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Rezension

Cover Die Korrekturen
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

Die Korrekturen erzählt die Geschichte der Familie Lambert aus dem Mittelwesten der USA. Vordergründig ist die Frage, ob es Mutter Enid gelingt die erwachsenen Kinder für ein letztes Weihnachtsfest in St. Jude, wie sie es nennt, zusammen nach Hause zu holen.

Schritt für Schritt lernen wir die Familie und ihre Macken kennen.

Der Einstieg in die Geschichte erfolgt über Alfred, den Vater, der mittlerweile an der Parkinsonschen Krankheit leidet und versucht seinen Körper zu beherrschen. Früher war er Ingenieur bei einer Eisenbahngesellschaft und beherrschte die Familie. Heute sitzt er nur noch in seinem Sessel.

Enid, seine Frau, macht sich vor, dass alles viel besser wäre, wenn er sich doch nur zu etwas aufraffen könnte. Das er allein mit seinem Körper schon zu viel zu tun hat geht ihr nicht auf. Sie selbst leidet unter ihrer Sparsamkeit, dem Verlangen nach außen hin etwas darzustellen und sie versucht für sich die Illusion von einem funktionierenden schönen Leben aufrecht zu erhalten.

Da ist dann noch der Lieblingssohn von Alfred, Chip, der Ex-Literaturdozent, der nach einer Affäre mit einer Studentin seine Stelle verloren hat und sich mit Jobs über Wasser hält. Sein Drehbuch, in dem er die Affäre verarbeitet ist grottenschlecht. Mit seinem neuesten Job schlittert er in einen Internet-Betrug der ihn bis nach Litauen führt.

Der älteste Sohn Gary steckt in einer Ehekrise und leidet unter der Vorstellung, dass er Depressionen hat. Er analysiert sich und seine Familie und hält sich sonst für den Vernünftigen in der Familie. Hauptberuflich ist er ein erfolgreicher Banker in Philadelphia mit klaren Regeln. Er verkörpert in seinem Haushalt genau den Despoten, den er in seinem Vater ablehnt.

Denise, die Jüngste, scheint die einzige zu sein, die den Vater versteht, aber auch sie scheint
gescheitert, die gefeierte Gourmet-Köchin verliert ihren Job, nachdem sie nacheinander eine Affäre mit der Frau des Chefs und danach mit ihm selbst hat. 

Alle Kinder versuchen mit diversen Mitteln sich vom Elternhaus zu lösen und vor allem nicht in die Fußstapfen der Eltern zu treten, nur um letztendlich festzustellen, dass dies
nicht gelungen ist.  

Meine Meinung:

Die Lesung ist gegenüber dem Buch leicht gekürzt. Trotzdem ich das Buch nicht kenne habe ich nichts vermisst.

Bestimmt wird das sehr gute Hörbuch von seinem Vorleser. Ulrich Pleitgen liest alle Figuren und er erzeugt gekonnt für jede Person die jeweiligen Stimmungen, die guten und die bösen Seiten. Er versteht es durch Nuancen, Pausen und Geschwindigkeit zu variieren, eine Vielfalt einzubringen ohne zu übertreiben und die gesamte Geschichte lebendig zu erhalten. Auch längere Passagen über Gentechnik oder Aktienkurse werden so nicht zur Qual.

Die Geschichte scheint zwar übersteigert jedoch glaubhaft aus dem Leben gegriffen. Der Wortwahl mit den vielen Details, dem Witz und der Skurrilität habe ich teils atemlos gelauscht. Bei vielen Formulierungen hatte ich den Wunsch die Szene nochmals nachlesen zu können um die Wortschöpfungen, Bilder und Zusammenstellungen wirklich würdigen zu können.

Die Details in der Darstellung sind beeindruckend: die Beschreibungen von Alfreds Zustand, wie er seinen Keller, seine Tischtennisplatte organisiert hat und wie er mit den Geistern des Alltags kämpft, oder die Häppchen, die Denise in Chips Küche anrichtet - mit Buttersegeln und faszinierenden Paprikastücken, Garys Aufzählung der fehlenden Faktoren seines Gemütszustandes - und noch so einiges mehr. Beim Zuhören wird diese Vielfalt zwar wahrgenommen, aber leider konnte ich mir diese Formulierungen nicht so schnell merken.

Die Geschichte selbst ist nicht besonders liebevoll beschrieben, sondern eher realistisch. In vielen Einzelsituationen erkannte ich Personen meiner eigenen Umwelt oder mich selbst erschrocken wieder. In welche Situationen man sich selbst verstricken kann, wenn man es nicht schafft auch einmal sein Verhalten zu überdenken.
Trotz der Abgründe die sich bei den Familienmitgliedern auftun, wurden sie mit dem Fortschreiten der Romanhandlung immer liebenswerter für mich. Der Autor lässt die Distanz verschwinden und es wird eine nachdenkliche aber keine negative oder depressive Stimmung erzeugt. Oft habe ich in mich hinein gegrinst, jedoch ist dieses gegen Ende des Satzes dann doch auf meinem Gesicht gefroren.

Besonders beeindruckt hat es mich, wie es dem Autor gelungen ist, sich Alfreds Gedankengänge vorzustellen um sie uns zu beschreiben: Bildhaft, beängstigend und eindringlich. Froh war ich darüber, dass er es geschafft hat die Geschichte zu beenden ohne einen negativen Nachhall zu hinterlassen. Er hat keine meiner Todsünden für einen Autor begangen - weder ein völlig offenes noch ein depressives Ende, soviel kann ich hier schon verraten.

Zur Technik:

Die 10 CDs sind in kurze Tracks unterteilt, so dass ein Wiedereinstieg in das Hörbuch einfach und ohne großen Aufwand möglich ist. Für 'Im-Auto-Hörer' wie mich, die keine exklusive Anlage zur Hand haben, eine wirklich gute Sache. (Binchen im Januar 2003)

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 14.01.2003, letzte Änderung am 30.05.2003, Layout by abrakan