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Rezension

Cover Rheinsberg
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt: 

Wolfgang und Claire entfliehen dem hektischen Treiben in Berlin und fahren mit der Bahn nach Rheinsberg. Drei Tage des unbeschwerten Seins haben sich die beiden jungen Leute ergaunert und necken sich übermütig und voller Lebensfreude, genießen das Leben und die idyllische Zeit inmitten der Natur...

Meine Meinung:

Wer Kurt Tucholskys Novelle, die auch als „Ein Bilderbuch für Verliebte“ bezeichnet wird, nicht kennt, erschrickt vielleicht wenn Helene Grass die ersten Sätze spricht. Doch auch dem unbedarften Hörer wird ganz schnell klar, wie unglaublich gut die Wahl der Sprecherin getroffen ist. Claire, die einen unsorgfältigen und gedankenlosen Sprachgebrauch pflegt und damit eine Sorglosigkeit, Unbedarftheit und sogar Schnoddrigkeit zum Ausdruck bringt, wird von Helene Grass genial in Szene gesetzt. Ganz natürlich klingen diese Passagen, als sei es keine hohe Kunst sondern ein leichtes Spiel, diese in ein stimmliches Kleid zu bringen. Dieses Spielerische zieht sich durch die komplette Lesung und genau damit wird das Herz dieser Erzählung, die unbeschwerte Atmosphäre dreier idyllischer Tage, eingefangen. Ebenso die ungestüme Begeisterung zweier Großstädter, die die Natur bestaunen, als schauten sie auf das Paradies. Hierzu hat Kurt Tucholsky auch eine schöne Feststellung eingebracht, die davon spricht, wie Großstädter wohl dazu neigen, die Schönheit der Natur zu überschätzen, weil sie an ihren Anblick nicht gewöhnt sind.

Hier liefern sich auch Claire und ihr Wölfchen, wie sie ihn liebevoll nennt, eines ihrer sprühenden Wortgefechte. Helene Grass stimmt nicht nur in Claires unbeschwertes, sorgloses Gerede und Wolfgangs wohlwollende Sätze ein, sondern sie lässt auch hier und da ganz zart etwas Berlinerisches mitschwingen – absolut passend und dezent eingesetzt.

Der Hörer dieses Hörbuchs muss auf kein Wort verzichten, da die Vorlage ungekürzt vorgetragen wird. Auch die entzückenden und absolut passenden Illustrationen Tatjana Hauptmanns, die auch die wunderschöne Neuausgabe des Buchs im Diogenes Verlag zieren, werden dem Hörer nicht vorenthalten. Sie schmücken das Cover und die CD selbst, aber auch das booklet, das zudem viele interessante Informationen bereithält. Kurt Tucholsky kommt dort selbst zu Wort und erzählt äußerst humorvoll von der Entstehung dieser Novelle, deren Zukunft er – wie sich heute herausstellt – zu skeptisch betrachtet hat. Er dachte, der Zeitgeist würde nicht freundlich mit ihr verfahren, doch er hat sich glücklicher Weise geirrt.

Seiner Zeit galten die Scherze und die offen gelebte Verliebtheit von Wolfgang und Claire als unerhört freizügig. Gilt das für die heutige Zeit nicht mehr, so ist eines an Tucholskys „Rheinsberg“ doch unvergänglich: Die ungestüme Lebensfreude, die hier so wunderschön besungen wird und die Huldigung an den Augenblick.

Was bleibt Wolfgang und Claire nach diesen Augenblicken unbeschwerten Glücks? Eine Erinnerung, von der sie zehren können. Denn sie haben drei Tage ganz in der Gegenwart gelebt, sich geneckt, geliebt und gelacht. Und solche Erinnerungen sind es, die wir uns durchs Leben retten können. So auch Kurt Tucholsky, der selbst einst Rheinsberg mit einer Freundin besuchte. Er hat es nicht vergessen und sie in Form dieser Novelle auf gewisse Weise festgehalten. Und auch wir Leser und Hörer können immer wieder nach „Rheinsberg“ zurückkehren. Eine Erinnerung, die man gern heraufbeschwört, ein Hörgenuss, den man ein zweites, ein drittes, ein viertes Mal haben möchte. Besonders, wenn es so brillant gesprochen ist!

Anmerkung: Helene Grass ist die Tochter von Günter Grass. Sie scheint ein eben solches Gespür für die Literatur zu haben wie ihr Vater. Denn für solch eine ausgezeichnete Lesung, muss man sich in die Vorlage vollkommen einfühlen können. Ich kann mir das sensibler nicht vorstellen! (Petra)

Button geht es zur Rezension des Buchs "Rheinsberg" im Buecher4um.

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 06.06.2006, letzte Änderung am 26.06.2006, Layout by abrakan