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Rezension

Cover Deutschland. Ein Sommermärchen.
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:  

Am 24. Mai 2006 begrüßten etwa 200 Menschen 23 Deutsche Fußballspieler und ein Tross von Betreuern auf einem Schweizer Flughafen in Genf, es war ein Trainingslager angesagt. Am 9. Juli 2006 versammelten sich 500000 Menschen in Berlin um den "Weltmeister der Herzen" zu feiern. Was war geschehen? Eine Antwort auf diese Frage möchte der Autor Sönke Wortmann mit dem vorliegenden Filmtagebuch liefern.

Filmtagebuch deshalb, weil der Autor die Deutsche Fußballnationalmannschaft über ein Jahr hinweg begleitet hat. Mal mit der Kamera, mal ohne - aber immer wachsam und im Hintergrund. Es entstand ein Film den es in dieser Art in Deutschland noch nicht gegeben hatte - der Zuschauer kann Einblick nehmen in Spielerzimmer und Kabine, er sieht Klinsmann toben und loben...

Zuzusagen als "Abfallprodukt" ist ganz nebenbei eine schriftliche Version dieses Films entstanden - eben in Form eines Tagebuchs. Und nun können wir das Tagebuch auch hören, eine faszinierende und auch einzigartige "Hör-Reise" voller Gefühle und Emotionen kann beginnen...

Meine Meinung:

Ich stelle folgende Behauptung auf: Alle diejenigen die über die Gnade der späten Geburt und/oder sich über ein langes Leben freuen dürfen, werden sich auch in zwanzig Jahren noch erinnern können wenn sie dann gefragt werden: Wo warst du im Sommer 2006 als in Deutschland erstmals seit langer langer Zeit wieder schwarz-rot-güldene Fahnen aus reiner Lust und Freude an den Fahnenmästen, Hausfassaden und an Autofenstern flatterten?

Dieser Sommer war wohl nicht nur für mich etwas besonderes, ein ganzes Land ist erwacht und hat über Wochen ein großes Fest gefeiert - Deutschland lud ein und "Die Welt (war) zu Gast bei Freunden", so hieß das offizielle Motto der Fußball WM.

Sönke Wortmann hatte schon nach der WM 2002 in Japan die Idee einen Film über oder auch mit der Nationalmannschaft zu machen. Er sah sich einen Film französischer Filmemacher an, diese hatten während der WM 1998 in Frankreich etwas ähnliches gemacht: Die Fußball Nationalmannschaft auf ihrem Weg zum Titelgewinn mit der Kamera begleitet.

Im Hör-Tagebuch vermittelt der Autor sehr interessante Eindrücke, welche Widerstände zu überwinden waren und welcher Aufwand getrieben wurde um das Projekt (hier Tagebuch) Wirklichkeit werden zu lassen. Ich habe erfahren das er selber früher auch ein ganz passabler Fußballer war (immerhin schaffte er es bis in die zweite Liga), ich habe erfahren mit wieviel Fingerspitzengefühl er an die "Stars" herangegangen ist (er selbst meint, er habe die Spieler nie als Stars erfahren) und letztlich konnte ich einen Einblick gewinnen mit welcher Professionalität die Fußballoffiziellen an das Projekt (hier jetzt Titelgewinn) herangingen: Da blieb anscheinend nichts aber auch gar nichts dem Zufall überlassen.

Die Spieler bekamen Zettel auf denen solche Dinge standen, wie "wann wo welcher Termin" aber auch "welche Kabine auf welcher Seite des Ganges" oder "Licht aus um" oder auch "nur" Motivationshilfen wie "Du schaffst das". Und es gibt da ja auch noch den vielleicht bekanntesten Zettel der jüngeren Fußballgeschichte, nämlich den Zettel den Torwart Jens Lehmann vor den Elfmeterschießen gegen Argentinien in Händen hielt. Wer endlich erfahren möchte was da geheimnisvolles geschrieben stand - der muss hören und wird staunen.

Die WM 2006 war, zumindest auf deutscher Seite, ein wissenschaftlich durchorganisiertes Manöver - von der Medizin bis zu den betriebswirtschaftlichen Abläufen - alles haarklein geplant. Doch das wichtigste war nicht vorzuplanen: Nämlich was während der WM in Deutschland an Stimmung, an Glücksgefühl und vor allen Dingen an Gemeinschaftserlebnis entstand. Sönke Wortmann meint an einer Stelle: Das schönste überhaupt an dieser WM ist die Tatsache, dass das Ausland erstmals ein Deutschland erlebt hat das sich selbst gefeiert hat - das Ausland hat sich mit den Deutschen für die Deutschen gefreut.

Das Hörbuch erzählt von Emotionen. David Odonkor, ein Spieler der noch nie zuvor für die Nationalmannschaft nominiert war, erhielt wenige Wochen vor der WM einen Anruf von Betreuer Andreas Köpke. Köpke sagte ihm: David du wirst nicht für die Junioren Nationalmannschaft aufgestellt werden - Odonkor war wohl sehr überrascht und enttäuscht um dann von Köpke zu hören - du hast da keine Zeit weil du an der Fußball WM 2006 in Deutschland teilnehmen wirst. Träume werden manchmal wahr...

Autor Wortmann, selbst ja auch eine Art Medienmann, spricht von der Rolle die die Medien für dieses Sommermärchen gespielt haben - für die Mannschaft selbst überraschenderweise keine große. Aber natürlich für die Millionen Menschen außerhalb des Mikrokosmos Nationalmannschaft. Nach der WM haben einige große Zeitungen geschrieben, noch nie zuvor sei eine deutsche Fußball Nationalmannschaft von solchen Menschenmassen so bejubelt worden. Wortmann meint dazu: Das stimmt so natürlich nicht, 1954 standen bei der Rückkehr der Weltmeister Zehntausende an den Bahnhöfen und jubelten. Aber die Bedeutungen dieser beiden Ereignisse sind ähnlich hoch einzuschätzen: Der Titelgewinn 1954 gab den Menschen das Gefühl zurück "Wir sind wieder wer". Die WM 2006 brachte die Deutschen dazu sich endlich wieder selbst zu lieben. Starke Worte des Autors, aber wer möchte widersprechen?

An den Sprecher Stefan Gebelhoff muss man sich ein wenig gewöhnen, er ist kein perfekter Hörbuchsprecher. Aber die Wahl auf ihn ist trotzdem gelungen, er tritt nie in den Vordergrund - eben so wie Sönke Wortmann beim filmen nie in den Vordergrund getreten ist. Er spricht nicht perfekt - eben so wie Sönke Wortmann auch nie technisch perfekt filmen konnte oder wollte. Dieses Hörbuch erzählt von Emotionen, eine "durchgestylte" Stimme würde da nur störend wirken.

Wer sich, wie ich, in diesem Sommer hat mittragen lassen, mittragen hat lassen von einer Gefühlswelle, wer sich nochmal an das Kribbeln dieser Tage, die Freude und auch die große Leere nach dem verlorenen Spiel erinnern möchte, dem sei dieses Hörbuch nicht nur ans Ohr sondern auch ans Herz gelegt - es lohnt sich.  (Peka, November 2006)

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 03.11.2006, letzte Änderung am 26.11.2006, Layout by abrakan