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Rezension

Cover Buddenbrooks
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

Muss man zum Inhalt wirklich noch etwas sagen? Es wimmelt vor Lernmaterialien und Rezensionen zum Buch, - aber vielleicht gibt es ja noch mehr Menschen wie mich, die solche Veröffentlichungen auch erst einmal ignorieren - die keine Schulanalyse suchen und mit meiner einfachen Sicht einsteigen möchten? - Es geht um die Abfolge von vier Generationen der Lübecker Kaufmannsfamilie Buddenbrook, dargestellt über den Zeitraum 1835-1877 - über Rückblicke jedoch, umfasst das Gesamtwerk auch einen größeren Zeitraum.

Der Großvater Konsul Johann Buddenbrook verkörpert noch den 'Echten Kaufmann' er ist Kaufmann mit Leib und Seele, praktisch, energisch, dynamisch. Sein Sohn - auch Johann - wächst in diese Aufgabe hinein, jedoch merkt man ihm schon die Anstrengung an . Er übernimmt die Rolle Kaufmann - und erfüllt sie aus Pflichtgefühl. Er frömmelt - und sein Handeln ist von einem Zwiespalt zwischen Frömmigkeit und Nützlichkeit bestimmt. Der Erfolg ist ihm, trotz der finanziellen Größe, die er erlangt nicht mehr gar so hold, die Fehleinschätzungen ob der Geschäftstüchtigkeit seines Schwiegersohnes z.B. treffen ihn hart. Der Verfall schleicht sich in die Familie.

Thomas Buddenbrook in der 3. Generation ist noch immer Kaufmann und wird sogar Senator und die finanzielle Größe wird erst mit ihm erreicht - aber für ihn ist es hart in dieser Rolle weiter zu machen. Er genügt der Form, aber sein Beruf erfüllt ihn nicht mit dem Herzen. Die Fassade wird immer wichtiger.

'Was man tut' -' Wie man wirkt', dass man doch etwas darstellt als Familie Buddenbrook, wird an Toni - Thomas Schwester klar verdeutlicht. Man ist doch wer - und dieses 'Wer sein' begründet sich nur auf der Vergangenheit, und nicht weil Toni selbst etwas geleistet hat, sie hat sich Mühe gegeben Ehre einzulegen, das muss doch schon genügen. Alle anderen (hier immer 'diese Hagenströms') sind Emporkömmlinge - und verachtenswert. Dabei ist Toni nur naiv, unmündig und liebenswert - nicht etwa böswillig. Christian - der zweite Sohn - der scheinbar weltoffene, exzentrische Bohemien kann es sich leisten sein Leben zu vertändeln und auch noch Spielschulden zu machen, geht ganz in seiner 'Krankheit' auf. Eine zielgerichtete Arbeit kann von ihm nicht verlangt werden. Klara die jüngste und tugendhafteste der Geschwister heiratet einen Pfarrer - stirbt jedoch recht früh an Gehirntuberkulose.

Der Verfall schreitet fort - und mit Hanno - Thomas Sohn, kränklich, übersensibel und am ehesten als Künstlernatur (leider ohne echtes Talent) zu beschreiben und dessen Typhus-Tod, ist der Verfall dann vollendet. 'Die Buddenbrooks' existieren nicht mehr.

Meine Meinung:

Es ist die Hörspielproduktion des HR von 1965 (hrsg. vom Hörverlag 2001) , die ich gehört habe - nicht die komplette Lesung mit den 22 CDs. Sie gibt den Stil des Buches - und auch den Inhalt treffend wieder. Dieter Borsche, Lil Dagover, Horst Tappert (als Christian Buddenbrook) - sind die wenigen der ca. 100 Sprecher, die (mir) sehr bekannt sind , nicht weniger nennenswert Wolfgang Liebeneier - Regisseur des Hörspiels und Sprecher des Thomas Buddenbrook oder Gert Westphal, der Erzähler, der genial in Aussprache und Distanz zum Geschehen (wie auch im Buch; ich habe es dafür nocheinmal passagenweise nachgelesen) die Verbindungen zwischen den Dialogen schafft. Die leichte Ironie, die Betonungen - einfach perfekt. Er läßt für die Komplettlesung einen Leckerbissen erahnen.

Auch die anderen Stimmen sind glänzend gewählt- so viel verschiedenes norddeutsches Platt - soviele übertriebene Betonungen - wie z.B. Sesemi Weichbrodt oder Tonis unverheiratete Cousinen - oder der bayrische Herr Permaneder - die Schleimigkeit eines Herrn Grünlich - ein perfektes Casting. Nicht zuletzt natürlich auch Tony Buddenbrook (Giesela Peltzer), deren Stimmungen, die Fassungslosigkeit über die Schicksalsschläge oder ihre Naivität sich so deutlich in ihrer Sprechweise widerspiegeln.

Wer jedoch platt nicht gut versteht - oder französische Redewendungen, die um die Zeit in den Kreisen üblich waren - der muss wahrscheinlich gut aufpassen, damit nichts vom Inhalt verloren geht. Dies gilt auch für die Lautstärkeregelung - in meinem nicht gerade leisen Auto, musste ich häufig mit dem Lautstärkeregler agieren, weil ein Flüstern im Hörspiel ein Flüstern ist - und eine Versammlung entsprechend laut - aber dafür kann ich den Hörspielcreateuren nicht die Schuld geben, die haben sicherlich mit einer ungeteilten Aufmerksamkeit gerechnet, die ein geneigter Hörer in einem Ohrensessel mit geschlossenen Augen der gesamten Inszenierung widmet - und genau diese Aufmerksamkeit ist dieses Hörspiel sicherlich mindestens wert.

Im beiliegenden Booklet werden neben der SprecherInnen-Aufzählung auch noch 'Die Buddenbrooks' kurz als Werk dargestellt, in die Zeit eingeordnet und gewürdigt. Auch Thomas Manns sonstiges Leben und Werk sind in Stichworten vermerkt.

Bewertung: 4 Sterne - dafür würde ich auch noch mehr Sterne geben, falls ich denn dürfte. (Binchen) 

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 06.11.2002, letzte Änderung am 30.05.2003, Layout by abrakan