Rezension

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	Bewertung:	(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:  

South Carolina in den 60er Jahren: Seit ihre Mutter gestorben ist, fristet die heranwachsenden Lily ein tristes Dasein, das überschattet wird von einem gewalttätigen, trunksüchtigen Vater. Einzig Rosaleen, eine beleibte Farbige die sich um den Haushalt kümmert, bringt ein wenig Herzenswärme in Lilys Leben. Als der in den Südstaaten allgegenwärtige Rassenhass Rosaleen in eine schwierige Lage bringt, als diese versucht ein Stück ihrer Würde zu retten, eskaliert auch für Lily die Situation. Kurzentschlossen flieht sie mit Rosaleen. Sie finden Unterschlupf bei drei farbigen Schwestern, die nach den Sommermonaten May, June und August (Augusta) benannt sind und Bienen züchten und von dem Verkauf des Honigs leben. Besonders Augusta hält viel für Lily bereit: Zuflucht, Verständnis und Zeit - Zeit, die sie braucht, um ihren Weg zu finden...

Meine Meinung:

Was für ein schönes Hörerlebnis! Vom ersten Track an, zieht es einen mitten in die Geschichte hinein, die sehr dicht und bildgewaltig erzählt, aber nicht überfrachtet ist. Gefühle versteht die Autorin geschickt durch kleine Gesten ihrer Protagonistin unterschwellig auszudrücken. So z. B. ihre Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit und Nähe, als Lily Handschuhe ihrer verstorbenen Mutter ausstopft, um eine Nacht lang "ihre Hand" zu halten. Sehr anrührend, aber nie kitschig erzählt. Auch Lilys Sorgen und Ängste sind sehr eindringlich geschildert oder auch ihr Wunsch zu entfliehen.

Auch mit Rosaleen hat die Autorin einen Volltreffer gelandet. So ganz die "schwarze Mama", wie man sie sich vorstellt. Das mag sich klischeehaft anhören, doch in mir beschwor diese Figur ein sehr präsentes Bild herauf, das der Geschichte sehr zuträglich war. Besonders habe ich mich gefreut, dass sie hier und da einen Holzhammer-Humor an den Tag legt, der einmal mehr beweist: Lachen tut gut, besonders wenn das Leben zu ernst und ungerecht wird!

Mit Augusta und ihren Schwestern hat die Autorin ebenfalls unvergessliche Charaktere geschaffen. Sie stehen zu Rosaleen im Kontrast: Würdevolle und stolze schwarze Frauen, die nicht verbittern, weil sie vom Leben - besonders in diesen Zeiten - benachteiligt sind. Man fühlt, freut und leidet mit ihnen.

Aber nicht nur das Seelenleben der Figuren ist eindringlich geschildert, sondern auch körperlich lässt Sue Monk Kidd den Leser was erleben. So z. B. als Lily und Rosaleen zusammen in freier Natur schwimmen. Umhüllt vom Wasser, in dem sich Lily ausstreckt und treiben lässt, erfasst sie eine Ruhe, die sich auch auf den Leser überträgt, als würde man selbst dort im Wasser dahingleiten.

Man kann noch weiter gehen. Denn die Autorin schildert nicht nur die liebenswerten Charaktere überzeugend, sondern auch die schlechten Menschen: Rassisten und Lilys hasserfüllter Vater erhalten dadurch eine fast beängstigende Präsenz, die durch die Sprecherin, Andrea Hörnke-Trieß, noch gesteigert wird. Sie kann ihre Stimme so tief und tosend variieren, dass man beinahe zusammenzuckt und sich mit Lily oder Rosaleen ängstigt. Perfekt in der Ausführung, genauso wie die anderen Passagen. Rosaleen hat genau die Stimme, die man sich für eine gewichtige "schwarze Mama" vorstellt. Lily ist zart und ihrem Alter entsprechend neugierig und lebendig, doch gleichzeitig gehemmt durch ihren Vater. All das legt Andrea Hörnke-Trieß in ihre Stimme, als sei das alles kein Problem. Das steigert dieses Hörbuch zum Hochgenuss. Nicht nur eine glänzende Erzählung, sondern auch beeindruckend umgesetzt. Von dieser Sprecherin möchte ich mehr hören!

Den Bienen hat die Autorin eine besondere Rolle zugedacht. Zum einen, weil sie in die Handlung verwoben sind. Zum anderen aber auch, weil ihnen in jedem Kapitel zu Anfang ein Plätzchen reserviert wurde. Wissenswerte Details aus dem Leben und Verhalten der Bienen werden hier in Kürze preisgegeben. Und schon bald wird klar, dass das soeben gehörte Detail etwas über den Fortlauf der Geschichte aussagt. Denn sinnbildlich stehen diese kleinen lehrreichen und bestaunenswerten Abschnitte für etwas aus der Erzählung. Eine schöne Idee.

Zu sagen bleibt noch, dass man das Gefühl hat, als habe Sue Monk Kidd sehr gekonnt die Atmosphäre South Carolinas in den 60er Jahren eingefangen. Man kann sich vorstellen: so könnte es gewesen sein, so fühlte sich das Leben zu der Zeit dort vielleicht an. Das gibt der fiktiven Erzählung eine gewisse Authentizität, die das Hörerlebnis noch eindringlicher macht. Ebenso Andrea Hörnke-Trieß, die sich dem atmosphärischen Tonfall der Autorin absolut fügt. Beinahe spürt man die Hitze, riecht man den Honig und fühlt die Pfirsiche in der Hand und das Wasser auf der Haut. Wunderschön! Ein ganz besonderes Hörerlebnis! (Petra)

Meine Meinung:

Gleich von Anfang hat mich diese Geschichte in ihren Bann gezogen. 8 CDs hörte sich für mich (noch) sehr viel an, doch schon wollte ich, dass die Geschichte nie endet. Es handelt sich um eine – wenig – gekürzte Lesung, die von Andrea Hörnke-Trieß hervorragend vorgetragen wird. Sie liest mit verteilten Rollen, die junge Erzählerin Lily, die ein wenige schnodderige aber liebenswerte Rosaleen, die ruhige Augusta, die strenge June und die sensible May, den harten T. Ray. Sie trifft punktgenau den Ton der einzelnen Figuren und verleiht ihnen Leben. Dazu ist diese Geschichte reich an schönen und klugen Sätzen, die einem immer wieder den Atem nehmen und denken lassen „ja, genau so ist es“ oder die mich schlucken lassen, aber vor allem eins: immer weiterhören wollen und dabei hoffen, dass die Geschichte nie zu Ende geht. 
Unbedingt hören! Und vielleicht auch noch, vorher, nachher lesen? Dies ist durchaus eine Geschichte zum hören und lesen und sowieso zum genießen. (Sonja)

geht es zur Rezension des Buchs "Die Bienenhüterin" im Buecher4um.