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Rezension

Kategorie:
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Cover Die Bergwanderung SprecherIn:
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Preis:
ISBN:
Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:  

Normalerweise schreibe ich nie den Klappentext ab, sondern ich fasse den Inhalt immer gern selbst zusammen. Aber in diesem Fall mache ich eine Ausnahme weil der Klappentext einzigartig gut den Charakter dieser Kurzgeschichten wiederspiegelt, so dass ich es nicht besser könnte:

„Sonntags hasste Rita Guido. Jeden Sonntagmorgen wanderte sie hinter ihm bergan, den Blick auf seine Wandersocken geheftet, Stunde um Stunde, mit Sonnenbrand auf der Nase und Mord im Herzen. Mit jedem Höhenmeter wuchs ihre Wut. Keiner der entgegenkommenden Wanderer konnte ahnen, was hinter der schweissnassen Stirn der kleinen Frau, die so freundlich grüsste, vorging: Da wurde ihr Ehemann (ja, der langbeinig-drahtige Herr, dem man fünf Minuten vorher begegnet war) aufs grässlichste gemeuchelt. Rita liess ihn endlose Geröllhalden hinunterkollern, hiess den Blitz ihn erschlagen und sah voll stiller Freude zu, wie er im Schneesturm erfror. Jawohl."

So führen diese Geschichten in schwindelerregenden Höhen in tiefe seelische Abgründe und lassen schwangere Frauen nicht nur an der Missgunst sondern auch am Blut einer anderen sterben. Kurzweilige und schaurige Geschichten, in denen Frauen die Initiative ergreifen.

Meine Meinung:

Die Bergwanderung und (sieben) andere Grausamkeiten - welch treffende Bezeichnung für diese Kurzgeschichten - der schweizer Autorin Susy Schmid werden hier von Therese Affolter gelesen.

Die musikalische Untermalung, die zum Abschluss jeder Geschichte eingespielt wird, ist sehr effektvoll. Zum einen, weil es einen gelungenen Ausklang der einen Handlung und einen Schauer versprechenden Übergang in die nächste Geschichte bildet. Zumal einige etwas längere Geschichten aus mehr als nur einem Track bestehen, um dem Hörer den Wiedereinstieg zu erleichtern, wenn er beim Hören unterbrochen wird. Zum anderen aber verdichtet die leicht schaurig anmutende Musik die Atmosphäre der Bedrohlichkeit, die diese Geschichten ausstrahlen durch die Grausamkeiten, die so beunruhigend selbstverständlich und unvermeidlich daher kommen als wäre nicht meist die Absicht Vater dieser bösartigen Begebenheiten. Außerdem verhilft die abschließende Musik dem Hörer die Grausamkeiten in sein Bewusstsein eindringen zu lassen; denn zur vollen Wirkung entfaltet sich das Grauen bei diesen Geschichten immer ganz zum Schluss und hallt in den dumpfen Klängen der Musik noch ein Weilchen nach.

Eigentlich bin ich kein Freund von Kurzgeschichten. Aber in Form des Hörbuchs lasse ich sie mir zusehends lieber gefallen. Denn sie eignen sich wunderbar für kurze Hörmomente, insbesondere auch vor dem Einschlafen. Nicht etwa weil sie langweilig wären oder einschläfernd vorgetragen - sie sollen schon packend sein. Sondern einfach weil ich es so beruhigend finde noch einer Stimme zu lauschen, wenn das Licht aus ist und die Augen zu. Insbesondere wenn ich vom Tag noch aufgewühlt bin, verhilft mir das Zuhören wunderbar zu einem wohligen, entspannten Abschluss des Tages. Zu einer komplexeren Handlung würde ich in diesen Momenten nicht greifen, da ich morgens nicht mehr wüsste, bis an welcher Stelle ich noch aufmerksam war, da es sich meist ja nicht um abgeschlossene, hörbare Kapitel handelt.

Nach den ersten ein, zwei Geschichten hat mich Therese Affolters Stimme eingefangen. Sie passt ausgezeichnet zu der Stimmung der Geschichten: Tief und kühl, ohne Aufregung, was wunderbar zur scheinbaren Unvermeidbarkeit der Grausamkeiten passt, als würde es nur Opfer geben und keine Täter. Genau hierin liegt für mich das Unverwechselbare an Susy Schmids Geschichten: Erzählt aus der Sicht der Täter, aber so unbeteiligt und distanziert, als wären sie selbst nur Zuschauer in einem Schreckensszenario. Und in manchen Fällen stimmt es dann sogar. Denn die Autorin legt sich nicht ausschließlich auf Krimi-Kurzgeschichten fest, sondern überrascht zuweilen mit Elementen des Übersinnlichen, welche noch schauriger sind, weil sie sich völlig unangekündigt und sporadisch einschleichen.

Quintessenz: Eine gelungene Verschmelzung von Text, Stimme und Musik zu einem Ganzen, dessen Stimmung sich schon in dem kühlen, unheilverkündendem Cover androht. Alles perfekt aufeinander abgestimmt - mein Kompliment! Es ist immer ein Erlebnis, wenn ein schon gutes Buch zu einem noch besseren Hörbuch wird. (Petra)

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 20.10.2002, letzte Änderung am 30.05.2003, Layout by abrakan