Rezension |
||||||||||||||||||||||||
Inhalt: Der Multi-Millionär
Theodore Racksole verbringt zusammen mit seiner Tochter Nella seinen
Urlaub in London, im weltberühmten Hotel Grand Babylon, wo die Reichen
und Adligen residieren. So fein wie das Hotel und sein Publikum, ist auch
die Küche, die unter der Regie des Chefkochs Rocco die feinsten Speisen
kreiert. Als Nella zu ihrem Geburtstag darauf besteht, ein Steak und ein
Bier serviert zu bekommen, kommt es zum Eklat, als Jules, der
distinguierte Oberkellner des Grand Babylons, mit seinen Waffen dies zu
unterbinden versucht. Weltmännisch schreitet Theodore Racksole zur Tat
und kauft kurzerhand das Hotel, er und seiner Tochter wird ein Steak
zubereitet und Jules wird kurz darauf von Mr. Racksole entlassen. Doch
ganz komplikationslos geht es auch im Leben der Reichen nicht zu: Plötzlich
sehen sich Theodore Racksole und Nella in eine Intrige verstrickt, bei der
es bald auch einen Toten zu beklagen gibt. Die beiden nehmen tatkräftig
eigens die Ermittlungen auf... Meine Meinung: Steinreiche Amerikaner
meats kultivierte Europäer. Arnold Bennet, ein leider fast vergessener,
aber zu seiner Zeit (Anfang 20. Jahrhundert) einer der größten
Schriftsteller Großbritanniens, spielt in diesem Kriminalroman auf köstlichste
Art mit zwei gegensätzlichen und hier ungebremst aufeinandertreffenden
Kulturen. Während am Beispiel des Oberkellners Jules der Steifheit,
Arroganz und Borniertheit Menschen seines Schlages die Krone aufgesetzt
wird, sind die Racksoles an Derbheit nicht zu übertreffen. Beides ist
jedoch so dargestellt, dass der Leser (hier Hörer) nicht umhin kommt,
sich über beide Seiten königlich zu amüsieren. Als säße man am
Nebentisch und beobachte das Gefecht, das sich Theodor Racksole und Jules
liefern, im Kampf um Steak oder nicht Steak und gleichzeitig die Kultur
oder deren Untergang, verfolgt man die Einstiegsszene – und kann sich
unversehens nicht mehr losreißen vom Geschehen, bis sich alles aufgelöst
hat und jeder Schurke entlarvt ist. Diese boshafte Freude
über die ausgetauschten Spitzfindigkeiten und die Machtkämpfe der
Verteidiger ihrer Kulturen, hat auch die Sprecherin erfasst. Besonders
hervorheben möchte ich ihre Interpretation der Figur des Oberkellners.
Denn Jules kann, wie man es sich für Menschen seiner Zeit und seines
Berufsstands vorstellt, „ja“ sagen und allein durch den Tonfall klar
machen, dass man jetzt ein eindeutiges „nein“ gehört hat. Diesen
Tonfall in die Stimme zu legen, ist eine Kunst, die Katharina Thalbach
beherrscht. Das beweist sie hier zur Begeisterung des Hörers. Ebenso
kunstvoll schwenkt sie zum, im vergleich mit dem kultivierten Europäer,
plumpen Tonfall des lässig daherkommenden reichen Amerikaners um. Auch
alle weiteren Figuren dieses Gaunerstücks werden durch ihre Stimme
perfekt charakterisiert. Ob es sich dabei um Nella handelt, um Mr.
Babylon, Mrs. Spencer oder Rocco handelt - sie hat ein ausgezeichnetes
Gespür für das Personal dieses Romans und hat zudem den ironischen
Unterton des Autors präzise erfasst. Dieses Hörbuch ist im
Rahmen der Reihe „Manesse bei Eichborn Lido“ erschienen. Sehr
erfreulich, dass sich die Gestaltung der Hörbücher dieser Reihe an die
Manesse-Ausgaben anlehnt. Es ist dem Wiedererkennungseffekt förderlich
und lässt das Sammlerherz höher schlagen. Einheitlichere Gestaltung im Hörbuchbereich
ist an sich schon wünschenswert. Wenn aber gezielt Bücher eines gewissen
Verlages innerhalb einer Reihe als Hörbuch herausgebracht werden, der
seine Gestaltung so einheitlich hält wie Manesse, so empfinde ich es als
nahe liegend oder gar beinahe als Muss, dass sich an der Buchgestaltung
orientiert wird. Schön, dass Lido das hier so schön umsetzt. (Petra) |
||||||||||||||||||||||||
[Home] [Rezensionen] [Neuigkeiten]
[Infos zum Hörbuch] [Sprecher-Info]
[Specials]
[Tipp des Monats] [Dykes Ohrenleser-Tipps] [Diskussionsforum] [Chat] [Gästebuch] [Links]
[Über mich] [Pressespiegel]
[AGB] [Impressum/Kontakt]
[Disclaimer]
© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt
am 21.08.2005, letzte Änderung am 30.08.2005, Layout by abrakan