wurden, eine leichte Übersättigung erwartet, aber die trat nicht ein. Sie glänzte hier besonders, nicht nur durch das rauchige Timbre ihrer Stimme, sondern durch Betonungen und Variationen der Lautstärke, durch Flüstern, das man aber immer noch gut verstehen konnte und durch das Erfassen der Stimmungen. Eine perfekte Darbietung, die auf vollstem Textverständnis beruhen muss. Der Gruseleffekt der Geschichte hatte zwar keine Verstärkung nötig, die Story wurde jedoch durch K. Thalbachs Erzählweise vollständig rund. Klasse! 

Die Geschichte dreht sich zwar einerseits um Mörder und ihre Beweggründe, Analysen und Ermittlungsmethoden, andererseits steht Maura im Mittelpunkt. Maura bei der Suche nach ihren Wurzeln. Auch dieser Handlungszweig ist gut gelungen. Einzig einige Aspekte der Handlung, die nur angerissen und dann nicht konsequent verfolgt wurden, haben mich dazu verleitet einen halben Stern abzuziehen. Insgesamt hat es mir gruslige Freude bereitet, den Frauen bei der Ermittlung zu lauschen. (Binchen, November 2005)