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Rezension

Cover Meistererzähllungen
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

Edith Whartons Erzählungen sind Geschichten über große Gefühle, die sich in einer Gesellschaft voll kleinbürgerlichen Denkens nicht gegen gängige Moralvorstellungen durchsetzen können. Sehr deutlich zeigen die Erzählungen das Scheitern ihrer Helden, die sich den Konventionen entgegenstemmen möchten und daran zerbrechen. Gerade eben soweit zerbrechen, dass sie nicht vernichtet, aber sich, ihre Gefühle und ihre eigene Überzeugungen verraten haben.

Folgende Erzählungen aus dem gleichnamigen Buch sind für dieses Hörbuch entnommen worden:

1. Auf lange Sicht
2. Verspätete Liebe
3. Autres Temps

Meine Meinung:

Edith Whartons Erzählungen sind Klassiker der Weltliteratur. Einen solchen Klassiker zeichnet aus, dass er zeitlos aktuell ist. Dies möchte ich bei den hier vorliegenden Meistererzählungen hervorheben, denn allzu leicht bedauert man nach dem hier Gehörten die Menschheit zu Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts und welchen Konventionen sie unterworfen waren und sich auch unterwerfen ließen. Doch wir machen es uns damit zu einfach. Die Menschen damals hatten ihre Moralvorstellungen, die strenger waren als unsere heute. Aber noch lange haben wir nicht alle unsere an ein Moralempfinden angelehnten Verhaltensmuster abgelegt. Wahrscheinlich ist sogar, dass das nie gänzlich der Fall sein wird. Gern darf man Ediths gesellschaftskritische Geschichten zum Anlass nehmen, über unsere Wertvorstellungen von heute nachzudenken. Und unsere gesellschaftlichen Normen. Ich bin mir sicher, zu Edith Whartons Zeit haben das auch sehr wenige getan, weil sie ihre Art die Dinge zu betrachten und zu bewerten für richtig und normal hielten. Umso beeindruckender, wie hellsichtig Edith Wharton ihre Zeit und deren gesellschaftliche Wertmaßstäbe durchschaut und kritisiert hat.

Ihre Figuren - selbst in diesen relativ kurzen Erzählungen - bleiben unvergesslich. Weniger durch das, was sie sind und erreichen, als viel mehr durch das, was sie verlieren: ihre gedankliche Freiheit, ihre große Liebe, ihren kurz aufflackernden Kampf gegen Maßstäbe, die plötzlich nicht mehr die ihren sind und unauslöschlich zeigen, wie falsch sie sind.

Das ist aber bei Weitem nicht das einzig beeindruckende an Edith Wharton. Ihr Erzählstil, ihre Ausdrucksweise, ihr Vermögen Stimmungen zu erzeugen und Figuren lebendig vor dem Auge des Lesers werden zu lassen, ist famos. Genussvoll und atmosphärisch schildert sie die Situationen ihrer Figuren und ihre Gedanken und Gründe für ihr Handeln.

Darüber hinaus kann man selbst Edith Wharton als Vorbild sehen im Hinblick auf das, was in ihren Erzählungen kritisch beäugt wird und wie sie selbst in ihrem eigenen Leben mit den Erwartungen der Gesellschaft umgegangen ist. Sie ließ sich scheiden - zu ihrer Zeit (1862 - 1937) skandalös. Darüber hinaus ist ihr als erster Frau der Pulitzer-Preis (für ihren Roman Zeit der Unschuld) verliehen worden. Diese beiden Tatsachen steigern m. E. den Wert ihrer Erzählungen noch um eine gutes Stück.

Die hier vorliegenden Erzählungen möchte ich jedoch nicht als reine Lehrstücke verstanden wissen. Zieht man mal den wertvollen Gehalt ihrer Geschichten ab, bleibt als Summe Unterhaltung auf höchstem Niveau. Ihrer Sprache zu verfallen ist nicht schwer - aber hier bin ich gerne Opfer und lasse mich vereinnahmen von ihrer Erzählkunst.

Ebenso von der des Sprechers dieses Hörbuchs. Gert Heidenreich trifft den Nerv der Erzählungen aufs Genauste. Die Stimme der Figuren trifft er ebenso wie den Ton der Zeit, in der die Geschichten sich bewegen. Edith Whartons feine sprachliche Kunst findet sich in Gert Heidenreichs Stimme 1:1 wieder. Ein Fest den beiden Stimmen zu lauschen: Edith Whartons Text und Gert Heidenreichs sprachliche Umsetzung. (Petra)

geht es zu einem Verlagsportrait über diesen ungewöhnlichen Verlag!

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 21.06.2004, letzte Änderung am 20.07.2004, Layout by abrakan