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Rezension

Cover Chuzpe
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt / Meine Meinung:  

Ruth Rothwax ist verzweifelt. Edek, ihr Vater, ist vor kurzem zu ihr nach New York gekommen und will nun allen ernstes zusammen mit zwei befreundeten polnischen Damen ein Restaurant eröffnen. In New York! Und sie – das ist schnell klar – soll Edek dafür Geld leihen.

Das alles wäre nicht ganz so haarsträubend, wenn Edek nicht schon 87 Jahre alt wäre!

Alles (aus)reden und nützt nichts: Edek ist – sei es nun Alterssturheit oder einfach seine Natur – äußerst hartnäckig und sucht zusammen mit seinen Freundinnen schon die passende Räumlichkeit. Überhaupt scheint er an alles gedacht zu haben, wenn auch alles aus der Sicht eines kindischen Alten, der er in den Augen der bodenständigen und sicherheitsbedürftigen Ruth ist.

Edek bereitet Ruth mit seiner Idee Kopfschmerzen. Viel zu absurd ist seine Idee. Doch er lässt sich auch von Warnungen er solle nicht so unüberlegt und überstürzt handeln. Denn schließlich ist er in einem Alter, in dem man sich Geduld nicht mehr leisten kann...

Meine Meinung:

Ein dicker Klops – in der Tat! Denn zu allem Überfluss sollen in dem Restaurant polnische Fleischbällchen verkauft werden! Das Entsetzen Ruths überträgt sich mit Leichtigkeit auf den Hörer. Doch nach und nach klingt der Gedanke an ein kleines Restaurant in der Upper East Side, das Klopse verkauft, richtig charmant.

Bei allem Verständnis für Ruth, die zu Recht ob solch eines gewagten – nein irrsinnigen – Unternehmens in Panik gerät und kommen sieht, dass Edek ihr das Geld nie wird zurückzahlen können, kommt man nicht umzu, sie für ihre negativen Gedanken zu tadeln, die sich in allem niederschlagen: Edek sollte in seinem Alter keine Damenfreundschaften mehr pflegen. Besonders nicht, wenn zu erahnen ist, dass Sex im Spiel ist – man bedenke sein Alter! Auch sollte er nicht solche riskanten Unternehmungen anstreben. Oder sich in seiner kindlichen Freude verlieren. Doch in allem schwingt der Gedanke mit, dass Ruth, die ja noch ein großes Stück Leben vor sich hat, auch mal alle Sicherheit und Kontrolle über Bord werfen sollte, um zu Leben. Denn das scheint sie vor lauter Sorge um alles zu verpassen. Im Gegensatz zu Edek, der sich nochmal mitten hinein stürzt. Wenn auch – zugegebener Maßen – unvernünftiger Weise.

Interpretiert wird diese quirlige, komödiantische Geschichte von Marion Martienzen – und zwar ebenso quirlig. Ist das gut oder schlecht? Das möchte ich nicht beurteilen. Es bedarf aber auf jeden Fall einer Vorwarnung. Wer die Sprecherin Marion Martienzen (z. B. aus den Hörbüchern der Helene Hanff-Romane, in denen sie einfach wundervoll ist) noch nicht kennt, muss sich vielleicht erst an sie gewöhnen. Denn sie kann sich unglaublich ereifern. Und sie legt sehr viel Lebendigkeit in ihre Interpretation, was die von Lily Brett geschilderten Szenen und Meinungsverschiedenheiten sehr plastisch wirken lassen. Somit: Ein ruhiges, gediegenes Hörvergnügen ist es nicht – Vergnügen schon, aber halt auf eine andere, lautere Weise.

Ob die Kürzungen sinnvoll vorgenommen wurden, kann ich nicht beurteilen, da ich das Buch nicht gelesen habe. Es wirkt so, als kreise die Geschichte in einem fort um die Debatte zwischen Ruth und Edek. Edek platzt mit seinen Ideen heraus und Ruth versucht sie ihm wieder auszureden. Es mag an den Kürzungen liegen, dass es etwas geballt wirkt. Vielleicht entzerrt sich das in der ungekürzten Buchvorlage etwas durch eventuell vorhandene Nebenhandlungen. Gestört hat mich das, wenn es denn so ist, jedoch nicht. Denn mir reichte die Geschichte im hier dargebotenen Umfang. Auch auf die Gefahr hin, dass das Thema durch Kürzungen ein wenig zu konzentriert wirkt.

Der Titel von Lily Bretts Roman spiegelt die Erzählung perfekt wieder: Denn Edek ist Jude und er hat wirklich „Chuzpe“ (genaue Definition siehe Wikipedia). Und die Autorin vermischt dies mit einer großen Portion Humor, der vielleicht an manchen Stellen ein wenig zu viel wird und ein bisschen hintergründiger sein könnte, aber insgesamt durchaus nett ist. Ebenso wie die Geschichte, die im letzten Drittel so an Charme gewinnt, dass zu einer knappen 3er-Sternchen-Wertung ein dickes halbes Sternchen hinzukam. (Petra)

Button geht es zur genauen Definition des Begriffs "Chuzpe" bei Wikipedia.

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 23.11.2006, letzte Änderung am 05.12.2006, Layout by abrakan