Modesty Blaise – Die Klaue des Drachen – ( Die Lady steht auf Drachen 1979) 

Modesty Blaise – eine Frau aus dem Leben. Sie ist jung, schön, tapfer, clever und vor allem nie um eine Idee verlegen.  

Das ehemalige arme einsame Waisenkind hat es weit gebracht. Sie war der Kopf einer Verbrecherorganisation und hat genügend Geld verdient, um sich in London eine tolle Wohnung leisten zu können – und vor allem muss sie nicht mehr arbeiten, wenn sie nicht will.   

Als sie in der Tasmanischen See unterwegs ist, rettet sie einen Schiffbrüchigen. Langsam stellt sich heraus, wer er ist, denn sein Gedächtnis weist für die letzten 2 Jahre nur eine Lücke auf, er selbst konnte es ihr nicht sagen. 

Die Beziehung zwischen ihm, dem Maler Lucian Fletcher und Modesty, ist  für sie folgenreich, denn als er bedroht wird, kann sie ihn nicht einfach vergessen. Er wird als Druckmittel benutzt, damit Modesty und ihr Partner Will Garvin einen Kunstraub übernehmen. Dabei lernen die beiden dann auch die merkwürdigen Gestalten kennen, die den wahren Auftraggeber schützen. Einen Priester, der mit einer Kanone umgehen kann, wie der Teufel, ein Luxusweibchen, das mit jedem Typen ins Bett steigt und Beauregard, einen Schönling, als vermeintlichen Chef.  

Als Will und Modesty bei einer Verfolgungsjagd auf der Dracheninsel landen, lernen sie auch endlich den wahren Gegenspieler kennen. Der Einfallsreichtum der beiden Helden ist gefragt, wenn sie die Insel wieder heile verlassen wollen – und die Schuldigen für diverse Todesfälle bestraft werden sollen.

Meine Meinung:

Was für eine Romanreihe? Die Neuauflage der Buchreihe startet mit diesem Roman, irgendwo aus der Mitte der Serie. Diesen Start hat man wohl bei Delta auch benutzt um das Hörbuch zu platzieren. Eine geschickte und erfolgreiche Wahl.  

Modesty wurde mir von einem Bekannten ans Herz gelegt. Ich wusste nicht worauf ich mich einließ, denn er ist immer für Überraschungen gut. Ein Mann ist hier und heute noch begeistert von einer Frau aus den 60gern? Einer Frau, die tötet, sich behauptet, ihre Freunde beschützt und gnadenlos mit den Feinden ist? Ein Mensch, der dem Konsum abgeschworen hat, hat ein Herz für diese Frau? – Ich war gespannt – und wurde belohnt. 

Eine Heldin, aber was für eine! Ein toughes Mädchen, wobei Mädchen, Puppe und ähnliche Bezeichnungen die Handlung garnieren. Für emanzipierte weibliche Geschöpfe von heute sicherlich teilweise Horrorbezeichnungen. Dafür sollte man sich jedoch vor Augen oder Ohren führen, dass die Reihe in den 60gern als Comic begann und speziell dieses Buch aus den späten 70gern stammt. Ich habe die Story als zeitgeschichtlichen Blick auf das Bild von einer weiblichen Staragentin und ironischen Agentenroman gewertet und kam so sehr gut damit klar. Eine Frau, die besser ist als die Männer, aber diese mag und genauso braucht, wie diese die Frauen. 

Die Geschichte ist unter diesen Blickwinkeln unterhaltsam. Die Dracheninsel, das Boot von Modesty, das Umfeld, die Personen, alles erinnert an die 70ger, alles wirkt etwas anders, als wenn es heute geschrieben worden wäre,  aber doch attraktiv. Vorstellungen von einer weiblichen Jamie Bond und aberwitzigen Auswegen aus ausweglosen Situationen stellten sich im Kopf mühelos ein. Und daran ist auch die Sprecherin beteiligt. 

Christina Vayhinger, war für mich vorher ein unbeschriebenes Blatt. Sie macht ihre Arbeit jedoch sehr gut. Ungekünzelt spricht sie als Modesty, aber auch der Snob-Ton von Beauregard oder Camilla ist gut getroffen. Süffisanz liegt über vielen Bemerkungen. Die Interpretation ist nicht besonders emotional, sondern ansprechend distanziert. Man hört die Personen gut heraus, ohne dass übertriebene Allüren zu bemerken wären. Eine Sprecherin, die weitere solide Produktionen verspricht.  

Modesty Blaise hat sich mit dieser Produktion für weitere Hörbuch-Folgen empfohlen. (Binchen, Dezember 2005)