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(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze) |
Inhalt:
Die bekannte Geschichte von Mark Twain, 1884
erschienen, knüpft an den Vorgängerroman Tom Sawyer an. Huckleberry Finn erzählt, wie er dem langweiligen Leben bei der Witwe Douglas entflieht, eine
Zeitlang bei seinem trunksüchtigen Vater bleiben muss und schließlich mit dem entlaufenen
schwarzen Sklaven Jim den Mississippi entlangfährt. Dabei sind einige Abenteuer zu bestehen, sie
treffen ein Hochstapler-Paar, Huck gerät in eine Blutfehde und schließlich trifft er Tom Sawyer
wieder, der ihn zu einem aberwitzigen, phantasievollen Abenteuer verführt.
Meinung:
Der Ich-Erzähler Huck Finn zieht einen sofort in seinen Bann. Seine trockene, manchmal lakonische
Sprache wird vom Sprecher Udo Wachtveitl, bekannt als Tatort-Kommissar, hervorragend umgesetzt.
Auch verzettelt sich der Sprecher nicht in die im Buch so anschaulich gemachten, aber in einer
Lesung womöglich überzogen wirkenden, verschiedenen Sprachweisen, er bleibt in einem ruhigen,
charmanten Tonfall.
Die akribische, realistische Erzählweise, in der die Natur freundlich und die Menschen eher
beängstigend geschildert werden, benennt auch die damaligen Probleme der Südstaaten: Sklaverei,
Armut, Alkoholismus, Blutfehden. Aus der Sicht des 14-jährigen Huck Finn, der diese Pobleme als
gegeben annimmt, ergibt das ein stimmungsvolles Panorama des Lebens am Mississippi.
Natürlich merkt man dem Buch an, dass der Autor genau weiß, wovon er erzählt, da er selbst als
Lotse auf dem Mississippi unterwegs war. Mark Twain, eigentlich Samuel Langhorne Clemens, spart hier auch nicht mit
Reminiszenzen an andere Erzählformen oder Autoren, so erinnern manche Passagen an die humorvollen
Beschreibungen der Canterbury Tales oder gewisse Teile lesen sich wie eine Hommage an Don Quijote, auch
gewisse Gruselfaktoren kommen nicht zu kurz. Die satirischen und sozialkritischen Stellen sind durchaus
mit den großen englischen Autoren des 19. Jahrhunderts vergleichbar.
Anders als Tom Sawyer, der sich in die Phantasie flüchtet, flüchtet Huck auf den Mississippi, der
ihm eine Ruhe und einen gewissen Halt gibt, um aus der kindlichen Unbekümmertheit in die Welt der
Erwachsenen hineinzufinden. Antrieb für Hucks Fahrt ist die typisch amerikanische Suche nach dem
individuellen Glück. Schön dabei ist, dass am Ende doch die Phantasie nicht zu kurz kommt und
insoweit Mark Twain auch sein Buch bzw. Abenteuerbücher persifliert.
Leider fehlt bei dem Hörbuch die Angabe, dass die Lesung gekürzt ist. Auch wenn hier die
Kürzungen meiner Meinung nach zu einer angenehmen Straffung des Textes geführt haben und keine
wesentlichen Inhalte verändert wurden, finde ich, dass ein Hinweis darauf unbedingt notwendig
ist. Allerdings ist hinzuzufügen, dass das Buch ohne Bearbeitung aufgrund der darin enthaltenen
bissigen Satire wohl nicht unbedingt für Kinder geeignet ist.
Aufgrund der manchmal blutigen Szenen und der enthaltenen Problematik halte ich das Hörbuch erst
für Kinder ab 8 Jahre geeignet und natürlich unbedingt auch für Erwachsene.
Aufmachung: Stabiles Booklet mit ausführlicher Inhaltsangabe, Kurzbiografie des Autors und des Sprechers;
leider keinerlei Angabe, dass die Lesung gekürzt bzw. bearbeitet ist!
(Steffi)
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