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Rezension

Cover Schöne neue Welt
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

Im Jahr 632 nach Ford leben die Menschen - vor Geburt in sechs Kasten von Alphas bis Etas eingeteilt - in einer vollkommen technologisierten Welt. Natürliche Geburten gibt es nicht mehr. Die genormten Menschen werden in Flaschen gezüchtet und später nicht entbunden, sondern entkorkt.

In dieser schönen neuen Welt ist jeder glücklich. Alle Lebensabläufe sind so konzipiert, dass es kein Leid, keine Sorgen und Gefahren mehr gibt. Die Ehe und Monogamie ist abgeschafft, ja gar verpönt. Und taucht doch mal ein Problem auf, so gibt es, Ford sei Dank, Soma - die Droge, die die Menschen von der Wirklichkeit beurlaubt.

Als Sigmund mit Lenina einen Urlaub in der „Wildnis“ - wie die wenigen Reservate außerhalb der Zivilisation genannt werden - antritt, und dabei Filine und ihren Sohn Michel kennenlernt, möchte er die beiden Wilden mit in seine technologisierte Welt nehmen. Ein Wunsch, der zum Eklat führt.

Meine Meinung:

Aldous Huxleys Schöne neue Welt wurde 1932 erstmals veröffentlicht. Und genau hierin liegt für mich der eigentliche Schrecken dieser Zukunftsvision. Denn so utopisch, wie sie bei der Entstehung noch war, ist sie lange nicht mehr. Das erkannte der 1963 verstorbene Aldous Huxley bereits in seinem Essayband „Dreißig Jahre danach“. Er schreibt darin: sozialer und technischer Fortschritt und verfeinerte Methoden der psychologischen Manipulation lassen erwarten, dass diese grausige Voraussage sich in einem Bruchteil der veranschlagten Zeitspanne verwirklichen werde.

Sicher wäre Huxley weniger erstaunt, als ich als Leser (bzw. Hörer), wie nah wir im Anfang des 21. Jahrhunderts bereits an seine schönen neuen Welt heranreichen: Sorgen werden in Alkohol ertränkt, Glück mit Drogen vermeintlich künstlich erzeugt. Der Tod wird tabuisiert, das Altern passt nicht in unser Schönheitsbild und wird als etwas schlechtes angesehen. Genormtes Äußeres ist vielerseits gewünscht, was nicht passt, wird passend gemacht - in Form von Schönheits-OPs. Von Genmanipulationen und dem Klonen abgesehen, sind Retortenbabys keine Sensation mehr, sondern eine Alternative zur natürlichen Schwangerschaft.

Wann wird der erste „Wilde“ schreien, wie Michel in Huxleys Schreckensszenario, dass er keine Bequemlichkeit braucht, sondern Gott, Poesie und Gefahren, sowie Freiheit, Tugend und Sünde? Eben alles, was uns zu Individuen und lebendig macht. Alles, was uns von Maschinen unterscheidet. Willen und Gefühle, Geist und Seele.

Wenn es so weiter geht, sind wir einst alle unter totaler Kontrolle, wie es in Huxleys Welt der Fall ist. Alles ist vorherbestimmt; die soziale Schicht, das Aussehen, der Lebensablauf. Selbst unsere intimsten und geheimsten Gefühle, bis sie schließlich abgestumpft und verkümmert sind, werden fremdbestimmt sein. Schon heute braucht es für viele einen Bungeesprung, um den Kick noch fühlen zu können. Und bei Schmerzen oder auch nur Langeweile, greift man einfach zu Drogen. Das Leben selbst scheint nicht mehr lebenswert. Es muss rund um die Uhr etwas geboten werden, damit wir noch spüren, dass wir lebendig sind. So wird es uns vielerorts vorgegaukelt, z. B. in den Medien - man denke nur an die Werbung.

In Aldous Huxleys Geschichte ist Ford - ja, Henry Ford - zu einem Gott avanciert. Die Menschen huldigen dem technischen Fortschritt, wie ihnen von höchster Stelle vorgegeben. Anzweifeln ist kaum mehr möglich, da die Menschheit so geschickt manipuliert und mit genormtem Glück, in Form der Droge Soma, ruhig gehalten wird.

Eine sterile Welt, in der alles perfekt, und damit kalt, leb- und lieblos ist. Somit muss ich gestehen, dass mein Aufenthalt in Aldous Huxleys viel diskutierter schönen neuen Welt nicht sehr angenehm war. Es ist keine Geschichte zum Wohlfühlen. Die Figuren empfand ich als stumpf und mit keiner hätte ich gern mehr zu tun. Das hat Huxley gut gemacht! Denn solch eine Welt, mit solchen Bewohnern, erwartet uns, wenn wir uns nicht auf ein einfacheres und eventuell unperfekteres Leben besinnen.

Ein bisschen sympathischer wird die Geschichte durch Hans Eckardts warme, lebendige Stimme. Es sind noch Menschen, über die hier erzählt wird. Aber sehr eingeschränkte, bemitleidenswerte. Somit kein schöner Hörstoff, aber ein wichtiger! Und exzellent vorgetragen von Herrn Eckardt.

Fazit: In Zeiten von „Dschungelcamp“ und anderen TV-Serien wird eine Zukunftsschilderung wie sie hier vorliegt wichtiger denn je. Wer schafft es eigentlich, dass so viele Menschen sich Sendungen dieser Art ansehen? Künstlich geschaffene, kalkulierbare Gefahren und Risiken - brauchen wir das? Und: haben wir nichts besseres zu tun? Ich empfehle: Einfach diese wenig attraktive, dafür aber warnende Geschichte anhören - die Zeit ist gut angelegt! (Petra)

geht es zu einem Verlagsportrait über diesen ungewöhnlichen Verlag!

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 14.12.2004, letzte Änderung am 03.02.2005, Layout by abrakan