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Rezension

Cover Marleni
Kategorie:
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl - zwei Göttinnen und Legenden des Deutschen Films, Ikonen, die unvergesslich und damit unsterblich sind. Was wäre passiert, wenn diese beiden Diven in späten Jahren, als Marlene Dietrich schon lange ihr Bett nicht mehr verlassen hatte, aufeinandergestoßen wären? Dieser Fiktion gibt sich Thea Dorn in dem Stück "Marleni" hin. Leni Riefenstahl dringt in die Pariser Wohnung von Marlene Dietrich ein um diese zu überzeugen einen letzten Film mit ihr gemeinsam zu drehen...

Meine Meinung:

Bereits das Cover zieht den Betrachter in seinen Bann: Zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können verstören durch ihren Blick. Marlene Dietrich mit ihren gewohnt verrucht dreinblickenden Augen; Leni Riefenstahl durch ihren durchdringenden, charismatischen Augenaufschlag. Legenden, deren Aura präsent zu sein scheint und die ihre Wirkung nicht verfehlt. Eben dies tut auch dieses Hörspiel nicht: Es wirkt. Beeindruckend, Eindringlich und beklemmend. Aber auch amüsant ist diese Inszenierung. Denn gegenseitig verteilen die beiden einige Seitenhiebe, die der versteht, der sich schon ein wenig mit dem Leben dieser Persönlichkeiten beschäftigt hat. Aber auch für den, der ganz unbedarft an dieses Stück herangeht, wird nicht enttäuscht sein, denn es macht neugierig. Neugierig auf das Leben der Dietrich und der Riefenstahl im Allgemeinen und vor dem Hintergrund des Nazideutschland im Besonderen. Auf welcher Seite standen die beiden Damen politisch? Man mag meinen, das wäre doch nicht von Belang, schließlich waren es Künstlerinnen und keine politischen Größen. Aber wie viele andere Schauspieler, Künstler und sonstige Menschen des Öffentlichen Lebens wurden auch Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl sowohl vom Staat, als auch später vom Volk, kritisch beäugt, auf welcher Seite sie stehen. Sehr schnell war man mit dem Verurteilen und dem Schubladendenken. Dies verdeutlicht "Marleni" ganz hervorragend, ohne es je direkt anzusprechen. So unterschieldich wie diese beiden Grande Dames waren, so waren auch ihre gelebten politischen Ansichten, oder das, was man dafür hielt, verschieden wie Tag und Nacht. Umso passender der Titel dieses Stücks: Marleni. Sie verkörpern beide die Unsterblichkeit und die Unnahbarkeit und können somit in einem Atemzug genannt werden, obwohl sie gegensätzlicher kaum hätten sein können.

So stark wie diese beiden Frauen waren, so stark sind auch die Dialoge, die Thea Dorn ihnen in "Marleni" in den Mund legt. Wenn sie nicht gerade gegenseitig Seitenhiebe austeilen, dann sinnieren sie über das Altern, über Unsterblichkeit, übers Filmen und über starke Männer und treffen dabei starke Aussagen über diese Themen, die unter die Haut gehen. Nicht, weil sie so philosophisch wären - nein! Sondern weil sie so boshaft, bissig und prägnant sind. Bei aller Boshaftigkeit können diese Wahrheiten so manches Lachen entlocken, das einem jedoch rasch im Halse stecken bleibt, wenn einem der Wahrheitsgehalt bewusst wird, der hinter all diesen Aussagen steckt oder stecken mag. Eine Abrechnung mit enttäuschten Erwartungen, mit Eitelkeiten, der Welt, dem Leben und allem was es ausmacht.

Aber es gibt noch zwei starke Frauen, die hier nicht unerwähnt bleiben dürfen, da ohne sie dieses Stück nicht das wäre, was es ist. Die beiden Damen die ich meine sind Gisela May und Gisela Uhlen, die den beiden Diven ihre Stimme verleihen. Gisela May verkörpert Marlene Dietrich. Die nimmt man ihr auch vorbehaltlos ab, denn sie überzeugt mühelos mit ihrer lasziven, rauchigen Stimme und ihrer zur Schau gestellten lebensmüden Art. Während Gisela Uhlen ebenso überzeugend ist in ihrem Spiel, das sie mit großem Engagement ausführt. Eindringlich, oft ins Hysterische abschweifend, glaubt man ihr die Verzweiflung, mit der sie ihre Ziele durchsetzen will und mit der sie ihre Vergangenheit beklagt, jedoch zu keiner Zeit bejammert, in der man ihr Unrecht getan hat. Dazu ist sie zu sehr eine Kämpfernatur und das kommt auch so herüber. Atmosphärisch stark und beklemmend inszeniert wurde dieses Hörspiel 1998 von den Sendern SFB / ORB und Radio Bremen. Hierfür mein Kompliment! Schön, dass der Lido Verlag diese tolle Produktion als Hörbuch herausgebracht hat, versehen mit einem kleinen Booklet.

Ein bemerkenswertes Hörbuch: interessant, atmosphärisch, ausgefallen! Aber damit nicht genug, weckt es Neugierde auf zwei Diven des vergangenen Jahrhunderts. Ich jedenfalls werde losziehen und mir Biographien von Leni Riefenstahl, über die ich noch wenig weiß und Marlene Dietrich, aus deren Leben mir bereits einige Episoden bekannt sind, besorgen um meine Reise in deren Vergangenheit vertiefen zu können. Ich freue mich darauf. (Petra)

Anmerkung: 

Thea Dorn hat dieses Stück ursprünglich fürs Theater geschrieben. Es wurde von Moskau bis Montevideo erfolgreich gespielt. Es ist das erste Theaterstück der Autorin und sicherlich überaus interessant und lohnt bestimmt. Wer also die Gelegenheit hat, sollte es sich gewiss nicht entgehen lassen.

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 24.04.2003, letzte Änderung am 30.05.2003, Layout by abrakan