Da läuft Einer doch tatsächlich 800 Kilometer durch Spanien um einen Ort Namens Santiago de Compostela zu erreichen. Und dieser Einer ist (neben Tausenden anderer) Hape Kerkeling. Damit jetzt nicht gleich ein

falscher Eindruck entsteht: Hape ist überwiegend mutterseelenallein durch die Berge gewandert - wie das angeblich etwa 180000 andere Menschen im letzten Jahr auch gemacht haben.

Anfangs fragt er sich selbst, warum er diese Strapaze auf sich nehmen sollte. Ist es die Suche nach einem Gott? Oder doch mehr die allseits bekannte Suche nach sich selbst? Er lässt das offen, sagt aber: Wenn

schon suchen dann suche er Gott, wäre ja auch blöd nach 800 Kilometern irgendwo anzukommen und festzustellen das es diesen Gott gar nicht gibt *g*.

Es geht hier aber nur am Rande um Religion. Hape Kerkeling beschreibt: Freude und Enttäuschung, Schmerz und Erlösung, Einzigartiges und Banales - er beschreibt seinen Weg durch Spanien und biegt immer einmal wieder auf einen anderen Weg ab, er erzählt einiges Interessantes aus seinem Lebensweg.

Zunächst ein paar Worte zur "technischen" Ausstattung dieses Hörbuches, diese passt sich dem Thema durchaus an: Knapp aber ausreichend! Die Kunststoffbox zur Aufnahme der 6 CD's ist funktional, das Booklet ist kurz und bündig und enthält die wichtigsten Angaben zum Hörwerk. Es werden die Stationen der Wanderung benannt (auch mit kleinen Fotos) und die einzelnen Tage mit Datum angegeben - eben wie bei einem Tagebuch. Schrecklich finde ich es mal wieder das im Jahre 2006 ein Verlag immer noch nicht weiß, dass ein Buchkapitel nichts, aber auch gar nichts mit Tracklängen zu tun hat. Der längste Track ist auf der ersten CD mit 31 Minuten zu finden, ich glaub ich spinne.

Eine schöne Idee (des Verlages?) ist es aber auf den CDs verschiedene Pilgerstempel aufzudrucken (die Stempel erhält der Pilger immer am Ende einer Etappe in sein Pilgerbuch gestempelt). Soweit so gut. 

Hape Kerkeling liest dieses, sein Hörbuch selbst - und das ist gut so. Wer könnte diese, seine Geschichte auch besser erzählen? Seine Stimme klingt angenehm, hiermit verrate ich wohl nichts spektakulär neues *g*. Da es aber schon einen Unterschied zwischen dem Schauspiel-/Komödiantensprechen zum Hörbuchsprechen gibt, sei gesagt: Außer das der Sprecher Hape Kerkeling an Satzenden die meisten Punkte "verschluckt", macht er seine Sache ausgezeichnet. 

Schon nach wenigen Sätzen nahm mich sein "Erzählen" gefangen. So als ob er sich am Kamin gemütlich neben mich setzt und einfach drauflos erzählt - so kam seine Stimme in meinem Kopf an. Er beschreibt schmerzende Füße und schmerzende Knie, ich ertappte mich dabei wie ich mein Bein selbst hin- und herbewegte um zu schauen ob da vielleicht auch etwas schmerzt. Er erzählt vom Verlust seiner Wasserflasche, die Sonne brennt und er muss noch Stunden laufen - gut das ich ein Wasserglas in der Nähe hatte *g*. 

Wie komme ich eigentlich hierher? Wie bin ich eigentlich zu dem geworden was ich bin? Diese Fragen stellt sich Hape Kerkeling und taucht dann ab in sehr interessante und unterhaltsame Geschichten und Anekdoten die seine berufliche Laufbahn beschreiben. Er erzählt von vielen Menschen die er unterwegs getroffen hat - auch davon welche Gerüche und Geräusche Menschen schlafend erzeugen können *g*. 

Er beschreibt ungenießbares Essen genauso wie verdreckte Betten – er preist die deutsche Sauberkeit und regt sich über Doppelmoral von Politik und Kirche auf. Kurz: Hans Peter Kerkeling erzählt uns in seinen Reisetagebuch das, was ihm in den Tagen und Wochen der Pilgerwanderung so im Kopf herumging. 

Unterhaltsam und ernst, sachkundig und verschmitzt, wütend und träumend und vor allen Dingen zu jedem Zeitpunkt glaubwürdig erzählt er das.  

Mein Fazit:

Ich bin beeindruckt vom Menschen Hape Kerkeling und von diesem Hörwerk. Dieses Hörbuch wird sicherlich noch lange Zeit, wenn nicht noch viele Jahre, in den vordersten Rängen der besten Hörbücher zu finden sein. (Peka, im August 2006)