1. Das verräterische Herz
2. Das messerscharfe Pendel
3. König Pest
4. Der Spaßmacher

Wer kennt sie nicht, die beiden ersten Geschichten? Sie gehören zweifellos zu Edgar Allan Poes bekanntesten Geschichten. Ihnen ist die erste der beiden CDs gewidmet. Zu Recht zählen sie auch zu seinen besten Erzählungen. Poe brauchte nicht viel Blutvergießen, um seinen Lesern das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Er gewährte dem Leser einen direkten Blick in die Gedankenwelten seiner Figuren. Und dort wohnt mehr Grauen als ein bloßer Special Effekt erzeugen könnte. So befindet man sich während des lauschens von „Das verräterische Herz“ auf dem direkten Weg in den Wahnsinn. Bei „Das messerscharfe Pendel“ bekommt man schweißnasse Hände, je bedrohlicher die Lage wird.

Auf der zweiten CD hingegen finden sich zwei relativ unbekannte Erzählungen. Hier hat mir ganz besonders „Der Spaßmacher“ gefallen. Die Geschichte erinnert an ein Märchen. Aber natürlich eines von Edgar Allan Poe und somit sind die Guten nicht nur die armen Opfer, denen rein zufällig zum Schluss Gerechtigkeit wiederfährt.

In „König Pest“ möchte man meinen, man findet sich inmitten eines vom Delirium erzeugten Alptraums wieder. Bezieht man das Wissen um Poes Alkoholkrankheit ein und schließt man sich der weitverbreiteten Vermutung an, dass Edgar Allan Poe in vielen seiner Geschichten seine im Delirium erlebten Schreckensszenarien verarbeitet hat, so findet man dies hier sicher bestätigt.

Ulrich Richter - Sprecher dieser ungekürzten Lesung - verleiht den Geschichten genau den richtigen Ton: ruhig und bedächtig, wie Poes Erzählungen es vorgeben, trägt er das Grauen dem Hörer ans Ohr. Er verschmilzt mit den Figuren; seiner Stimme hört man die wachsende Angst an, die er - ganz mit der jeweiligen Figur Poes verschmolzen - verspürt.

Hätte Poe sich eine Stimme für seine Erzählungen ausgesucht, wäre seine erste Wahl auch auf Ulrich Ritter gefallen. Das scheint mir sicher! (Petra)