Als Hastings, der zur Zeit Wehrdienst leisten
muss, verwundet von der Front in ein Erholungsheim kommt, trifft er John
Cavendish, einen Freund aus früheren Tagen. Dieser lädt ihn spontan ein
aufs Landgut Styles, auf dem er mit seiner Frau Mary lebt. Eigentlich
wäre das Anwesen sein Eigen, wenn sein Vater damals nicht alles seiner
zweiten Frau Emily, also Johns Stiefmutter, vermacht hätte. Aber
wenigstens zeigt sie sich großzügig John und ihrem zweiten Stiefsohn
Lawrence gegenüber. Es mangelt ihnen an nichts. Unruhe kehrt jedoch ein,
als Emily erneut heiratet. Einen gewissen Alfred Inglethorp. Alfred habe
sich in die Familie eingeschlichen, so erfährt Hastings bald nach seiner
Ankunft auf Stiles. Ebenso klar scheinen dessen Motive für die Heirat mit
der 20 Jahre älteren Emily: Ihr Vermögen. Da sind sich alle einig. John,
Lawrence, Mary. Aber auch Cynthia, derer sich Emily angenommen hat, sowie
Eve Howard, eine Hausangestellte, die Emily aus Warmherzigkeit einstellte,
sind davon überzeugt. Als Eve Emily gegenüber ausspricht, was alle
denken, verweist Emily sie entsetzt des Hauses. Eve bittet Hastings bei
ihrem Abschied noch, ein Auge auf Emily zu haben, da sie überzeugt sei,
dass, so bald sie das Haus verlassen habe, Emily nicht mehr sicher sei. Im
Haus leben nur Gauner, die es allesamt auf Emilys Geld abgesehen haben.
Davon ist Ivy überzeugt, denn alle seien hochverschuldet und würden die
erstbeste Gelegenheit nutzen. Wie recht sie haben wird, konnte Hastings
nicht ahnen. Kaum hat Eve das Haus verlassen, wird Emily ermordet,
präziser: vergiftet.
Da tritt Hastings alter Freund Hercule Poirot auf
den Plan. Gemeinsam gehen die beiden den Fall durch. Sie stoßen auf eine
Vielzahl an Motiven. Eve behält auch hier recht: jeder unter ihnen hat
ein Motiv und auch an Gelegenheit hat es den meisten nicht gemangelt. Doch
wer der wahrte Täter ist, kommt erst ans Licht, als sich das letzte Glied
in die Kette fügt...
Meine Meinung:
So verwirrend die Familienverhältnisse hier
beschrieben werden, sind sie auf den ersten Blick auch. Die ersten 15
Minuten des Hörbuchs empfehle ich deshalb, falls beim ersten Mal nicht
alles angekommen ist, ein zweites Mal zu hören. Dann ist man aber bestens
ins Familienleben eingeführt und kann problemlos der Handlung folgen, die
sich überaus interessant gestaltet. Bei Agatha Christie gibt es viele
Todesarten. Aber an Langeweile ist bei ihr sicher noch keiner gestorben.
Wie immer - das bewundere ich sehr an der Queen of
Crime - ist die Handlung perfekt durchdacht. Gut aufgepasst! Das ist mein
Rat an diejenigen, die den Täter erraten möchten, denn wie immer ist die
Lage vertrackt. Doch es ist nicht unmöglich, dem Mörder auf die Schliche
zu kommen. Ebenfalls etwas, dass ich an Agatha Christie sehr schätze. Sie
zaubert nicht im letzten Moment eine weitere Person herbei, die dem Leser
(bzw. Hörer) fehlte, um auf des Rätsels Lösung zu kommen.
Zur reinsten Wonne lässt jedoch Martin Maria
Schwarz diesen Krimi gedeihen. Seine Sprechkunst ist nahezu
unübertrefflich. Es gibt für mein Ohr keinen besseren Hercule Poirot!
Damit steht und fällt eine Lesung wie diese. Als Zugabe spricht er aber
auch alle anderen Figuren perfekt, was sich eigentlich widersprechen
sollte. Denn Hercule Poirot mit seinem belgischen Akzent ist doch ein ganz
anderer Typ als z. B. eine affektierte Mrs. Inglethorp, die zudem noch so
very british auftritt. Hier gelingt Martin Maria Schwarz das Unmögliche:
Der perfekte Wandel, in Bruchteilen von Sekunden schlüpft er von einer
Figur in die nächste. Nie wirkt es übertrieben, stets hält er die
Balance, so dass die Lesung immer ein Ganzes bleibt. Bewundernswert. Und
wenn dann Hastings als resümierender Erzähler an der Reihe ist, wirkt
seine Stimme wieder so männlich warm und doch herb. Ein Mensch und so
viele Stimmen, das ist grandios! Und zudem nicht die Spur überladen -
besser geht es wirklich nicht.
Fazit: Hörspaß vom Allerfeinsten: Unvergessliche
Vorlage, unvergessliche Figuren, unvergesslicher Rätselspaß und
unvergesslicher Sprecher! (Petra)
Anmerkung: "Das
fehlende Glied in der Kette" war Agatha Christies erster Roman.