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Rezension

Cover Die Reiterarmee
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

Vorlage für dieses Hörbuch war Isaak Babels Buch „Die Reiterarmee“, das seinerzeit für Furore sorgte. Veröffentlicht sind hierin gesammelte Texte Babels - hier als Hörspiel umgesetzt- , die er in seiner Zeit als Korrespondent der Propagandaabteilung der so genannten „Reiterarmee“ niedergeschrieben hat. Die Reiterarmee war im russisch-polnischen Krieg (1920/1921) eine Kosakentruppe, die grausam wütete. Dies und einiges mehr verrät das beiliegende ausführliche booklet des Hörbuchs.

Meine Meinung:

Grausam, brutal, unmenschlich, gnadenlos, bis ins Unendliche schmerzlich und leidvoll - das sind die Umschreibungen, die mir zu diesem Hörbuch einfallen. Zu hören, was Menschen einander antun, empfand ich in dieser Intensität als beinahe unerträglich. Eigentlich nichts was man sich freiwillig anhören möchte. Und doch ist es eines der faszinierendsten Zeitdokumente, die man sich vorstellen kann. Denn ein Krieg ist es, der hier ungeschönt widergespiegelt wird. Ein Krieg am Rande des Vergessens, und das, obwohl er noch gar nicht so weit zurückliegt. Und auch wenn mehr als ein knappes Jahrhundert seither vergangen wäre, wären diese Aufzeichnungen hochinteressant, um den Krieg von seiner wahren Seite betrachten zu können. Nicht die Geschichten von Helden werden hier erzählt, sondern Geschichten der Opfer, einfacher und vielleicht treffender ausgedrückt Geschichten der Bevölkerung, die der grausigen Fratze des Krieges direkt in die Augen schauen musste.

Im Nachhinein sind es nicht nur die anfangs erwähnten Begriffe, die ich mit dem Hörbuch in Verbindung bringe, sondern eben diese schonungslose Offenheit, mit der Isaak Babel über die Schrecken des Krieges hier berichtet und somit einen tiefen Einblick gewährt in das tatsächliche Geschehen im russisch-polnischen Krieg im Besonderen, aber auch im Krieg im Allgemeinen. Mit Heldentum hat all dies nichts mehr gemein sondern lediglich mit Bestien, denen der Krieg ihre Grausamkeiten legitimiert. Somit kann ich der Umschreibung des Hörbuchs vom Anfang noch folgende Begriffe hinzufügen: aufklärend, entzerrend, schonungslos, wahrheitsgetreu, sachlich - auch wenn es zunächst schwerfällt, diese Begriffe hinter den gehörten Abscheulichkeiten zu erkennen.

Inszeniert ist dieses Hörspiel erstklassig. Vorgetragene Briefe werden zunächst in russischer Sprache eingeblendet, dann in Deutscher Sprache, aber mit russischem Akzent, so dass die russische Melancholie und Schwermut perfekt herüberkommt. Auch die Sprecher sind exzellent besetzt. Es schreit aus ihnen das blanke Entsetzen heraus, an anderen Stellen die Resignation, verursacht von einem unerträglichen Maß an Schmerz - seelischer und körperlicher Natur. Die gute Bearbeitung des Hörspiels ist Joachim Staritz zu verdanken, der die Hörspielbearbeitung und Regie führte bei dieser Produktion. Für dieses Glanzstück wurde er im Frühjahr 2003 mit dem Deutschen Hörbuch Preis geehrt. Entgegengenommen wurde die Auszeichnung postum von Astrid Staritz-Patellis, Joachim Staritzs Witwe, da er kurz nach Beendigung dieses Hörspiels verstarb. Schicksalhaft, da es sein Lebenstraum war, Isaak Babels „Die Reiterarmee“ in einem Hörspiel zu bearbeiten.

Die Ausstattung dieses Hörbuchs ist luxeriös. Eine stabile Schachtel aus Karton umfasst die drei CDs, die jeweils nochmal separat in einer Hülle aus Pappe eingefasst sind. Zudem liegt, wie anfangs erwähnt, dem Hörbuch ein ausführliches booklet bei, in dem wertvolle Informationen sowohl zu einem der Sprecher - Efim Etkind - als auch zu Isaak Babel und dem Buch „Die Reiterarmee“ enthalten sind, das dieser Hörspiel-Produktion des MDR aus dem Jahre 1999 als Vorlage diente. Das Gehörte erhält dadurch eine präzisere Aussage und der Hörer erhält dadurch die Möglichkeit, den Wahrheitsgehalt der Texte zu hinterfragen. Meine Empfehlung ist, vor dem Hören das booklet zu lesen. Wenn man weiß, wer Isaak Babel war und welchen Ursprungs seine Texte sind, die hier in Tonform vorliegen, gewinnt das Hörbuch nochmals an Intensität, die die Wirkung Isaak Babels Texte unterstreicht. (Petra)

Button gibt es einen Bericht zur Verleihung des Deutschen Hörbuch Preises!

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 10.08.2003, letzte Änderung am 09.09.2003, Layout by abrakan